Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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366 Das Problem der Weltanschauung<br />
tens, Leere des Dase<strong>in</strong>s, sich <strong>in</strong> sich selbst Halten. 2. In e<strong>in</strong>s<br />
damit: Verweisung auf eigene Tätigkeitsmöglichkeit -, betonte<br />
Verhaltung. Im Offenbarwerden des Nichtmehrdase<strong>in</strong>s der Haltung<br />
liegt <strong>die</strong> Anweisung auf <strong>die</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er ursprünglichen<br />
Aneignung derselben. Mit anderen Worten: Aus der<br />
Offenbarkeit der Halt-Iosigkeit als Haltungslosigkeit entspr<strong>in</strong>gt<br />
e<strong>in</strong>e neue Möglichkeit des Haltnehmens, d. h. des Sichhaltens<br />
im In-der-Welt-se<strong>in</strong>. Halt ist jetzt offenbar als Haltung.<br />
§ 42. Die andere Grundmöglichkeit:<br />
Weltanschauung als Haltung<br />
a) Weltanschauung als Haltung und <strong>die</strong> aus ihr entspr<strong>in</strong>gende<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Seienden<br />
Damit stehen wir bei der zweiten, auf <strong>die</strong> erste wesentlich bezogene<br />
und immer bezogen bleibende Grundmöglichkeit der<br />
Weltanschauung. Halt als Bergung hat den Halt primär <strong>in</strong> dem,<br />
woran sie sich hält, im Seienden, dar<strong>in</strong> sie geborgen ist; Halt als<br />
Haltung hat den Halt primär im Sichhalten selbst. Das- Dase<strong>in</strong><br />
selbst - als solches - läßt den Halt geschehen und se<strong>in</strong>; aber nun<br />
ist nicht etwa das Dase<strong>in</strong> das Seiende, woran es sich hält, obzwar<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Richtung <strong>die</strong> Hauptmöglichkeit der Entartung der<br />
Weltanschauung als Haltung liegt.<br />
Auf <strong>die</strong> Haltlosigkeit als ursprüngliche Ungeborgenheit ist<br />
der erste Halt als Bergung bezogen. Deren notwendige Ausbildung<br />
entartet zum Betrieb, der se<strong>in</strong>erseits - zunächst <strong>in</strong> der<br />
Weise des Sche<strong>in</strong>s (Geschäftigkeit) und des Mangels - <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
der Haltung offenbar macht und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>s damit e<strong>in</strong>e<br />
neue Halt-Iosigkeit. Diese ist der Betrieb selbst; bezeichnend ist,<br />
daß hier <strong>die</strong> Haltlosigkeit positiv ausgedrückt ist. Denn je mehr<br />
sich das Dase<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Geschehen von dem Eigen~lichen<br />
entfernt und <strong>die</strong> »Wahrheit« <strong>in</strong> ihrem Wie sich wandelt, um so<br />
wesentlicher und »freier« wird derSche<strong>in</strong>. »Betrieb« stellt sich<br />
§ 42. Weltanschauung als Haltung 367<br />
dar als Sche<strong>in</strong> der höchsten Wirklichkeit, als Handeln, »es geschieht<br />
etwas«. Sofern <strong>die</strong> der Haltung entsprechende Haltlosigkeit<br />
im Betrieb liegt, <strong>die</strong>ser aber <strong>in</strong> sich als Modus der<br />
Bergung fungiert, bleibt <strong>die</strong> Haltung <strong>in</strong> wesensmäßigem Zusammenhang<br />
mit der Bergung selbst und damit der Haltlosigkeit<br />
als Un-geborgenheit. In <strong>die</strong>ser Wesenslegierung von<br />
Haltung und Bergung liegt der Wesensgrund für <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
der Ause<strong>in</strong>andersetzung und des Kampfes zwischen<br />
bei den. Bergung und Haltung s<strong>in</strong>d -zwei Grundweisen der Weltanschauung,<br />
d.h. des In-der-Welt-se<strong>in</strong>s, der jeweiligen Faktizität<br />
der Transzendenz. Sie s<strong>in</strong>d wesentlich aufe<strong>in</strong>ander bezogen.<br />
Durch e<strong>in</strong>e Abhebung der e<strong>in</strong>en Möglichkeit gegen <strong>die</strong> andere<br />
können sich beide verdeutlichen, was für uns vor allem bezüglich<br />
der zweiten Möglichkeit wichtig ist.<br />
Von vornhere<strong>in</strong> ist nicht zu vergessen: Als Weltanschauungen<br />
betreffen Bergung und Haltung immer das Ganze des Dase<strong>in</strong>s<br />
<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>heit se<strong>in</strong>er Streuung. Das ist um so wichtiger, als<br />
gerade <strong>in</strong> den bei den Grundweisen der Transzendenz sich je<br />
e<strong>in</strong>e Verlagerung des GeWIchts der Transzendenz vollziehu, ohne<br />
daß <strong>die</strong>se dabei gleichsam ause<strong>in</strong>anderfällt. Verlagerung des<br />
Gewichts ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Möglichkeit <strong>die</strong>ser im Spielcharakter<br />
der Transzendenz. Wir können <strong>die</strong>s nur schematisch kennzeichnen,<br />
mit allen Vorbehalten e<strong>in</strong>er solchen Charakteristik.<br />
I Bei der Bergung liegt das Gewicht des Dase<strong>in</strong>s im Durchwaltetse<strong>in</strong><br />
vom Seienden, so zwar, daß <strong>die</strong> Wahrheit des Dase<strong>in</strong>s<br />
primär durch <strong>die</strong> Ungeborgenheit bestimmt ist. Das Dase<strong>in</strong> ist<br />
gewissermaßen <strong>in</strong> das Ganze des Seienden h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>genommen,<br />
aber gleichwohl nicht verloren, sondern von ihm getragen.<br />
, Bei der Weltanschauung als Haltung dagegen liegt das Gewicht<br />
des Dase<strong>in</strong>s im Verhalten als Sich verhalten und selbst<br />
handeln. Das Umwillen-se<strong>in</strong>er, das auch im mythischen Dase<strong>in</strong><br />
nicht etwa fehlt - sonst wäre Bergung ohne Se<strong>in</strong> -, br<strong>in</strong>gt das<br />
Dase<strong>in</strong> zu ihm selbst. Das Umwillen- se<strong>in</strong>er kommt jetzt eigens<br />
<strong>in</strong> das Sichhalten. Das besagt aber: Das Dase<strong>in</strong> hat sich selbst <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Geworfenheit und se<strong>in</strong>en faktischen Möglichkeiten er-