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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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286 Weltanschauung und Weltbegriff<br />

Ad 3. (Vgl. oben S. 279). Was bedeutet es für <strong>die</strong> Fassung des<br />

Weltbegriffes, wenn er als e<strong>in</strong>e Idee bestimmt wird? Diese Frage<br />

erfordert zuvor e<strong>in</strong>e kurze Erörterung darüber, <strong>in</strong>wiefern sich<br />

für Kant überhaupt e<strong>in</strong>e Mannigfaltigkeit von Ideen ergibt und<br />

<strong>in</strong>wiefern »Welt« e<strong>in</strong>e unter <strong>die</strong>sen ist.<br />

Die Ideen s<strong>in</strong>d als re<strong>in</strong>e geschlossene Begriffe ihrem allgeme<strong>in</strong>sten<br />

Wesen nach Vorstellungen, und zwar cognitiones.<br />

Vorstellungen als solche haben »Beziehungen« mit Bewußtse<strong>in</strong>,<br />

»sie beziehen sich auf ... «; das Worauf der Beziehung stellt sich<br />

<strong>in</strong> Vorstellungen selbst dar. Kant sagt dementsprechend (A 333/<br />

4, B 390/1): »Nun ist das Allgeme<strong>in</strong>e aller Beziehung, <strong>die</strong> unsere<br />

Vorstellungen haben können, 1. <strong>die</strong> Beziehung aufs Subjekt, 2.<br />

<strong>die</strong> Beziehung auf Objekte, und zwar entweder erstlich als Ersche<strong>in</strong>ungen,<br />

oder als Gegenstände des Denkens überhaupt.<br />

Wenn man <strong>die</strong>se Untere<strong>in</strong>teilung mit der oberen verb<strong>in</strong>det, so<br />

ist alles Verhältnis der Vorstellungen, davon wir uns entweder<br />

e<strong>in</strong>en Begriff, oder Idee machen können, dreifach: 1. das Verhältnis<br />

zum Subjekt, 2. zum Mannigfaltigen des Objekts <strong>in</strong> der<br />

Ersche<strong>in</strong>ung, 3. zu allen D<strong>in</strong>gen überhaupt.« ,<br />

Das Allgeme<strong>in</strong>e aller Beziehung, d. h. das, worauf sie sich<br />

überhaupt beziehen kann, ist dreifach: aber <strong>die</strong> H<strong>in</strong>sichten <strong>die</strong>ser<br />

Dreiheit s<strong>in</strong>d schon verschieden; a) Subjekt oder Objekt:<br />

H<strong>in</strong>sicht nach dem Was, Worauf; b) Objekt qua Ersche<strong>in</strong>ung<br />

oder qua D<strong>in</strong>g an sich: H<strong>in</strong>sicht nach der Möglichkeit des endlichen<br />

bzw. unendlichen Vorstellens, das produktive schlechth<strong>in</strong><br />

und das »reproduktive«. Drei Gebiete möglicher Synthesis, <strong>die</strong><br />

Gebiete möglicher Totalität. Entsprechend ist das begriffliche,<br />

dabei ist <strong>die</strong>ser Begriff, kaum ideiert, gleich objektiv genommen, gleichsam<br />

objekuv: d.h. unbestimmt. Die ontologische [ ... )* <strong>die</strong>ses Konzentrierendsems<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>s mit Darstellendse<strong>in</strong>s ~ ohne <strong>die</strong> ganz eigene Problematik der Transzendenz<br />

zu sehen.<br />

Perceptw ~ eIne repraesentatlO mit Bewußtse<strong>in</strong>, eIn konzentrierendes Darstellen:<br />

für sich, e<strong>in</strong> solches, das SIch bezIehen bzw. auf sich konzentneren<br />

kann. Das Darstellen ist nicht nur e<strong>in</strong> gewußtes, sondern als solches »mIt<br />

BewußtseIn«, e<strong>in</strong> wissendes Gewahrwerden, »Wahrnehmung«. .<br />

* Anm. d. Hg.: Em Wort fehlt ,m Manuskript, vermutlich: Grundkraft.<br />

§ 34. Kants Weltbegriff 287<br />

ideierende Vorstellen dreifach und es gibt drei Klassen von<br />

Ideen. Die erste Klasse der Idee geht auf <strong>die</strong> unbed<strong>in</strong>gte E<strong>in</strong>heit<br />

des denkenden Subjekts, <strong>die</strong> zweite auf <strong>die</strong> unbed<strong>in</strong>gte E<strong>in</strong>heit<br />

der Reihe der Bed<strong>in</strong>gungen der Ersche<strong>in</strong>ungen, <strong>die</strong> dritte auf<br />

<strong>die</strong> absolute E<strong>in</strong>heit der Bed<strong>in</strong>gung aller Gegenstände des Denkens<br />

überhaupt. Diese Dreiheit wird nur aufgezählt, nicht mehr<br />

begriffen aus Transzendenz, vgl. das Gründen.<br />

»Das denkende Subjekt ist der Gegenstand der Psychologie,<br />

der Inbegriff aller Ersche<strong>in</strong>ungen (<strong>die</strong> Welt) der Gegenstand<br />

der Kosmologie [ens creatum, Endlichkeit, »transzendentale<br />

Weltwissenschaft«], und das D<strong>in</strong>g, welches <strong>die</strong> oberste Bed<strong>in</strong>gung<br />

der Möglichkeit von allem, was gedacht werden kann,<br />

enthält (das Wesen aller Wesen), der Gegenstand der Theologie«<br />

(A 334, B 391). Mith<strong>in</strong> werden <strong>die</strong> drei Diszipl<strong>in</strong>en der<br />

Metaphysica specialis aus der re<strong>in</strong>en Vernunft selbst entwickelt.<br />

»Also gibt <strong>die</strong> re<strong>in</strong>e Vernunft <strong>die</strong> Idee zu e<strong>in</strong>er transzendentalen<br />

Seelenlehre (psychologia rationalis), zu e<strong>in</strong>er transzendentalen<br />

Weltwissenschaft (cosmologia rationalis), endlich auch zu e<strong>in</strong>er<br />

transzendentalen Gotteserkenntnis (theologia transcendentalis)<br />

an <strong>die</strong> Hand.« (A 334/5, B 391/2) »Der bloße Entwurf sogar,<br />

..« ist gar nichts aus dem Verstand Deduzierbares, »sondern<br />

ist lediglich e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es und echtes Produkt, oder Problem<br />

der re<strong>in</strong>en Vernunft« (A 335, B 392). Re<strong>in</strong>e Vernunft == <strong>die</strong> a<br />

priori synthetische Vernunft.<br />

Damit haben <strong>die</strong> Begriffe Welt und Kosmologie ihre systematische<br />

Rechtfertigung erhalten; zugleich aber ist der traditionelle<br />

Begriff der Metaphysica specialis aufgenommen und<br />

doch verwandelt. (Vgl. »Kritik der re<strong>in</strong>en Vernunft«, Anmerkung<br />

<strong>in</strong> B zu S. 395.)<br />

Von den Ideen ist »ke<strong>in</strong>e objektive Deduktion möglich« (vgl.<br />

A 336, B 393), d.h. WesenserheIlung ergibt sich aus dem Wesen<br />

der Beziehung auf Objekte überhaupt und was dazu gehört.<br />

Ideen haben grundsätzlich unter den Objekten ke<strong>in</strong>en kongruenten<br />

Gegenstand; es gibt ke<strong>in</strong> Objel}t für sie; wider den Begriff<br />

des Objekts. Wie beide, subjektive und objektive Deduktion

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