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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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des Problems. In Lateinamerika werden weniger<br />

als 14 Prozent der <strong>menschliche</strong>n Abfälle<br />

bzw. Abwässer in irgendeiner Weise behandelt.<br />

Der Rest wird in Flüsse und Seen abgeladen,<br />

oder man lässt zu, dass sie ins Grundwasser<br />

sickern. China ist bekannt dafür, dass es gelungen<br />

ist, sowohl in städtischen als auch in ländlichen<br />

Gebieten den Zugang zu Wasser zu verbessern,<br />

doch <strong>die</strong> Verschmutzung durch<br />

<strong>menschliche</strong> und Industrieabfälle stellt ein<br />

ernstes Problem dar. Sechzehn Städte mit<br />

jeweils mehr als einer halben Million Menschen<br />

haben keine Abwasseraufbereitungsanlagen. 24<br />

Landesweit werden weniger als 20 Prozent der<br />

städtischen Abfälle in irgendeiner Form behandelt,<br />

was <strong>die</strong> Haushalte dazu zwingt, ihr Wasser<br />

abzukochen, bevor sie es trinken können. Im<br />

Jahr 2003 berichtete <strong>die</strong> staatliche Umweltbehörde,<br />

mehr als 70 Prozent des Wassers in fünf<br />

der sieben größten chinesischen Fluss-Systeme<br />

sei für den <strong>menschliche</strong>n Gebrauch zu stark<br />

verschmutzt.<br />

Ein weiteres Problem besteht darin, dass in<br />

vielen Ländern <strong>die</strong> Städte nicht <strong>über</strong> <strong>die</strong> Infrastruktur<br />

verfügen, um <strong>die</strong> Abfälle aus Grubenlatrinen<br />

einzusammeln. Das Ergebnis ist, dass<br />

Abwasser in <strong>die</strong> Wasserversorgungssysteme<br />

gelangt. „Verbesserte Sanitärversorgung“ für<br />

<strong>die</strong> einen kann für andere – wie in Manila –<br />

Verschmutzung und Gefahren für <strong>die</strong> öffentliche<br />

Gesundheit bedeuten (Kasten 1.4).<br />

Eine unzureichende Wasserinfrastruktur<br />

kann hohe Risiken mit sich bringen, selbst in<br />

Städten mit hohem Versorgungsgrad. Es heißt,<br />

Pakistan habe in städtischen Gebieten im<br />

Bereich der verbesserten Wasserinfrastruktur<br />

einen Versorgungsgrad von mehr als 90 Prozent.<br />

Doch wie sieht es in der Praxis aus? In den<br />

Städten Lahore (mit einer Bevölkerung von<br />

fünf Millionen) und Karachi (zehn Millionen)<br />

schätzt man, dass <strong>die</strong> Hälfte der Bevölkerung in<br />

informellen Slumgebieten lebt. Beide Städte<br />

verlassen sich auf eine Kombination von<br />

Grundwasser und Kanalwasser. Mehr als<br />

40 Prozent des zur Verfügung gestellten Wassers<br />

werden nicht gefiltert und 60 Prozent der<br />

Abwässer nicht behandelt, so dass durch Wasser<br />

<strong>über</strong>tragene Krankheitsepidemien an der<br />

Tagesordnung sind. In Lahore behandeln nur<br />

etwa drei von 100 Gewerbezweigen ihr Abwasser<br />

chemisch. Es gibt keine Kläranlage. In<br />

Karachi haben zwei der größten Industriegebiete<br />

des Landes keine Anlagen zur Behandlung<br />

von Abwässern. Das Abwassersammelsystem ist<br />

baufällig und es gibt keine Anlagen zur Behandlung<br />

von Abwasser. Durch <strong>menschliche</strong> Abfälle<br />

und industrielle Verschmutzung hat sich <strong>die</strong><br />

Qualität des Grundwassers, von dem <strong>die</strong> Wasserversorgung<br />

einer wachsenden Zahl an Haushalten<br />

abhängt, stark verschlechtert. 25 Überall<br />

in den städtischen Regionen Pakistans stellt<br />

unsauberes Wasser eine ständige Gefahr für <strong>die</strong><br />

öffentliche Gesundheit dar. Allein in der ersten<br />

Hälfte des Jahres <strong>2006</strong> brachen in Karachi,<br />

Lahore, Peschawar und Faisalabad größeren<br />

Epidemien von durch Wasser <strong>über</strong>tragenen<br />

Krankheiten aus – eine Folge der aufgrund<br />

beschädigter Rohre ins Trinkwasser sickernden<br />

Abwässer und Industrieabfälle. Die Krise ist so<br />

dramatisch, dass ein großes öffentliches Investitionsprogramm<br />

auf den Weg gebracht wurde,<br />

um mehr als 6.000 Wasserfilteranlagen zu<br />

finanzieren.<br />

Anorganische Vergiftungen. Natürliche Substanzen<br />

in unbehandeltem Wasser stellen für<br />

Millionen von Menschen ein Risiko dar. Schätzungsweise<br />

60 Millionen Menschen, <strong>die</strong> unbehandeltes<br />

Grundwasser als Trinkwasser verwenden,<br />

sind Arsen-Verseuchungen ausgesetzt,<br />

mehr als <strong>die</strong> Hälfte von ihnen in Bangladesch.<br />

Im Laufe der kommenden 50 Jahre werden<br />

300.000 Todesfälle durch Krebs und 2,5 Millionen<br />

Fälle von Arsenvergiftung zu den vorausberechneten<br />

<strong>menschliche</strong>n Kosten gehören.<br />

Zonen mit hoher Fluorid-Konzentration stellen<br />

eine zusätzliche Gefahr dar. In Afrika<br />

erstreckt sich eine Zone entlang des Ostafrikanischen<br />

Grabens von Eritrea bis Malawi. Eine<br />

weitere erstreckt sich von der Türkei durch den<br />

Irak, Iran, Afghanistan, In<strong>die</strong>n, Nordthailand<br />

und China. Nach jüngsten Informationen<br />

tritt <strong>die</strong> Fluorosis weltweit in mindestens<br />

25 Ländern auf. Wie viele Menschen insgesamt<br />

betroffen sind, ist nicht bekannt, doch nach<br />

vorsichtiger Schätzung wären es mehrere zehn<br />

Millionen. 26<br />

Zeit, fließendes Wasser und Verfügbarkeit.<br />

Das Vorhandensein einer verbesserten Techno-<br />

Überall in den städtischen<br />

Regionen Pakistans stellt<br />

unsauberes Wasser eine<br />

ständige Gefahr für <strong>die</strong><br />

öffentliche Gesundheit dar<br />

1<br />

Die Krise der Wasser- und Sanitärversorgung beenden<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 51

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