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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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24 Was heißt Phllosophle."<br />

gung - fordert, wird auch das Gegenteil, der Sche<strong>in</strong>, offenbar,<br />

und jetzt bekommt OOCPL(J'tT]S; im Unterschied zu CPLAOOOCPOS; <strong>die</strong><br />

Bedeutung des Sche<strong>in</strong> philosophen, des Gegenspielers, der so<br />

aussieht wie e<strong>in</strong> Philosoph und doch ke<strong>in</strong>er ist, der aber mit<br />

<strong>die</strong>sem Sche<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Geschäfte macht. Wo <strong>Philosophie</strong> ist, da ist<br />

auch notwendig Sophistik, nicht nur zur Zeit Platons, sondern<br />

jederzeit, und heute vielleicht mehr denn je. Ja, wenn es so<br />

aussieht, als sei ke<strong>in</strong>e SophistIk da, dann ist es auch mit der<br />

<strong>Philosophie</strong> schlecht bestellt. Daher ist es vielleicht nicht das<br />

schlechteste Zeichen, wenn heute der Journalismus sich der<br />

<strong>Philosophie</strong> zu bemächtigen beg<strong>in</strong>nt. Aber es ist nicht so, daß<br />

auf der e<strong>in</strong>en Seite der Philosoph und auf der anderen der<br />

Sophist stünde; sondern weil dIe <strong>Philosophie</strong> wesentlich e<strong>in</strong>e<br />

menschliche, d. h. endliche MöglichkeIt ist, deshalb steckt <strong>in</strong><br />

jedem Philosophen e<strong>in</strong> Sophist.<br />

Der griechische Ausdruck ist zugleich Anzeichen für das <strong>in</strong>~<br />

nerste und längst nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er zentralen Funktion erfaßte<br />

Wesen der <strong>Philosophie</strong>: ihre Endlichkeit. Diese ist nicht damit<br />

begriffen, daß man <strong>in</strong> sche<strong>in</strong>barer Bescheidenheit und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Rührung schließlich e<strong>in</strong>gesteht, unser Wissen sei<br />

Stückwerk. Die <strong>Philosophie</strong> ist nicht deshalb endlich, weil sie<br />

nie zu Ende kommt. Die Endlichkeit liegt nicht am Ende, son~<br />

dem am Anfang der PhilosophIe, das heißt <strong>die</strong> Endlichkeit muß<br />

<strong>in</strong> ihrem Wesen <strong>in</strong> den Begriff der <strong>Philosophie</strong> aufgenommen<br />

werden. Entscheidend ist nicht, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>mal gewonnenen Wege<br />

<strong>in</strong> der Endlosigkeit doch zu Ende gehen zu wollen, sondern je<br />

wieder e<strong>in</strong>en neuen Weg e<strong>in</strong>zuschlagen.<br />

E<strong>in</strong>e letzte Kennzeichnung für den Begriff und das Wort<br />

<strong>Philosophie</strong> können wir uns deutlich machen durch e<strong>in</strong>en Ver~<br />

gleich mit entsprechenden Titeln, <strong>die</strong> wir zur Bezeichnung der<br />

Wissenschaften wie Zoo~logie, Theo~logie, Anthropo~logie oder<br />

Philo~logie gebrauchen. Der Ausdruck ~logie entspricht dem<br />

griechischen AOYOS;, d. h. Offen barrnachen, Erfassen, Bestimmen<br />

von etwas. Zoologie bedeutet also das Offenbarmachen, Erfas~<br />

sen und Erkennen der Tiere, AnthropologIe das des Menschen,<br />

.~ 7. Der Ausdruck "Phtlosophle« 25<br />

Theologie das Gottes. Hier ist AOYOS;, ~ logie der Ausdruck für <strong>die</strong><br />

Art des Erfassens von bestimmten Gegenstandsgebieten. Im<br />

Ausdruck Philologie dagegen ist AOYOS; der Gegenstand der Wis~<br />

sensehaft selbst, <strong>die</strong> Sprache, Rede; freilich liegt hier e<strong>in</strong>e<br />

gewisse cpLAia. Nach Analogie der Philologie wäre <strong>in</strong> der Philo~<br />

sophie der Gegenstand <strong>die</strong> oocpia. <strong>Philosophie</strong> ist aber nicht <strong>die</strong><br />

Erkenntnis der Weisheit.<br />

<strong>Philosophie</strong> nennt nicht das, was da behandelt, erkannt wer~<br />

den solle, sondern das Wie, <strong>die</strong> Grundart des Verhaltens. Daher<br />

sagen wir: <strong>Philosophie</strong> ist <strong>Philosophie</strong>ren. Aber so wichtig <strong>die</strong>se<br />

Worterläuterung se<strong>in</strong> mag, wir dürfen uns nicht daran hängen<br />

und me<strong>in</strong>en, nun schon e<strong>in</strong> Verständnis der <strong>Philosophie</strong> gewon~<br />

nen zu haben.

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