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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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140 Wahrheit - Dase<strong>in</strong> - Mit-se<strong>in</strong><br />

lockeres Mite<strong>in</strong>ander. Gewiß, aber das verschlägt nichts dagegen,<br />

daß auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen lockeren Mite<strong>in</strong>ander se<strong>in</strong><br />

Wesen sichtbar wird bzw. e<strong>in</strong> Wesensstück. Denn das Se<strong>in</strong> bei<br />

e<strong>in</strong>em Selbigen ist, streng genommen, nicht e<strong>in</strong> Modus des<br />

Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong>s, also e<strong>in</strong>e besondere Art unter vielen anderen,<br />

sondern e<strong>in</strong> Wesens bestand e<strong>in</strong>es jeglichen Mite<strong>in</strong>ander; d. h.<br />

unser Se<strong>in</strong> bei der Kreide, dem Schwamm und dem, was hier<br />

vorhanden ist, gehört wesenhaft zu unserem Mite<strong>in</strong>ander, das<br />

noch durch anderes konstituiert wird - me<strong>in</strong>e Vorlesung, Ihr<br />

Hören derselben; aber zu <strong>die</strong>sem gehört das Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem,<br />

wenn auch nicht notwendig gerade <strong>die</strong>ses; auch draußen<br />

im Gebirge irgendwo ist das Mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong> Se<strong>in</strong> bei ...<br />

solchem, was da gerade offenbar ist am jederzeit Vorhandenen.<br />

Nun hörten wir schon: In dem traditionellen Subjektbegriff<br />

wird das Se<strong>in</strong> bei ... ausgelassen; es ist auch, wie wir noch sehen<br />

werden, noch nicht dadurch als Wesensmoment der Subjektivität<br />

gefaßt, wenn man das Subjekt als <strong>in</strong>tentionales Bewußtse<strong>in</strong><br />

nimmt. Intentionalität gew<strong>in</strong>nt nicht ihre wahre und zentrale<br />

Auswirkung, solange »Bewußtse<strong>in</strong>« bleibt und nicht gerade mit<br />

Hilfe der Intentionalität <strong>die</strong> Interpretation des Menschen vom<br />

Bewußtse<strong>in</strong> her gesprengt wird. Weil nun aber das Subjekt<br />

gleichsam beschnitten um <strong>die</strong>ses Se<strong>in</strong> bei ... gedacht wird, e<strong>in</strong><br />

Rumpfsubjekt, kommt auch <strong>die</strong> Frage nach dem Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong><br />

und dessen Wesen auf e<strong>in</strong>e verkehrte Bahn. Weil beide<br />

Subjekte unterbestimmt s<strong>in</strong>d, muß gleichsam für <strong>die</strong> Vermittlung<br />

beider e<strong>in</strong>e reichere Veranstaltung getroffen werden, als<br />

dem Wesen nach notwendig ist. Die Unterbestimmung der Subjektivität<br />

verursacht e<strong>in</strong>e Überbestimmung der Beziehung von<br />

Subjekt zu Subjekt. Denn jetzt hat man zwei Subjekte - aber<br />

zunächst so, daß noch ke<strong>in</strong>e Kommunikation möglich ist - und<br />

orientiert das Problem darauf, wie <strong>die</strong>se beiden Rumpfsubjekte<br />

zusammenkommen.<br />

Das Subjekt, das man dabei sicher zu haben me<strong>in</strong>t, ist das<br />

eigene Ich, das Ich-Subjekt, das freilich nicht als alle<strong>in</strong>iges <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong> angesetzt wiord; das andere wird daher zum<br />

§ 18. Dase<strong>in</strong> und Mit-se<strong>in</strong> 141<br />

Du-Subjekt, bei dem gleichfalls jene Bestimmung fehlt, d. h. e<strong>in</strong><br />

zweites- Ich. Nun erhebt sich <strong>die</strong> Frage, wie e<strong>in</strong> erstes Ich zu<br />

e<strong>in</strong>em zweiten Ich kommt, und wie durch <strong>die</strong>ses Zusammenkommen<br />

zweier Iche e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>ander entsteht. Wenn <strong>die</strong>se<br />

bei den zusammen s<strong>in</strong>d, läßt man sie beratschlagen, wie sie sich<br />

zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen D<strong>in</strong>g draußen verhalten können. Das<br />

Problem des Mite<strong>in</strong>ander wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Ansatz das Problem<br />

der sogenannten Ich-Du-Beziehung, und <strong>die</strong> Weise der Konstitution<br />

derselben bezeichnet man als E<strong>in</strong>fühlung; sie ist das<br />

Fenster, durch das gleichsam e<strong>in</strong> Subjekt, das sich jeweils <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Gehäuse bef<strong>in</strong>det, zum anderen h<strong>in</strong>übersteigt.<br />

Aber sofern überhaupt das Mite<strong>in</strong>ander als Problem auf den<br />

Nenner der »E<strong>in</strong>fühlung« gebracht wird, ist - wie immer E<strong>in</strong>fühlung<br />

gefaßt werden mag - <strong>die</strong> entscheidende E<strong>in</strong>sicht nicht<br />

gewonnen, daß das Mite<strong>in</strong>ander zum Wesen des Dase<strong>in</strong>s als<br />

solchem schon gehört, so zwar, daß <strong>die</strong>ses Dase<strong>in</strong> als solches<br />

auch schon Se<strong>in</strong> bei ... ist.<br />

Dase<strong>in</strong> ist Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong> bei ... Wenn so das Mite<strong>in</strong>ander<br />

als zum Wesen jedes Dase<strong>in</strong>s gehörig gefaßt wird, so heißt das<br />

nicht, es sei ke<strong>in</strong> Problem, im Gegenteil, wir zeigen ja, wie nun<br />

gerade nach der <strong>in</strong>neren Möglichkeit des Mite<strong>in</strong>ander gefragt<br />

werden muß und wie <strong>die</strong>se Frage aus der Aufhellung des Dase<strong>in</strong>s<br />

als solchem ihre Antwort f<strong>in</strong>det.<br />

Nur weil jedes Dase<strong>in</strong> als solches von Hause aus - wie, wurde<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>sicht gezeigt - e<strong>in</strong> Mitse<strong>in</strong> ist, d. h. Mite<strong>in</strong>ander, nur<br />

deshalb ist menschliche Geme<strong>in</strong>schaft und Gesellschaft möglich,<br />

<strong>in</strong> den verschiedenen Abwandlungen, Stufen und Graden<br />

der Echtheit und Unechtheit, Dauerhaftigkeit und Flüchtigkeit.<br />

Ob nicht aber das Se<strong>in</strong> bei ... doch e<strong>in</strong>en Vorrang hat? Wie<br />

läßt sich daraus das Mitdase<strong>in</strong> herausklauben, nämlich als<br />

Apriori des dar<strong>in</strong> (im Mitse<strong>in</strong>) Verstandenen? Es kann immer<br />

nur gezeigt werden, wie e<strong>in</strong> anderer als solcher ontisch erkannt<br />

wird. Aber selbst hierzu ist Husserls Weg ungangbar, erstens<br />

weil er noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e idealistisch unklar gedachte ego logische

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