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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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394 Zusammenhang von PhilosophLe und Weltanschauung<br />

Problem des Grundes und d.h. der Freiheit, das Problem des<br />

Nichts, des E<strong>in</strong>bruchs der Transzendenz <strong>in</strong> das Seiende, das<br />

Seiende im Ganzen nach se<strong>in</strong>en wesentlichen, je das Ganze<br />

durchwaltenden Mächten (nicht Regionen), konzentrieren sich<br />

<strong>in</strong> dem, was wir das Weltproblem nennen.<br />

In der Ordnung des Ansatzes und der Durchführung der Problematik<br />

läßt sich das Weltproblem nur stellen <strong>in</strong> der Weise, daß<br />

es dazu gebracht wird, sich aus dem Se<strong>in</strong>sproblem zu entrollen.<br />

Das heißt aber: Das Se<strong>in</strong>sproblem bedarf zwar e<strong>in</strong>er konkreten<br />

Begründung und Ausarbeitung se<strong>in</strong>er Möglichkeit; das Weltproblem<br />

kann aber nicht e<strong>in</strong>fach daran angestückt werden,<br />

sondern <strong>in</strong> der Fundamentalbetrachtung des Se<strong>in</strong>sproblems<br />

muß sich schon der Horizont bilden, <strong>in</strong> den h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> das Weltproblem<br />

sich soll entrollen können. Die Probleme, <strong>die</strong> sich im<br />

Weltproblem konzentrieren, s<strong>in</strong>d alle, ebenso wie das Se<strong>in</strong>sproblem,<br />

<strong>in</strong> gewisser Weise bekannt und <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er verbogenen,<br />

mißgestalteten Form schon aufgetaucht, wo philosophiert wird.<br />

Gleichwohl muß gesagt werden, daß wir bis jetzt bezüglich<br />

des Weltproblems noch völlig im Dunkeln tappen, nicht etwa<br />

nur im H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> Antworten, sondern vor allem h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der spezifischen Struktur der Problematik, <strong>die</strong> es fordert.<br />

Das gilt freilich auch vom Se<strong>in</strong>sproblem, wenngleich <strong>die</strong> Tradition<br />

hier mehr Anweisungen und Er<strong>in</strong>nerungen gibt. Daß das<br />

Se<strong>in</strong>sproblem geschichtlich bekannter ist, ist zugleich e<strong>in</strong> Anzeichen<br />

dafür, daß es dem Weltproblem vorangeht, so zwar, daß<br />

<strong>die</strong>ses immer schon mit da ist. Das Weltproblem se<strong>in</strong>erseits läßt<br />

sich, e<strong>in</strong>mal entrollt, nicht isolieren, sondern es bohrt sich nun<br />

se<strong>in</strong>erseits wieder rückläufig gleichsam e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> Konstruktion<br />

des Se<strong>in</strong>sproblems. Se<strong>in</strong>sproblem entrollt sich zum Weltproblem,<br />

Weltproblem bohrt sich zurück <strong>in</strong> das Se<strong>in</strong>sproblem, - das<br />

sagt, beide machen <strong>die</strong> <strong>in</strong> sich e<strong>in</strong>heitliche Problematik der<br />

<strong>Philosophie</strong> aus.<br />

§ 45. Se<strong>in</strong>sproblem und Weltproblem 395<br />

b) Im Se<strong>in</strong>s- und Weltproblem br<strong>in</strong>gt sich <strong>die</strong> Transzendenz<br />

zur begrifflichen Ausarbeitung<br />

Was da als e<strong>in</strong>heitliche Problematik des Se<strong>in</strong>s- und Weltproblems<br />

aufbricht, ist das Problem der Transzendenz. Der zweite<br />

Weg führt demnach gleichfalls zu e<strong>in</strong>em konkreten <strong>in</strong>haltlichen<br />

Verständnis der Problematik der <strong>Philosophie</strong> selbst und betrifft<br />

nicht nur <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das formale Verhältnis von <strong>Philosophie</strong><br />

und Weltanschauung. Das wahre Verständnis der <strong>Philosophie</strong><br />

aber macht nun auch deutlicher, was es besagt: <strong>Philosophie</strong>ren<br />

ist ausdrückliches Transzen<strong>die</strong>ren. Im Se<strong>in</strong>s- und Weltproblem<br />

br<strong>in</strong>gt sich <strong>die</strong> Transzendenz zur begrifflichen Ausarbeitung.<br />

Aber das besagt nun nicht: Im <strong>Philosophie</strong>ren wird <strong>die</strong> Transzendenz<br />

eigens Thema, so wie e<strong>in</strong>e Wissenschaft e<strong>in</strong> bestimmtes<br />

vorliegendes Gebiet, etwa <strong>die</strong> Pflanzen, zum Gegenstand der<br />

Erforschung macht. Wir sagen nicht; <strong>Philosophie</strong>ren ist Erforschung<br />

der Transzendenz, sondern: <strong>Philosophie</strong>ren ist ausdrückliches<br />

Transzen<strong>die</strong>ren. Die Ausarbeitung des Se<strong>in</strong>s- und Weltproblems<br />

beschreibt nicht <strong>die</strong> Transzendenz als irgend etwas<br />

Vorhandenes; sie beschreibt nicht, weil sie nicht beschreiben<br />

kann und kann es nicht, weil Transzendenz sich nicht beschreiben<br />

läßt, sofern <strong>die</strong> Transzendenz nichts ist, was vorliegen<br />

könnte wie e<strong>in</strong> Gegenstand der Wissenschaft.<br />

Die begriffliche Ausarbeitung der Transzendenz ist e<strong>in</strong> verstehendes<br />

Ausbilden des Transzen<strong>die</strong>rens selbst, ist <strong>in</strong> sich<br />

Vollzug des Transzen<strong>die</strong>rens, und zwar e<strong>in</strong> solcher ureigener Art.<br />

Denn Transzendenz geschieht <strong>in</strong> jedem Dase<strong>in</strong> als solchem.<br />

Hier aber handelt es sich wn e<strong>in</strong> Geschehenlassen der Transzendenz<br />

aus und <strong>in</strong> ihrem Grunde. Sie soll »sich zeigen«, nicht<br />

wie e<strong>in</strong> vorhandenes beschreibbal1es Gemälde, sondern <strong>die</strong><br />

Transzendenz zum Phänomen, zum Sichzeigen br<strong>in</strong>gen, heißt,<br />

sie sich allererst im Grunde ihres Wesens bilden lassen.<br />

Das ist der eigentliche philosophisch-transzendentale Begriff<br />

des Phänomens. Es ist e<strong>in</strong>e Oberflächlichkeit, wenn man mit<br />

Bezug auf <strong>die</strong> Erörterungen <strong>in</strong> »Se<strong>in</strong> und Zeit« und das dort

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