Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ein prüfender Blick <strong>über</strong> <strong>die</strong> Minderungsaspekte<br />
hinaus führt zu der Feststellung, dass <strong>die</strong><br />
Unterstützung für <strong>die</strong> Anpassung an den Klimawandel<br />
in den <strong>Entwicklung</strong>sländern bruchstückhaft<br />
und zersplittert ist. Die multilaterale<br />
Reaktion ist beklagenswert unzureichend und<br />
unterstreicht <strong>die</strong> allgemeinen Mängel bei der<br />
Reaktion der Systeme für <strong>die</strong> Weltordnungspolitik<br />
auf globale Probleme. Gleiches gilt für <strong>die</strong><br />
nationale Ebene. Sehr wenige <strong>Entwicklung</strong>sländer<br />
haben <strong>die</strong> Anpassung in zentralen Planungsdokumenten<br />
wie den Strategiedokumenten zur<br />
Armutsbekämpfung oder selbst in Dokumenten<br />
zur Integrierten Wasserressourcen-Bewirtschaftung<br />
zu einem vorrangigen Ziel erklärt.<br />
Die Maßnahmen zur Finanzierung der<br />
Anpassung verstärken <strong>die</strong>sen Eindruck. Diverse<br />
Mechanismen zur Finanzierung der Anpassung<br />
wurden geschaffen, aber <strong>die</strong> dar<strong>über</strong> fließenden<br />
Mittel sind begrenzt. Das Kyoto-Protokoll<br />
sieht <strong>die</strong> Einrichtung eines Anpassungsfonds<br />
vor. Dieser wird durch eine geringfügige Abgabe<br />
(mit einer Obergrenze von 2 Prozent) auf<br />
Käufe von Rechten im Rahmen des Mechanismus<br />
für umweltverträgliche <strong>Entwicklung</strong> finanziert.<br />
Nach den aktuellen Prognosen der Organisation<br />
für Wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und <strong>Entwicklung</strong> werden auf <strong>die</strong>se Weise bis<br />
2012 etwa 20 Millionen Dollar zusammenkommen.<br />
Der wichtigste multilaterale Mechanismus<br />
für <strong>die</strong> Anpassungsfinanzierung ist <strong>die</strong><br />
Globale Umweltfazilität (GEF). Aber auch<br />
deren Finanzierungsparameter sind bescheiden:<br />
Etwa 50 Millionen Dollar werden für <strong>die</strong><br />
Unterstützung von Anpassungsaktivitäten mit<br />
einem globalen Umweltnutzen bereitgestellt.<br />
Die Geber steuerten weitere 45 Millionen Dollar<br />
bei, <strong>die</strong> in einen von der GEF verwalteten<br />
separaten Fonds für Klimaschutzmaßnahmen<br />
in <strong>Entwicklung</strong>sländern (Special Climate<br />
Change Fund) flossen. 2001 wurde unter der<br />
Federführung der GEF mit Unterstützung<br />
von 12 Gebern ein spezieller Fonds zur Finanzierung<br />
nationaler Anpassungsprogramme in<br />
den am wenigsten entwickelten Ländern (Least<br />
Developed Countries Fund) eingerichtet, in<br />
den bis August <strong>2006</strong> 100 Millionen Dollar<br />
geflossen waren. Allerdings waren nur neun<br />
Millionen Dollar für Projekte in 43 Ländern<br />
ausgegeben worden – eine sehr beschränkte<br />
Reaktion. 100<br />
Hat bilaterale Hilfe <strong>die</strong> Schwächen des<br />
multilateralen Systems wettmachen können?<br />
Nicht, wenn als Beurteilungskriterium <strong>die</strong> Unterstützung<br />
für Anpassungen in der Landwirtschaft<br />
herangezogen wird, dem am stärksten<br />
bedrohten Sektor. Die doppelte Herausforderung<br />
in dem Sektor besteht darin, <strong>die</strong> Infrastruktur<br />
zur Risikominderung und <strong>die</strong> Strategien<br />
zur Armutsbekämpfung bereitzustellen,<br />
um <strong>die</strong> Anpassungskapazität auf der Haushaltsebene<br />
zu verbessern. Die <strong>Entwicklung</strong>shilfe<br />
spielt eine entscheidende Rolle, insbesondere in<br />
Afrika südlich der Sahara. Zwischen Anfang der<br />
1990er Jahre und heute ist <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>shilfe<br />
für <strong>die</strong> Landwirtschaft jedoch von etwa 4,9<br />
auf 3,2 Milliarden Dollar beziehungsweise von<br />
12 auf 3,5 Prozent der Gesamtentwicklungshilfe<br />
zurückgegangen. Alle Regionen waren davon<br />
betroffen: Die <strong>Entwicklung</strong>shilfe für <strong>die</strong> Landwirtschaft<br />
in Afrika südlich der Sahara ist<br />
von durchschnittlich 1,7 Milliarden Dollar<br />
1990/92 auf effektiv weniger als eine Milliarde<br />
Dollar im Jahr 2004 geschrumpft. Im gleichen<br />
Zeitraum haben <strong>die</strong> Länder der Gruppe der<br />
Acht (G8) ihre <strong>Entwicklung</strong>shilfe für <strong>die</strong> Landwirtschaft<br />
in der Region um 590 Millionen<br />
Dollar – mehr als <strong>die</strong> Hälfte – gekürzt (Grafik<br />
4.11). 101 Dies ist das genaue Gegenteil von dem,<br />
was zugunsten langfristiger <strong>menschliche</strong>r <strong>Entwicklung</strong><br />
geschehen muss.<br />
Natürlich muss eingeräumt werden, dass <strong>die</strong><br />
Auswirkungen des zukünftigen Klimawandels<br />
ungewiss sind. Diese Ungewissheit gilt jedoch<br />
für beide Richtungen: Das Ergebnis könnte<br />
wesentlich gravierender ausfallen, als <strong>die</strong> derzeit<br />
vorliegenden Prognosen besagen. Innerhalb des<br />
Kontextes allgemeinerer Strategien für nachhaltige<br />
<strong>Entwicklung</strong> müssen erfolgreiche<br />
Anpassungsstrategien ausgearbeitet werden.<br />
Diese müssen auch Maßnahmen enthalten, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> Anfälligkeit für Krisen und Belastungen<br />
verringern. Daraus folgt, dass <strong>die</strong> Anpassung in<br />
hohem Maß kontextspezifisch ist und nationale<br />
Planung auf der Grundlage lokaler Partizipation<br />
den Schlüssel zum Erfolg birgt. Voraussetzung<br />
für eine erfolgreiche Anpassung ist<br />
jedoch internationale Unterstützung.<br />
Grafik 4.11<br />
Quelle: OECD <strong>2006</strong>b.<br />
Weniger Hilfe für<br />
<strong>die</strong> Landwirtschaft<br />
Millionen US-Dollar von 2003<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
500<br />
0<br />
1990–1992 1995–1997 2000–2002<br />
Mittel für alle <strong>Entwicklung</strong>sländer<br />
Mittel für Afrika südlich der Sahara<br />
G8-Mittel für Afrika südlich der<br />
Sahara<br />
4<br />
Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 213