Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

1
Die Krise der Wasser- und Sanitärversorgung beenden
schen Handlungskonzepten auf nationaler Ebene
auch die Qualität der Entwicklungshilfe.
Ein weiterer Grund, optimistisch zu sein, ist
die Dynamik, die internationale Entwicklungspartnerschaften
gewonnen haben, seitdem das
Millenniumsprojekt auf den Weg gebracht
wurde. Auf dem G-8-Gipfel von Gleneagles
2005 wurde eine Verdopplung der Entwicklungshilfe
bis 2010 zugesagt – eine Verpflichtung,
die übersetzt zusätzliche 50 Milliarden
US-Dollar bedeutet, wovon die Hälfte für die
Länder Afrikas südlich der Sahara vorgesehen
ist. Es sind innovative Mechanismen entwickelt
worden, um die Entwicklungszusammenarbeit
durch vorfinanzierte Auszahlungen, die gegen
zukünftige Entwicklungshilfezahlungen aufgerechnet
werden, in die Gegenwart zu verlagern.
Angesichts der Tatsache, dass Investitionen im
Wasserbereich kapitalintensiv sind, der Notwendigkeit,
Entwicklungshilfezahlungen in die
Gegenwart zu verlagern und des langen Zeitrahmens,
in dem Planungen im Bereich Wasser-
und Sanitärversorgung umgesetzt werden
müssen, ist es wichtig, frühzeitig höhere Entwicklungshilfezahlungen
zu mobilisieren – und
Auszahlungen, die für spätere Zeiträume budgetiert
sind, vorzufinanzieren.
Die reichen Länder finanzierten ihre Revolution
im Bereich der Wasser- und Sanitärversorgung
vor über einem Jahrhundert, indem sie
auf ein breites Spektrum an neuen Finanzierungsmechanismen
zurückgriffen, darunter
Kommunalobligationen, die die Kosten über
einen langen Zeitraum verteilen. In der globa–
lisierten Welt Anfang des 21. Jahrhunderts ist
es wichtig, dass die neuen Entwicklungspartnerschaften,
die im Umfeld der Millenniums-
Entwicklungsziele entwickelt werden, den
ärmsten Ländern der Welt die gleichen Möglichkeiten
eröffnen. Die Internationale Finanzfazilität,
die der britische Finanzminister Gordon
Brown vorgeschlagen hat, ist ein Beispiel (siehe
Sonderbeitrag).
Über die Entwicklungshilfe hinausgehend
werden viele Länder große Geldbeträge auf den
einheimischen Kapitalmärkten mobilisieren
müssen. In einigen Fällen sind diese Märkte
begrenzt und aufgrund der wahrgenommenen
Risiken, die mit Anleihen verbunden sind, wel-
Eine überzeugende
nationale Planung ist
die Grundlage für eine
beschleunigte Dynamik in
Richtung der Zielvorgabe des
Millenniums-Entwicklungsziels
und letztlich hin zum
allgemeinen Zugang zu
Wasser- und
Sanitärversorgung
che von Kommunen oder Versorgungsbetrieben
ausgegeben werden, können die Zinssätze
auf ein prohibitives Niveau steigen. Dies ist ein
Bereich, in dem nationale politische Handlungskonzepte
und eine wirksame Regulierung
der Kapitalmärkte von entscheidender Bedeutung
sind. Die entwickelten Länder und multilaterale
Finanzinstitutionen können nationale
Anstrengungen durch Maßnahmen, wie z.B.
Kreditgarantien, unterstützen, die darauf abzielen,
Risiken zu mindern und die Kosten der
Geldbeschaffung zu senken (siehe Kapitel 2).
Aufbau globaler Partnerschaften –
die Argumente für einen globalen
Aktionsplan im Bereich der
internationalen Wasser- und
Sanitärversorgung
Eine überzeugende nationale Planung ist die
Grundlage für eine beschleunigte Dynamik in
Richtung der Zielvorgabe des Millenniums-
Entwicklungsziels und letztlich hin zum allgemeinen
Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung.
Die Mobilisierung einheimischer Ressourcen,
die Entwicklung effizienter, rechenschaftspflichtiger
und aufgeschlossener Institutionen
und die Umsetzung von Strategien zur
Überwindung von Ungleichheit sind in allen
Ländern die Grundlage für Fortschritte. Doch
in einigen Ländern reicht dies nicht aus. Deshalb
ist die Entwicklungshilfe so wichtig. Allgemeiner
gesagt könnten nationale Planungen
und internationale Anstrengungen im Bereich
der Entwicklungshilfe davon profitieren, wenn
es einen breit angelegten globalen Aktionsplan
für die Wasser- und Sanitärversorgung gäbe.
Die Argumentation für einen solchen Plan
hat ihre Wurzeln zum Teil in der peripheren
Rolle, die die Wasser- und Sanitärversorgung
auf der Tagesordnung zur internationalen Entwicklung
spielt, und zum Teil in den Lektionen
aus internationalen Anstrengungen in anderen
Bereichen, wie z.B. HIV/Aids und Bildung.
Abgesehen von der Wasser- und Sanitärversorgung
gibt es wohl kaum einen Bereich von
vergleichbarer Bedeutung für die menschliche
Entwicklung, der unter derart schwacher globaler
Führung leidet. Das Problem besteht nicht
90
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006