20.11.2013 Aufrufe

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4<br />

Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />

Grafik 4.3<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Wasserknappheit<br />

verschärft sich<br />

Menschen, <strong>die</strong> von Wassermangel<br />

oder Wasserknappheit betroffen sind<br />

(Milliarden)<br />

6<br />

0<br />

1990 2005 2025 2050<br />

Wasserknappheit:<br />

weniger als 1.000 Kubikmeter<br />

pro Person und Jahr<br />

Wasserknappheit:<br />

weniger als 1.700 Kubikmeter<br />

pro Person und Jahr<br />

Quelle: Berechnet auf der Grundlage von FAO <strong>2006</strong>.<br />

Grafik 4.4<br />

1990=100<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Quelle: SIWI et al. <strong>2006</strong>.<br />

Unsere reichere,<br />

durstigere Welt<br />

Zwischen 1900 und 2000 hat<br />

der Umfang der Wasserentnahme<br />

von etwa 500<br />

auf etwa 3.830<br />

Kubikkilometer zugenommen.<br />

1900 2000<br />

Zwischen 1900<br />

und 2000 ist <strong>die</strong><br />

Bevölkerung von<br />

1,6 auf 6 Milliarden<br />

gewachsen.<br />

verbrauch um das Siebenfache zugenommen<br />

hat. Und in dem Maße, wie <strong>die</strong> Welt reicher<br />

wurde, wurde sie auch durstiger (Grafik 4.4).<br />

Die Muster des Wasserverbrauchs haben sich<br />

ebenfalls geändert. 1900 verbrauchte <strong>die</strong> Industrie<br />

etwa 6 Prozent des Wassers auf der Welt.<br />

Heute liegt <strong>die</strong>ser Anteil viermal so hoch.<br />

Im selben Zeitraum hat sich der Anteil der<br />

Kommunen am Wasserverbrauch auf 9 Prozent<br />

verdreifacht. 14<br />

Trotz <strong>die</strong>ser spektakulären Zunahme des<br />

industriellen und kommunalen Wasserbedarfs<br />

im 20. Jahrhundert entnimmt <strong>die</strong> Landwirtschaft<br />

immer noch den Löwenanteil. In den<br />

<strong>Entwicklung</strong>sländern entfallen immer noch<br />

mehr als 80 Prozent des Wasserverbrauchs auf<br />

<strong>die</strong> Landwirtschaft (Grafiken 4.5 und 4.6).<br />

Die Gründe sind leicht auszumachen.<br />

Manchmal wird angenommen, dass Wassermangel<br />

den Umstand beschreibt, dass es nicht<br />

genügend Wasser zur Deckung des Bedarfs von<br />

Haushalten oder Großstädten gibt. Wenngleich<br />

manche Großstädte von Wasserknappheit<br />

betroffen sind, ist es <strong>die</strong> Landwirtschaft,<br />

der <strong>die</strong> wirklichen Probleme drohen. Einfache<br />

Berechnungen machen <strong>die</strong>s deutlich.<br />

Menschen brauchen mindestens 20 bis 50 Liter<br />

Wasser pro Tag. Dem gegen<strong>über</strong> stehen <strong>die</strong><br />

3.500 Liter, <strong>die</strong> zur Erzeugung von genügend<br />

Nahrungsmitteln zur Deckung eines täglichen<br />

Mindestbedarfs von 3.000 Kalorien erforderlich<br />

sind (<strong>die</strong> Nahrungsmittelerzeugung für<br />

eine vierköpfige Familie erfordert <strong>die</strong> Wassermenge<br />

in einem olympischen Schwimmbecken).<br />

Mit anderen Worten benötigt man für<br />

<strong>die</strong> Nahrungsmittelproduktion 70-mal so viel<br />

Wasser, wie Menschen für Haushaltszwecke<br />

verbrauchen. 15 Der Anbau von einem einzigen<br />

Kilo Reis beansprucht 2.000 bis 5.000 Liter<br />

Wasser. 16 Manche Nahrungsmittel sind jedoch<br />

„durstiger“ als andere. Zum Anbau einer Tonne<br />

Zucker muss beispielsweise achtmal so viel<br />

Wasser wie für eine Tonne Weizen eingesetzt<br />

werden. Die Erzeugung eines einzigen Hamburgers<br />

verschlingt etwa 11.000 Liter – ungefähr<br />

<strong>die</strong> Tagesmenge, <strong>die</strong> 500 Menschen in<br />

einem städtischen Slum ohne Haushaltswasseranschluss<br />

zur Verfügung steht. Diese Fakten<br />

helfen zu erklären, warum steigende Einkomfragen<br />

unterscheiden sich <strong>die</strong> Länder beträchtlich<br />

in Bezug auf <strong>die</strong> Wassermenge, <strong>die</strong> sie<br />

benötigen, um eine bestimmte Produktionsmenge<br />

zu erzeugen, ihre Umwelt zu schützen<br />

und den Bedarf der Bevölkerung zu decken.<br />

Nur <strong>die</strong> Niederschläge, <strong>die</strong> in Flüsse abfließen<br />

und das Grundwasser neu bilden, gelten in den<br />

nationalen Gesamtrechnungen als erneuerbares<br />

Wasser. Auf <strong>die</strong>ses „blaue Wasser“ entfallen<br />

nur 40 Prozent der Gesamtniederschläge.<br />

Der Rest – das „grüne Wasser“ – gelangt nie<br />

in <strong>die</strong> Flüsse, sondern nährt den Boden,<br />

verdunstet oder wird von Pflanzen in <strong>die</strong><br />

Atmosphäre abgegeben. 12 Dies ist <strong>die</strong> Ressource,<br />

<strong>die</strong> den Regenfeldbau stützt, mit<br />

dem ein großer Teil der ärmsten Menschen<br />

auf der Welt seinen Lebensunterhalt bestreitet.<br />

Trotz aller <strong>die</strong>ser Probleme und Einschränkungen<br />

erfassen <strong>die</strong> nationalen Werte<br />

für <strong>die</strong> Wasserverfügbarkeit einige wichtige<br />

Verfügbarkeitsdimensionen.<br />

Der Wasserbedarf wächst<br />

rascher als <strong>die</strong> Bevölkerung<br />

In der Geschichte der Wassernutzung ändert<br />

sich manches; anderes bleibt so, wie es immer<br />

war. Die Menschen nutzen Wasser heute wie<br />

früher vorwiegend zur Bewässerung. Einige der<br />

größten Zivilisationen – <strong>die</strong> ägyptische, mesopotamische,<br />

indische und chinesische – gründeten<br />

auf der Beherrschung von Flusswasser<br />

und seiner Nutzung für <strong>die</strong> Landwirtschaft.<br />

Nach wie vor wird Wasser vorwiegend für <strong>die</strong><br />

Bewässerung und Landwirtschaft verbraucht.<br />

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts nehmen<br />

jedoch der industrielle und kommunale Wasserverbrauch<br />

zu. Gleiches gilt für <strong>die</strong> Kluft zwischen<br />

dem Bevölkerungswachstum und dem<br />

Wasserbedarf: In dem Maße, wie <strong>die</strong> Welt<br />

reicher und stärker industrialisiert geworden<br />

ist, hat jeder Mensch auch mehr Wasser verbraucht.<br />

13 Diese Trends haben Malthus’schen<br />

Befürchtungen um zukünftigen Wassermangel<br />

eine oberflächliche Glaubwürdigkeit verliehen.<br />

Mindestens ein Jahrhundert lang ist der<br />

Wasserverbrauch wesentlich rascher gestiegen<br />

als <strong>die</strong> Bevölkerung – und <strong>die</strong>ser Trend hält an.<br />

In den vergangenen hundert Jahren hat sich <strong>die</strong><br />

Bevölkerung vervierfacht, während der Wasser-<br />

174<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!