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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Aus den Wasserreformen<br />

lässt sich <strong>die</strong> Lehre<br />

ziehen, dass viel mehr<br />

Gewicht auf Gerechtigkeit<br />

gelegt werden muss<br />

Kommunen als Verbraucher auf verlorenem Posten.<br />

Eine weitere Bedrohung ergibt sich daraus,<br />

dass keine ausreichenden Vorschriften vorhanden<br />

sind oder bestehende Vorschriften nicht<br />

durchgesetzt werden. In In<strong>die</strong>n führt <strong>die</strong> unkontrollierte<br />

Entnahme von Grundwasser entlang<br />

des Bhavani-Flusses zu weniger Wasser und größerer<br />

Armut in künstlich bewässerten Gebieten.<br />

Wasserrechte sind von entscheidender<br />

Bedeutung für <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong> Sicherheit in<br />

landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Wenn<br />

Anrechte auf Wasser plötzlich verloren gehen<br />

oder ausgehöhlt werden, sind Existenzen gefährdet,<br />

<strong>die</strong> Menschen stehen schutzloser da<br />

und <strong>die</strong> Armut verschärft sich in großem Umfang.<br />

Für Arme sind Wasserrechte sehr viel<br />

wichtiger als für Begüterte, und das hat einen<br />

einfachen Grund: Arme Menschen verfügen<br />

nicht <strong>über</strong> <strong>die</strong> finanziellen Mittel und politischen<br />

Mitsprachemöglichkeiten, um ihre Interessen<br />

wahren zu können, wenn sie nicht durch<br />

Vorschriften geschützt werden. Wasserrechte<br />

haben wenig Wert, wenn sie in der Praxis den<br />

Mächtigen zugute kommen.<br />

Einen Ausgleich zwischen formellen<br />

und Gewohnheitsrechten schaffen<br />

Afrika südlich der Sahara sieht sich ganz besonderen<br />

Schwierigkeiten gegen<strong>über</strong>. Die Regierungen<br />

dort bemühen sich – mit der Unterstützung<br />

durch Geberländer – darum, das<br />

Bewässerungspotenzial auszuweiten und zusätzlich<br />

zu – oder anstelle von – Gewohnheitsrechten<br />

auch formelle Rechte zu etablieren.<br />

Welche Konsequenzen hat <strong>die</strong>s für <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong>?<br />

Die Ergebnisse werden davon abhängen,<br />

was für eine Politik betrieben wird. Die Ausweitung<br />

der Bewässerungskapazität ist ein wichtiger<br />

Faktor, da sie das Potenzial für Produktivitätssteigerungen<br />

und Risikoeindämmung birgt.<br />

Die Region ist <strong>über</strong>wiegend auf Regenfeldbau<br />

angewiesen. Gleichzeitig stellt <strong>die</strong> Bewässerungsinfrastruktur<br />

eine knappe und umkämpfte<br />

Ressource dar. Die Erfahrung aus der westafrikanischen<br />

Sahelzone zeigt, dass Kleinbauern<br />

beim Zugang zu Bewässerung oft nicht mit den<br />

großen, kommerziell orientierten Erzeugern<br />

konkurrieren können.<br />

Der Umgang mit Gewohnheitsrechten wirft<br />

weitere Probleme auf. Anders als oft vermutet,<br />

beinhalten gewohnheitsrechtliche Ansprüche auf<br />

Wasser eine genaue Bewirtschaftung und Vorgaben<br />

zur Bewahrung der ökologischen Nachhaltigkeit.<br />

Doch sie benachteiligen auch häufig ärmere<br />

Haushalte und Frauen. Durch <strong>die</strong> Einführung<br />

formeller Vorschriften und Gesetze ändert sich<br />

nicht automatisch etwas daran. Im Senegal-Tal<br />

haben <strong>die</strong> Inhaber von Gewohnheitsrechten ihre<br />

Macht dazu missbraucht, bestimmte soziale<br />

Gruppen weiterhin vom Zugang zu Wasser auszuschließen.<br />

In Tansania wiederum kam <strong>die</strong> Einführung<br />

formeller Wasserrechte den kommerziellen<br />

Landwirtschaftsbetrieben entlang des<br />

Pangani-Flusses zugute – und geriet den stromabwärts<br />

gelegenen Kleinbauern zum Nachteil.<br />

Stärker auf Gerechtigkeit achten<br />

Aus den Wasserreformen lässt sich <strong>die</strong> Lehre<br />

ziehen, dass viel mehr Gewicht auf Gerechtigkeit<br />

gelegt werden muss. Im Gegensatz z.B. zu<br />

Bodenreformen haben auf der Agenda des integrierten<br />

Wasserressourcenmanagements Verteilungsbelange<br />

bislang keinen hohen Stellenwert<br />

eingenommen. Zwar gibt es durchaus Ausnahmen<br />

– so in Südafrika –, aber selbst dort hat<br />

es sich als schwierig erwiesen, eine Umverteilung<br />

zu erzielen.<br />

Bewässerungssysteme sind das Herzstück<br />

der Anpassung. Zwischen Bewässerungsinfrastruktur<br />

und Armut besteht ein signifikanter<br />

Zusammenhang. Länder<strong>über</strong>greifende Stu<strong>die</strong>n<br />

kommen zu dem Ergebnis, dass <strong>die</strong> Verbreitung<br />

von Armut bei der an das Bewässerungsnetz<br />

angeschlossenen Bevölkerung normalerweise<br />

20-40 Prozent niedriger liegt als bei der nicht<br />

angeschlossenen, wobei es allerdings eine hohe<br />

Streuung gibt. In manchen Ländern scheint<br />

Bewässerung ein sehr viel stärkerer Motor der<br />

Armutsreduzierung zu sein als in anderen.<br />

Dabei spielen Ungleichheiten innerhalb der<br />

einzelnen Länder eine große Rolle. Länder wie<br />

In<strong>die</strong>n, Pakistan, und <strong>die</strong> Philippinen, <strong>die</strong> von<br />

hoher Ungleichheit geprägt sind, schneiden<br />

sowohl bei der Effizienz als auch bei der Gerechtigkeit<br />

schlechter ab als Länder, in denen<br />

vergleichsweise mehr Gleichheit herrscht, z.B.<br />

China und Vietnam.<br />

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BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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