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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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136 Wahrheit - Dase<strong>in</strong> - Mit-se<strong>in</strong><br />

vom Se<strong>in</strong> bei ... als Wesens bestimmung aussagen, heißt nicht<br />

notwendig, sich für sich zum Gegenstand machen, nicht e<strong>in</strong>mal,<br />

sich sich selbst offenbar machen.<br />

Wir sagen: Das entdeckende Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem erschließt<br />

sich. Das besagt weder: »Das Dase<strong>in</strong> wird durch andere und für<br />

andere offenbar«, noch heißt es: »Das Dase<strong>in</strong> erfaßt außer dem<br />

entdeckten Vorhandenen auch sich selbst«. Die These: »Das entdeckende<br />

Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem erschließt sich« besagt etwas<br />

weit Ursprünglicheres. Es heißt: Im Se<strong>in</strong> bei ... und als solches<br />

br<strong>in</strong>gt das Dase<strong>in</strong> gerade allererst so etwas wie e<strong>in</strong>en Umkreis<br />

von Offenbarkeit mit sich. Dieses Seiende, das wir nicht ohne<br />

Grund Da-se<strong>in</strong> nennen, läßt, sofern es existiert, d.h. läßt <strong>in</strong> und<br />

durch se<strong>in</strong> Se<strong>in</strong> dergleichen wie e<strong>in</strong> »Da« erst se<strong>in</strong>. Das Dase<strong>in</strong><br />

ist dasjenige Seiende, das so etwas wie e<strong>in</strong> »Da« ist. Das »Da«:<br />

e<strong>in</strong> Umkreis von Offenbarkeit, auf den zu allererst auch Vorhandenes<br />

offenbar, d.h. entdeckt se<strong>in</strong> kann.<br />

Das »Da« ist nicht e<strong>in</strong>e Stelle, e<strong>in</strong> Platz im Unterschied von<br />

e<strong>in</strong>em »dort«; Da-se<strong>in</strong> heißt nicht, hier statt dort se<strong>in</strong>, auch<br />

nicht hier und dort, sondern ist <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> Ermöglichung<br />

von orientiertem Hier- und Dortse<strong>in</strong>. Das »Da« ist unter<br />

anderem der <strong>in</strong> sich aufgebrochene und dabei doch nicht zerbrochene<br />

Raum. Da-se<strong>in</strong> ist E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong> den Raum, nicht etwa<br />

nur <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, wie e<strong>in</strong> materielles, ausgedehntes D<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>en<br />

Raum e<strong>in</strong>nimmt, sondern so, daß <strong>die</strong>ser <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Raum-haftigkeit<br />

offenbar ist; aber Da-se<strong>in</strong> ist nicht nur das. Genauer: Der so<br />

erbrochene Raum ist nur e<strong>in</strong>e wesentliche Bestimmung des Da,<br />

an der wir e<strong>in</strong>en Wesensbestand des Seienden, das wir s<strong>in</strong>d,<br />

primär demonstrieren. Freilich ist es ke<strong>in</strong> Zufall, daß viele Bedeutungen<br />

der Sprache, <strong>die</strong> gar nichts Räumliches me<strong>in</strong>en,<br />

gleichwohl Raumbedeutung haben. Es wird hier sichtbar, daß<br />

der Raum <strong>in</strong> der Metaphysik e<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielt, <strong>die</strong><br />

freilich nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ursprünglichen Zusammenhang mit der<br />

radikal begriffenen Zeit zum Problem gemacht werden kann.<br />

Das Wesen des Raumes enthüllt ke<strong>in</strong>e Physik und ke<strong>in</strong>e Geometrie;<br />

<strong>die</strong>se bleiben ewig auBerhalb <strong>die</strong>ser Problematik und<br />

§ 18. Dase<strong>in</strong> und Mit-se<strong>in</strong> 137<br />

fassen nur, metaphysisch gesprochen, etwas dem Raum Gleichgültiges.<br />

Der Naturwissenschaft, der Physik zeigt sich nur e<strong>in</strong><br />

ganz entleerter Ableger se<strong>in</strong>er Problematik. Ganz anders dagegen<br />

vermag <strong>die</strong> Kunst als Plastik oder Malerei gewissermaßen<br />

dpn Raum zu erobern.<br />

Da-se<strong>in</strong> ist Seiendes, das wesenhaft sich erschließt; das heißt:<br />

es ist Seiendes, das <strong>in</strong> und mit se<strong>in</strong>em Se<strong>in</strong> erst e<strong>in</strong>e Sphäre von<br />

Offenbarkeit aufbricht, nicht nachträglich und zuweilen, sondprn<br />

sofern es existiert. Es bildet (doppeldeutig) <strong>die</strong>se Sphäre<br />

von Offenbarkeit: es qua Da-se<strong>in</strong> macht sie aus und bildet sie<br />

aus. Mit der Existenz des Menschen geschieht <strong>die</strong>ser aufbrechende<br />

E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong> das Seiende, dergestalt, daß Seiendes <strong>in</strong> den<br />

UmkreIS von Offenbarkeit als offenbares here<strong>in</strong>steht, <strong>in</strong> das<br />

offenbare Da, als welches das Dase<strong>in</strong> nun auch sich selbst f<strong>in</strong>den<br />

kann.<br />

§ 18. Dase<strong>in</strong> und Mit-se<strong>in</strong><br />

Das Se<strong>in</strong> bei . . . ist erschließend erschlossenes. Es br<strong>in</strong>gt <strong>die</strong><br />

Sphäre des Da mit sich und bewegt sich <strong>in</strong> ihr. Wenn nun e<strong>in</strong><br />

anderes:Dase<strong>in</strong> faktisch zugegen ist, dann ist <strong>die</strong>ses nie lediglich<br />

auch da, sondern se<strong>in</strong>em Wesen nach mit da, und zwar ist es<br />

mcht auch seiend, sondern mit seiend, weil es Da-se<strong>in</strong> ist, sich <strong>in</strong><br />

denselben Umkreis von Offenbarkeit stellt. E<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> mag noch<br />

so ähnlich oder gleich mit e<strong>in</strong>em anderen se<strong>in</strong>, sie s<strong>in</strong>d doch nie<br />

mit vorhanden, d.h. Vorhandenes kann überhaupt nicht mit<br />

emem anderen se<strong>in</strong>. Dase<strong>in</strong> ist im Zugegense<strong>in</strong> bei e<strong>in</strong>em andem<br />

nicht deshalb mit ihm, weil es auch so beschaffen ist wie<br />

das erste, sondern weil es Dase<strong>in</strong> ist, d. h. weil es, sofern es ist, e<strong>in</strong><br />

Da mit sich br<strong>in</strong>gt und als e<strong>in</strong> Da Mitbr<strong>in</strong>gendes notwendig so<br />

m den Umkreis des anderen tritt, daß sie <strong>die</strong>sen mit sich teilen.<br />

Das »Mit« ist nur dort, wo e<strong>in</strong> »Da« ist. Jedes der mehreren<br />

Sp<strong>in</strong> bei ... ist Mitse<strong>in</strong>; nicht der e<strong>in</strong>e und der andere ist bei<br />

Vorhandenem, sondern das E<strong>in</strong>ander ist e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>ander. Da-

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