Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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348 Das Problem der Weltanschauung<br />
Se<strong>in</strong><br />
das Wirkliche<br />
(Welt)<br />
Erkenntnis<br />
Weltbild<br />
Wert<br />
Leben<br />
Gefühl<br />
objektives Gemisch <strong>die</strong>ser drei? Er me<strong>in</strong>t mit »Weltbild« vielmehr<br />
<strong>die</strong> kausal erkannte Natur, das Erkannte im Erkennen;<br />
der seelische Erlebniszusammenhang als gelebter und <strong>die</strong> Pr<strong>in</strong>zipien<br />
als das Handeln B<strong>in</strong>dende. Gewiß, das me<strong>in</strong>t er; aber er<br />
me<strong>in</strong>t auch das erste. Mit anderen Worten: Es liegt hier e<strong>in</strong>e<br />
wesentliche Unbestimmtheit <strong>in</strong> der Kennzeichnung der Bestand-teile<br />
als solcher vor: e<strong>in</strong>mal objektiv vorhandene ontische<br />
Bezirke (objektiv), zugleich aber im H<strong>in</strong>blick darauf, daß<br />
sie erkannt, gefühlt und gewollt s<strong>in</strong>d (subjektiv); bald das e<strong>in</strong>e,<br />
»bald das andere«, bald beide <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Bezogenheit (Objekt<br />
Subjekt-Beziehung), wobei <strong>die</strong>se erst recht unbestimmt bleibt.<br />
Die Grundbestandteile s<strong>in</strong>d also nicht h<strong>in</strong>reichend ursprünglich<br />
bestimmt, sondern von außen, vulgär, <strong>in</strong> wechselnden und<br />
schillernden Bezügen, bald objektiv, bald subjektiv, bald Objekt-Subjekt-Bezogenheit<br />
selbst. Aber nur im H<strong>in</strong>blick darauf,<br />
daß <strong>die</strong> drei Bestandteile gleichsam drei ontische Bezirke me<strong>in</strong>en,<br />
vermag Dilthey zu sagen, sie seien »verschiedener ProvenIenz«.<br />
Lebenserfahrung<br />
Wollen<br />
Pr<strong>in</strong>zipien<br />
Wille<br />
Handeln<br />
objektiv<br />
subjektiv<br />
oberste<br />
Denkbestimmung<br />
subjektivobjektiv<br />
Aber <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Ordnung ist Dilthey selbst schwankend.<br />
2. S<strong>in</strong>d sie als Bestandteile der Weltanschauung ver~chiedener<br />
Herkunft oder nicht? Nimmt man sie objektiv, dan~ <strong>in</strong> der<br />
Tat; Natur ist etwas für sich, ebenso seelisches Leben und gel-<br />
§ 39. Grundfragen des pr<strong>in</strong>zipiellen Problems 349<br />
tende Pr<strong>in</strong>zipien. Ke<strong>in</strong> Bezirk ist auf e<strong>in</strong>en anderen zurückführbar.<br />
Me<strong>in</strong>en <strong>die</strong> Bestandteile dagegen als solche <strong>die</strong> Weltanschauung<br />
und <strong>die</strong>se als Bestimmung des Seelenlebens, d. h. <strong>die</strong><br />
drei Bestandteile als erkennendes, wertendes und wollendes<br />
Verhalten, dann ist gar nicht e<strong>in</strong>zusehen, ,wie hier von verschiedener<br />
Provenienz der Bestandteile gesprochen werden soll;<br />
gerade umgekehrt: Sie haben <strong>die</strong>sseibe Provenienz aus dem<br />
Ganzen des Seelenlebens. Dilthey selbst sagt, entgegen der These<br />
von der verschiedenen Provenienz: »Der Grundunterschied<br />
zwischen <strong>die</strong>sen Bestandteilen geht zurück <strong>in</strong> <strong>die</strong> Differenzierung<br />
des Seelenlebens, welche als dessen Struktur bezeichnet<br />
worden ist.«2 So ist nicht nur <strong>die</strong> Kennzeichnung der Bestandteile<br />
selbst unbestimmt, sondern auch <strong>die</strong> Bestimmung ihrer<br />
Herkunft; <strong>die</strong>se muß schwankend se<strong>in</strong>, weil <strong>die</strong> Bestandteile<br />
selbst vielfältig belastet s<strong>in</strong>d. Damit verschl<strong>in</strong>gt sich nun e<strong>in</strong>e<br />
weitere Schwierigkeit.<br />
3. Die Frage des möglichen Zusammenhangs der Bestandteile.<br />
Danach fragt Dilthey im Grunde gar nicht mehr; er bleibt<br />
bei der Dreigliederung der Vermögen Erkennen, Gefühl, Wille<br />
stehen; freilich ist er, und gerade er, nicht der Me<strong>in</strong>ung, daß<br />
<strong>die</strong>se drei nur nebene<strong>in</strong>ander vorkommen; er bemüht sich gerade<br />
darum, <strong>die</strong> E<strong>in</strong>heit derselben ans Licht zu br<strong>in</strong>gen, aber<br />
doch so, daß er je auf <strong>die</strong> faktische Verkettung aller drei h<strong>in</strong>weist<br />
- es gibt nie e<strong>in</strong> Vermögen ohne <strong>die</strong> beiden anderen -, aber das<br />
Entscheidende, <strong>die</strong> Möglichkeit <strong>die</strong>ses Zusammenhangs, d.h.<br />
<strong>die</strong> Grundstruktur des Dase<strong>in</strong>s selbst, aus der solche Bestandteile<br />
zu entnehmen s<strong>in</strong>d, ist nicht zum Problem gemacht. Daher<br />
bleibt<br />
4. unbestimmt, ob sie nur zusammen geraten s<strong>in</strong>d oder ob<br />
sich hier e<strong>in</strong>e ursprüngliche, wesensnotwendige E<strong>in</strong>heit im Dase<strong>in</strong><br />
selbst bekundet. Dilthey sagt: »Ihre [der Bestandteile]<br />
psychische Relation ist für uns im Erlebnis da; sie gehört unter<br />
<strong>die</strong> letzten erreichbaren Tatsachen des Bewußtse<strong>in</strong>s. Das Sub-<br />
2 Ebd.