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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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2<br />

Wasser für den <strong>menschliche</strong>n Verbrauch<br />

Durch <strong>die</strong> Sprache<br />

internationaler<br />

Datensammlungen<br />

wird mitunter <strong>die</strong> Art und<br />

Weise, wie arme Haushalte<br />

ihr Wasser beziehen,<br />

verschleiert<br />

darf an sauberem Wasser decken können, hängt<br />

teilweise von ihren eigenen Ressourcen ab und<br />

teilweise davon, wie <strong>die</strong> staatliche Politik den<br />

Zugang zu Infrastruktur und Wasser gestaltet,<br />

unter anderem durch Investitionsentscheidungen,<br />

Preispolitik und rechtliche Bestimmungen,<br />

nach denen sich <strong>die</strong> Anbieter richten müssen.<br />

„Verbesserter“ und „nicht<br />

verbesserter“ Zugang zu Wasser –<br />

eine illusorische Abgrenzung von<br />

sauber und schmutzig<br />

In den meisten reichen Ländern hat der Ausdruck<br />

„Zugang zu Wasser“ eine einfache und<br />

von jedermann verstandene Bedeutung. Fast jeder<br />

Bürger hat Zugang zu einem Wasserhahn in<br />

seinem Haus, der an ein Versorgungsnetz angeschlossen<br />

ist, das von einem Versorgungsunternehmen<br />

betrieben wird. Die Versorgungsunternehmen<br />

sind beauftragt, das Netz instand zu<br />

halten und für <strong>die</strong> Einhaltung der Wasserqualitätsstandards<br />

zu sorgen – und sie sind berechtigt,<br />

einen festgesetzten Preis für <strong>die</strong> Dienstleistung,<br />

<strong>die</strong> sie erbringen, in Rechnung zu stellen.<br />

In den ärmsten Ländern der Welt bedeutet<br />

„Zugang zu Wasser“ etwas ganz anderes.<br />

Durch <strong>die</strong> Sprache internationaler Datensammlungen<br />

wird mitunter <strong>die</strong> Art und Weise,<br />

wie arme Haushalte ihr Wasser beziehen, verschleiert.<br />

In internationalen Statistiken wird<br />

zwischen „verbessertem“ und „nicht verbessertem“<br />

Zugang unterschieden. Der Begriff „verbessert“<br />

umfasst drei Dimensionen von Wasserversorgungssicherheit:<br />

Qualität, Nähe und<br />

Quantität. Im Rahmen der internationalen <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

werden Menschen der Kategorie<br />

„mit Zugang zu Wasser“ zugeordnet, wenn<br />

sie mindestens 20 Liter sauberes Wasser täglich<br />

aus einer Quelle, <strong>die</strong> weniger als einen Kilometer<br />

von ihrer Wohnung entfernt ist, zur Verfügung<br />

haben. Ganz allgemein definiert <strong>die</strong> Technologie,<br />

ob <strong>die</strong> Quelle den Kriterien eines verbesserten<br />

Wasserzugangs entspricht. Wasseranschlüsse<br />

in Häusern, Standrohre, Pumpen und<br />

geschützte Brunnen werden der Kategorie „verbesserter<br />

Zugang“ zugeordnet. Wasser, das von<br />

Verkäufern und Wasser-Tankwagen bezogen<br />

wird, fällt ebenso wenig unter <strong>die</strong> Kategorie<br />

„verbesserter Zugang“ wie Wasser, das aus<br />

Bächen oder ungeschützten Brunnen gewonnen<br />

wird.<br />

Für <strong>die</strong> internationale <strong>Bericht</strong>erstattung ist<br />

<strong>die</strong> Unterscheidung „verbesserter“ und „nicht<br />

verbesserter“ Zugang klar umrissen und zweckmäßig.<br />

Gleichzeitig ist sie jedoch für <strong>die</strong> Beschreibung<br />

der Realität vor Ort zutiefst irreführend.<br />

In der realen Welt der Haushalte mit unsicherem<br />

Zugang zu Wasser ist <strong>die</strong> einfache Abgrenzung<br />

von verbessertem und nicht verbessertem<br />

Zugang illusorisch. Millionen armer<br />

Haushalte greifen bei ihren täglichen Wassernutzungsgewohnheiten<br />

sowohl auf Wasser aus<br />

verbessertem Zugang als auch auf solches aus<br />

nicht verbessertem Zugang zurück. Frauen, <strong>die</strong><br />

in den Slums der indischen Stadt Puna leben,<br />

berichten, dass sie ihr Trinkwasser von öffentlichen<br />

Wasserzapfstellen holen (eine verbesserte<br />

Zugangsquelle), dass sie zum Waschen jedoch<br />

an einen Kanal gehen. Bei Untersuchungen<br />

in Cebu, auf den Philippinen, wurden bei<br />

Haushalten, <strong>die</strong> nicht an das zentrale Wasserversorgungsnetz<br />

angeschlossen waren, fünf<br />

Wassernutzungsmuster festgestellt (Tabelle<br />

2.1). In städtischen Slums und Dörfern auf dem<br />

Lande holen arme Haushalte mitunter zu bestimmten<br />

Zeiten im Jahr Wasser aus einem geschützten<br />

Brunnen oder aus einem Standrohr,<br />

während der trockenen Jahreszeit sind sie jedoch<br />

teilweise gezwungen, ihr Wasser aus Flüssen<br />

oder Bächen zu schöpfen. Die Bezugsquellen<br />

des an einem bestimmten Tag genutzten<br />

Wassers hängen von Faktoren ab, <strong>die</strong> vom Preis<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Verfügbarkeit bis hin zur Einschätzung<br />

der Qualität reichen.<br />

Durch das internationale <strong>Bericht</strong>ssystem<br />

lassen sich zwar nützliche Erkenntnisse gewinnen,<br />

es ist aber dennoch eine Art statistische<br />

Konstruktion. Betrachten wir beispielsweise Jakarta.<br />

Aus den internationalen <strong>Bericht</strong>ssystemen<br />

geht hervor, dass fast 90 Prozent der Stadtbewohner<br />

in Indonesien einen verbesserten<br />

Wasserzugang haben. Untersuchungen <strong>über</strong><br />

Haushalte in Indonesien zeigen jedoch, dass<br />

fast zwei von drei Menschen in Jakarta eine<br />

Vielzahl von Wasserquellen nutzen, darunter<br />

Flach- und Tiefbrunnen (geschützte und ungeschützte),<br />

Standrohre (verbesserter Zugang)<br />

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BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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