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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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KAPITEL<br />

4<br />

Wasserknappheit,<br />

Risiken und Anfälligkeit<br />

Die Weltwasserkommission<br />

hat <strong>die</strong> „düsteren Aussichten<br />

beim Wasser“ als eine der<br />

größten Bedrohungen der<br />

Menschheit bezeichnet<br />

Menschliche Sicherheit bedeutet, vor unvorhersehbaren Ereignissen geschützt zu<br />

sein, <strong>die</strong> das tägliche Leben und <strong>die</strong> Sicherung des Lebensunterhalts beeinträchtigen.<br />

Von wenigen Ressourcen ist <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong> Sicherheit in stärkerem Maße<br />

abhängig als von Wasser. Als produktive Ressource ist Wasser zur Sicherung des<br />

Lebensunterhalts der anfälligsten Menschen auf der Welt unverzichtbar. Wasser<br />

hat aber auch zerstörerische Eigenschaften, <strong>die</strong> bei Unwettern und Überschwemmungen<br />

spürbar werden können. Sicherheit beim Zugang zu Wasser als Produktionsmittel<br />

und Schutz gegen <strong>die</strong> Anfälligkeiten im Zusammenhang mit der Ungewissheit<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> gleichmäßige Verfügbarkeit von Wasser zählen zu den wichtigsten<br />

Voraussetzungen für <strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>.<br />

Wahrnehmungen von sicherer Wasserversorgung<br />

werden heute stark von Vorstellungen<br />

<strong>über</strong> Knappheit beeinflusst. Wassermangel gilt<br />

weithin als das definierende Merkmal für unsichere<br />

Wasserversorgung. Immer häufiger wird<br />

öffentlich <strong>die</strong> Sorge geäußert, der Welt würde<br />

das Wasser ausgehen. Der Knappheitsaspekt<br />

führt jedoch sowohl zu einer verzerrten als auch<br />

zu einer eingeschränkten Betrachtung unsicherer<br />

Wasserversorgung. Er ist verzerrend, weil<br />

ein großer Teil dessen, was als Knappheit<br />

bezeichnet wird, eine politisch bedingte Folge<br />

der schlechten Bewirtschaftung von Wasserressourcen<br />

ist. Und er ist einschränkend, weil <strong>die</strong><br />

physische Verfügbarkeit nur eine Dimension<br />

unsicherer Wasserversorgung ist.<br />

Es besteht eine verblüffende Ähnlichkeit<br />

zwischen den Wahrnehmungen der heutigen<br />

Weltwasserkrise und der Sorge um eine drohende<br />

Nahrungsmittelkrise in einer früheren<br />

Zeit. Anfang des 19. Jahrhundert sagte Thomas<br />

Malthus der Menschheit eine düstere Zukunft<br />

voraus. Sein Bevölkerungsgesetz enthielt <strong>die</strong><br />

berühmte – und irrige – Prognose, dass das Bevölkerungswachstum<br />

das Produktivitätswachstum<br />

in der Landwirtschaft <strong>über</strong>holen und ein<br />

immer größeres Ungleichgewicht zwischen<br />

dem Bedarf und dem Angebot an Lebensmitteln<br />

nach sich ziehen würde.<br />

Nahrungsmittelknappheit, behauptete er,<br />

würde zu wiederkehrenden Hungerzyklen führen.<br />

„Der Geschlechtstrieb der Bevölkerung ist<br />

so viel größer als <strong>die</strong> Fähigkeit der Erde, Nahrungsmittel<br />

für viele hervorzubringen“, schloss<br />

Malthus, „dass <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong> Rasse in irgendeiner<br />

Form vorzeitig aussterben muss“. 1<br />

Diese apokalyptische Sichtweise findet<br />

ihren Nachhall in einigen der pessimistischeren<br />

Einschätzungen zukünftiger Szenarios der<br />

Wasserverfügbarkeit. Die Weltwasserkommission<br />

hat <strong>die</strong> „düsteren Aussichten beim Wasser“<br />

als eine der größten Bedrohungen der<br />

Menschheit bezeichnet. 2 „Wasserknappheit“,<br />

schreibt ein anderer Kommentator, „wird in<br />

<strong>die</strong>sem neuen Jahrhundert für viele Menschen<br />

<strong>die</strong> bestimmende Lebensbedingung sein“. 3 Bilder<br />

schrumpfender Seen und verschwindender<br />

Flüsse verstärken <strong>die</strong> Wahrnehmung, dass <strong>die</strong><br />

Welt in eine Malthus’sche Krise abgleitet und<br />

der Konkurrenzkampf um eine immer knappe-<br />

4<br />

Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 169

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