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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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nutzervereinigungen kann das Machtgleichgewicht<br />

zwischen Nutzern und Behörden verändern,<br />

weil bedarfsgerechtere und rechenschaftspflichtigere<br />

Managementstrukturen geschaffen<br />

werden. Aber <strong>die</strong> Stärkung der Position der Armen<br />

und der Frauen innerhalb von Wassernutzervereinigungen<br />

ist problematischer. Hier kann<br />

positive Diskriminierung ebenso hilfreich sein<br />

wie <strong>die</strong> Klarstellung der Wassernutzungsrechte<br />

und Anspruchsberechtigungen. Letztlich erfordert<br />

jedoch <strong>die</strong> Stärkung der Position benachteiligter<br />

Gruppen <strong>die</strong> Infragestellung von Normen<br />

und Machtstrukturen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> geschlechtsund<br />

vermögensbedingten Benachteiligungen<br />

verfestigen. Die gezielte Berücksichtigung weiblicher<br />

Landwirte bei der Erschließung von Wasserressourcen<br />

und <strong>die</strong> Einräumung eines Mitspracherechts<br />

für Frauen bei ihrer Bewirtschaftung<br />

ist eine wesentliche Voraussetzung für den<br />

sozialen und wirtschaftlichen Erfolg von Bewässerungsprogrammen.<br />

Die öffentlichen Ausgaben für Bewässerung<br />

und Wasserbewirtschaftung sind in vielen Ländern<br />

unter den zur Infrastrukturerhaltung erforderlichen<br />

Stand gefallen. Die nationalen<br />

Ausgaben für <strong>die</strong> Bewässerungsfinanzierung,<br />

<strong>die</strong> gegenwärtig auf 30 bis 35 Milliarden US-<br />

Dollar geschätzt werden, weisen einen steilen<br />

Abwärtstrend auf. 67 Der gleiche Trend gilt auch<br />

für <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>shilfe. Auch wenn internationale<br />

Statistiken nicht immer zuverlässig sind,<br />

gingen <strong>die</strong> von multilateralen Organisationen<br />

für Be- und Entwässerungsvorhaben gewährten<br />

Kredite, <strong>die</strong> Mitte der 1980er Jahre rund drei<br />

Milliarden US-Dollar pro Jahr betrugen, in den<br />

1990er Jahren auf rund zwei Milliarden Dollar<br />

pro Jahr zurück und sind seither auch nicht<br />

mehr angestiegen. 68 Angesichts des wachsenden<br />

Drucks auf <strong>die</strong> Wassersysteme und des drohenden<br />

weltweiten Klimawandels ist es wichtig,<br />

<strong>die</strong>sen Trend umzukehren. Die Impulse dafür<br />

werden in erster Linie von privaten Finanzmitteln<br />

und staatlichen Ausgaben ausgehen müssen.<br />

Aber auch der <strong>Entwicklung</strong>shilfe kommt<br />

eine Rolle zu. Die Weltbank schätzt, dass <strong>die</strong><br />

Geberunterstützung in den nächsten 20 Jahren<br />

auf rund vier Milliarden US-Dollar pro Jahr<br />

verdoppelt werden muss. 69<br />

Die Geber sollten ihre Unterstützung mit<br />

Vorrang auf Afrika südlich der Sahara richten.<br />

Als Teil eines umfassenden Maßnahmenbündels<br />

zur Unterstützung der Landwirtschaft und<br />

der ländlichen <strong>Entwicklung</strong> hat <strong>die</strong> Kommission<br />

für Afrika vorgeschlagen, Afrika solle <strong>die</strong> bewässerte<br />

Fläche bis 2010 verdoppeln und dabei<br />

das Schwergewicht auf kleinflächige Bewässerung<br />

legen. Die hierfür anfallenden Kosten von<br />

rund zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr würden<br />

zur Hälfte von den Gebern <strong>über</strong>nommen. 70<br />

Wenn Regierungen Wasserbewirtschaftungsstrategien<br />

zur Bewältigung der Verknappung<br />

ausarbeiten, sollten armutsorientierte<br />

Technologien und andere Interventionsmaßnahmen<br />

einen wichtigen Platz erhalten. Hinsichtlich<br />

der Technologie sollte für <strong>die</strong> Regierungen<br />

nicht der Produktionsaspekt im Vordergrund<br />

stehen, sondern Sozialmarketing,<br />

Unterstützung der Mikrofinanzierung und<br />

öffentliche Infrastrukturinvestitionen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Übernahme der neuen Technologien fördern.<br />

Mikrobewässerungstechnologie und Strategien<br />

für den Ausbau der Märkte sollten ein fester<br />

Bestandteil aller Strategien für ländliche <strong>Entwicklung</strong><br />

und nationale Armutsbekämpfung<br />

werden.<br />

Es ist längst an der Zeit, den uralten Gegensatz<br />

zwischen großflächigen und kleinflächigen<br />

Ansätzen zu <strong>über</strong>winden. In Südasien und Teilen<br />

Ostasiens ist <strong>die</strong> kleinflächige Wasserernte ein<br />

unverzichtbarer Teil der Maßnahmen gegen lokale<br />

Grundwasserkrisen. Wenn solche Programme<br />

stärker ausgeweitet würden, könnte das <strong>die</strong><br />

Wasserversorgungssicherheit insgesamt verbessern,<br />

indem <strong>die</strong> Verfügbarkeit von Wasser erhöht<br />

und das Wasser näher an <strong>die</strong> Menschen herangebracht<br />

wird. Die kleinflächige Wasserernte sollte<br />

ein zentraler Teil der Wasserbewirtschaftung von<br />

der lokalen bis zur nationalen Ebene werden –<br />

und ein Bestandteil der umfassenderen Bemühungen,<br />

<strong>die</strong> Position der Armen zu stärken.<br />

Die Stärkung der<br />

Position benachteiligter<br />

Gruppen erfordert <strong>die</strong><br />

Infragestellung von Normen<br />

und Machtstrukturen, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> geschlechts- und<br />

vermögensbedingten<br />

Benachteiligungen<br />

verfestigen<br />

5<br />

Konkurrenz um Wasser in der Landwirtschaft<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 253

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