Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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382 Das Problem der Weltanschauung<br />
sondern <strong>die</strong>se Wahrheit ist unmittelbares Moment des~faktischen<br />
Sichhaltens <strong>in</strong>mitten des Seienden. In ihr vollzieht sich<br />
mit das In-der-Welt-se<strong>in</strong>.<br />
Dieses Sichauskennenwollen <strong>in</strong> dem, was je und wie das<br />
Seiende ist, beg<strong>in</strong>nt nicht irgendwo <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zufälligen kle<strong>in</strong>en<br />
Ecke des weiten Bereichs des offenbaren Seienden, sondern setzt<br />
gleichzeitig <strong>in</strong> allen Gebieten e<strong>in</strong>, <strong>die</strong> für das Dase<strong>in</strong> wesentlich<br />
s<strong>in</strong>d, d.h. im Ganzen der Bezüge se<strong>in</strong>er Streuung. Jede hesondere<br />
und e<strong>in</strong>zelgerichtete Nachforschung erwächst aus dem<br />
Ganzen und im Ganzen. Dar<strong>in</strong> liegt aber, das Ganze des Seienden<br />
selbst ist es zugleich, das <strong>in</strong> dem, was es ist und wie es ist,<br />
verstanden se<strong>in</strong> will.<br />
§ 44. In der Weltanschauung als Haltung<br />
bricht das Se<strong>in</strong>sproblem auf<br />
Die Haltung, <strong>die</strong> immer Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Seienden<br />
im Ganzen ist, muß <strong>in</strong> solcher Ause<strong>in</strong>andersetzung des Ganzen<br />
des Seienden an ihm selbst irgend Herr werden. Das Seiende im<br />
Ganzen an ihm selbst wird zur Frage <strong>in</strong> dem, was es sei. Mit<br />
<strong>die</strong>ser Frage nach dem Seienden als Seienden bricht ausdrücklich<br />
das Se<strong>in</strong>sproblem auf. In der Weltanschauung als Haltung,<br />
d.h. <strong>in</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Seienden, liegt notwendig<br />
e<strong>in</strong> Wachwerden des Se<strong>in</strong>sproblems, d.h. dessen, was<br />
wir <strong>Philosophie</strong>ren nannten.<br />
Hierbei ist es nun wichtig, gerade im H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong>sen<br />
Ursprung des Se<strong>in</strong>sproblems aus dem Ursprung der Weltanschauung<br />
als Haltung, <strong>die</strong> ursprüngliche Gestalt des Se<strong>in</strong>sproblems<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Ursprünglichkeit, Weite und Größe zu<br />
bewahren und nicht durch e<strong>in</strong>e spätere e<strong>in</strong>seitige und abgefallene<br />
Form der Ausbildung von vornhere<strong>in</strong> zu zerbrechen.<br />
Es gilt hier e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Wesens gesetz der Genesis, daß das<br />
ursprünglich Anfängliche nicht, wie <strong>die</strong> positivistische Wissenschaft<br />
vorgibt, das E<strong>in</strong>fache, Niedrige und Arme ist, sondern das<br />
§ 44. Weltanschauung als Haltung und das Se<strong>in</strong>sproblem 383<br />
Verwickelte, Höchste und Reichste, und daß alle Genesis je nur<br />
e<strong>in</strong>e bestimmt gerichtete Ausformung ist, <strong>die</strong> auf Kosten ihrer<br />
Bestimmtheit nie wieder <strong>die</strong> Größe des Ursprungs zurückgew<strong>in</strong>nt.<br />
Das besagt, daß gerade am Anfang und gewissermaßen<br />
bei der Geburt der <strong>Philosophie</strong> <strong>die</strong> wesenhafte Fülle des Problems<br />
gesucht werden muß. So auch hier beim Se<strong>in</strong>sproblem.<br />
Wenn das Se<strong>in</strong>sproblem notwendig erwacht mit dem Geschehen<br />
der Haltung, d. h. mit der Genesis <strong>die</strong>ser zweiten Form der<br />
Weltanschauung aus der ersten, der Bergung, und wenn <strong>die</strong>se<br />
nicht e<strong>in</strong>fach abgestoßen wird, sondern als gewesene Möglichkeit<br />
ihre spezifische Kraft behält, dann ist klar, daß nun auch <strong>die</strong><br />
erste konkrete Form des Se<strong>in</strong>sproblems bestimmt se<strong>in</strong> muß<br />
durch <strong>die</strong> Genesis der sich ause<strong>in</strong>andersetzenden Haltung aus<br />
der Bergung. Auf den Ursprung der <strong>Philosophie</strong> aus dem Mythos<br />
- um nichts anderes handelt es sich - ist man immer schon<br />
aufmerksam geworden, vor allem ,schon <strong>die</strong> Griechen selbst;<br />
aber das heißt nur, daß alles <strong>Philosophie</strong>ren selbst, gemäß se<strong>in</strong>er<br />
eigenen Möglichkeit, sich <strong>die</strong>ses wesenhaften Ursprungs immer<br />
wieder versichern, d.h. von da sichoihr selbst ihr volles Wesen<br />
geben muß. Daß das nun immer geschah und geschieht, wenn<br />
von dem Ursprung der <strong>Philosophie</strong> aus dem Mythos gehandelt<br />
wird, kann nicht gesagt werden. , .<br />
a) Das Erwachen des Se<strong>in</strong>sproblems aus der Weltanschauung<br />
im Mythos,als Bergung<br />
Wir wissen von den ältesten antiken Philosophen Weniges und<br />
nur Bruchstückhaftes, aber genug, um Wesentliches zu erkennen.<br />
Wenn sie nach dem Seienden im Ganzen fragen und<br />
gleichsam zum erstenmal den Arm aufheben gegen das Seiende<br />
und se<strong>in</strong>e noch nachdämmernde Übermächtigkeit, um es an<br />
ihm selbst zu gew<strong>in</strong>nen, dann stehen sie mit solchen Fragen<br />
gleichsam selbst noch ganz <strong>in</strong>mitten des Seienden und fragen<br />
nach ihm, <strong>in</strong>dem sie se<strong>in</strong>en Ur-anfang erkunden. Denn das<br />
Übermächtige als Ganzes ist es, was sie schlechth<strong>in</strong> immer