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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Wasser für den <strong>menschliche</strong>n Verbrauch<br />

finanziert, in einigen Ländern besteht jedoch<br />

außerdem eine große Lücke zwischen den im<br />

Haushalt eingestellten Mitteln und den tatsächlichen<br />

öffentlichen Investitionen. In Sambia<br />

wurden in den Jahren 1999 und 2000 weniger<br />

als fünf Prozent der im Haushalt vorgesehenen<br />

Mittel für <strong>die</strong> Wasserversorgung tatsächlich<br />

ausgegeben, bevor <strong>die</strong>se Mittel im Wahljahr<br />

2001 auf 30 Prozent angehoben wurden.<br />

Die Umsetzung des Haushalts wurde zwar verbessert,<br />

trotzdem wird durch <strong>die</strong> Zuweisungen<br />

und <strong>die</strong> bewilligte <strong>Entwicklung</strong>shilfe weniger<br />

als <strong>die</strong> Hälfte der Finanzmittel abgedeckt, <strong>die</strong><br />

erforderlich sind, wenn Sambia <strong>die</strong> in seiner nationalen<br />

Strategie formulierten Ziele erreichen<br />

will.<br />

Kasten 2.11 Die Position der Landbevölkerung in Marokko stärken –<br />

lokale Nachfrage führt zu verbesserter Versorgungsquote<br />

Bei der Bereitstellung von Dienstleistungen geht es um mehr als um Finanzierung,<br />

Infrastruktur und Technologie. Es geht auch um mehr politische Macht – wie das<br />

Wasserversorgungsprogramm für <strong>die</strong> Landbevölkerung in Marokko (PAGER) zeigt.<br />

Vor zehn Jahren rangierten ländliche Gebiete bei der Trinkwasserversorgung in<br />

Marokko weit hinter den Städten. Weniger als eine Person von fünf hatte auf dem<br />

Land Zugang zu Wasser, verglichen mit neun von zehn in den Städten. In der trockenen<br />

Jahreszeit gingen Frauen und Kinder üblicherweise zehn oder mehr Kilometer zu<br />

Fuß zum Wasserholen. Die Abhängigkeit von unsicheren Wasserquellen wie Flüssen<br />

führte zu gehäuftem Auftreten von Bilharziose, Durchfall und Cholera. Die nationale<br />

Planung war bruchstückhaft, und es gab keine klare Strategie, wie man <strong>die</strong> verstreuten<br />

ländlichen Siedlungen mit den niedrigsten Anschlussquoten erreichen sollte.<br />

Das änderte sich mit PAGER. 1995 wurde mit dem neuen Programm <strong>die</strong> Wasserversorgung<br />

innerhalb eines starken nationalen Planungsrahmens dezentralisiert. Kommunalverwaltungen<br />

wurden verpflichtet, Bedarfsabschätzungen in Zusammenarbeit<br />

mit Organisationen der Bevölkerung vor Ort vorzunehmen. Maßnahmen werden durch<br />

Anträge der ländlichen Bevölkerung auf Infrastrukturausbau in <strong>die</strong> Wege geleitet. Etwa<br />

80 Prozent des Haushalts für <strong>die</strong>se Maßnahmen kommen von der Zentralregierung,<br />

15 Prozent von Verbänden lokaler Bevölkerungsgruppen und fünf Prozent von den<br />

Nutznießern. Die Bewirtschaftung der Infrastruktur wird an <strong>die</strong> lokalen Gemeinschaften<br />

<strong>über</strong>tragen, <strong>die</strong> von Ingenieuren und technischen Experten unterstützt werden.<br />

Im vergangenen Jahrzehnt erhielten weitere vier Millionen Menschen auf dem<br />

Land Zugang zu sauberem Wasser, womit der Versorgungsgrad auf 50 Prozent erhöht<br />

wurde. Abgesehen vom Zeitgewinn für <strong>die</strong> Frauen gab es weitere Multiplikatoreneffekte.<br />

Der Grundschulbesuch von Mädchen auf dem Lande erhöhte sich zwischen<br />

1999 und 2003 von 30 Prozent auf 51 Prozent. Es gab auch ausgeprägte Verbesserungen<br />

bei der öffentlichen Gesundheit. Und <strong>die</strong> Wasserversorgung hat sich als<br />

Katalysator für einen breiter angelegten sozialen Wandel erwiesen. Durch Dezentralisierung<br />

und Wassernutzerverbände haben sich Gemeinschaften von passiven<br />

Empfängern von Dienstleistungen der Regierung zu Akteuren des Wandels weiterentwickelt,<br />

wobei insbesondere <strong>die</strong> Stärkung der Position der Frauen dabei eine große<br />

Rolle gespielt hat.<br />

Quelle: Dubreuil und Van Hofwegen <strong>2006</strong>.<br />

Ein schlechtes Haushaltsmanagement kann<br />

zu einem Teufelskreis führen. In Malawi werden<br />

in der nationalen Politik kohärente Zielvorgaben,<br />

Strategien und Finanzierungsziele<br />

nicht ausreichend berücksichtigt. Die Ursache<br />

liegt in einer langen Vorgeschichte schlechten<br />

Managements im Bereich der Wasserversorgung<br />

verbunden mit schlechtem Haushaltsmanagement.<br />

Das Misstrauen zwischen Regierung<br />

und Geberländern geht inzwischen so weit, dass<br />

<strong>die</strong> Geberländer parallele Systeme eingerichtet<br />

haben, <strong>die</strong> unabhängig von den Regierungsprogrammen<br />

operieren. Das Ministerium für Wasserentwicklung<br />

kontrolliert inzwischen weniger<br />

als 12 Prozent des <strong>Entwicklung</strong>shaushalts,<br />

und <strong>die</strong> Geberländer finanzieren den Rest <strong>über</strong><br />

ihre eigenen Programme. Die Ausgaben außerhalb<br />

des Haushalts sind wahrscheinlich dreimal<br />

so hoch wie <strong>die</strong> im Haushalt vorgesehenen Ausgaben.<br />

Hinzu kommt, dass <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>shilfezahlungen<br />

von 14 Millionen US-Dollar im<br />

Jahr 2003 auf zwei Millionen US-Dollar im<br />

Jahr 2005 sanken. Diese Tatsache spiegelt <strong>die</strong><br />

Bedenken der Geberländer hinsichtlich des<br />

Haushaltsmanagements und des Versagens, der<br />

Wasserversorgung bei der der Armutsbekämpfung<br />

Priorität zu geben, wider. In Malawi zeigen<br />

sich eindeutig <strong>die</strong> Konsequenzen, <strong>die</strong> aus einer<br />

geringen Kompetenz der Regierung bei der<br />

Umsetzung, aus dem Fehlen eines kohärenten<br />

Planungsrahmens und der Besorgnis der Geberländer<br />

im Hinblick auf Korruption erwachsen.<br />

52 In einer solchen Situation gibt es keine<br />

Gewinner: Regierungen sind mit höheren<br />

Transaktionskosten konfrontiert (da sie verschiedenen<br />

Gebern gegen<strong>über</strong> Rechenschaft ablegen<br />

müssen), <strong>die</strong> Effizienz der <strong>Entwicklung</strong>shilfe<br />

verringert sich, und <strong>die</strong> Armen auf dem<br />

Land sind <strong>die</strong> Verlierer, weil ihnen weniger<br />

Wasser zur Verfügung steht.<br />

Innovative Regierungen haben einen klaren<br />

politischen Rahmen und Zusagen <strong>über</strong> öffentliche<br />

Investitionen mit Managementreformen<br />

kombiniert, <strong>die</strong> darauf abzielen, mehr Nachfrage<br />

an der Basis zu erzeugen. Dies ist in ländlichen<br />

Gebieten, wo <strong>die</strong> Bewirtschaftung durch <strong>die</strong> lokale<br />

Bevölkerung für <strong>die</strong> Aufrechterhaltung der<br />

Wasserinfrastruktur von entscheidender Bedeutung<br />

ist, besonders wichtig (Kasten 2.11).<br />

136<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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