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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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en Platz auf der politischen Agenda belegt,<br />

können innenpolitische Faktoren zu negativen<br />

Anreizen in Bezug auf eine gemeinsame<br />

Wasserbewirtschaftung und damit<br />

zusammenhängenden Nutzen führen: Eine<br />

gerechtere Bewirtschaftung grenz<strong>über</strong>schreitender<br />

Gewässer könnte für <strong>die</strong><br />

<strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> in einem Wassereinzugsgebiet<br />

gut sein, bei der nächsten<br />

Wahl jedoch Stimmenverluste nach sich ziehen.<br />

Es bestehen auch Probleme des Zeithorizonts:<br />

Der Nutzen der grenz<strong>über</strong>schreitenden<br />

Bewirtschaftung stellt sich im eigenen<br />

Land wahrscheinlich erst ein, wenn <strong>die</strong> Regierung<br />

längst nicht mehr im Amt ist. Anreize<br />

für Kooperation werden gestärkt, wenn<br />

politische Entscheidungsträger einen unmittelbaren<br />

politischen Nutzen erkennen können<br />

(beispielsweise zusätzliche Zahlungen<br />

zur Finanzierung von Bewässerungsprojekten<br />

in Pakistan) oder sich eine Katastrophe<br />

ereignet (wie beim Chemieunfall am Rhein).<br />

• Asymmetrische Machtverteilung. Flüsse passieren<br />

Länder, zwischen denen große Unterschiede<br />

in Bezug auf Wohlstand, Einfluss<br />

und Verhandlungskapazität bestehen. Es<br />

wäre unrealistisch, anzunehmen, dass sich<br />

<strong>die</strong>se Unterschiede nicht auf <strong>die</strong> Bereitschaft<br />

zu Kooperation, Verhandlungen und<br />

Nutzenteilung auswirken. Auch in vielen<br />

grenz<strong>über</strong>schreitenden Wassereinzugsgebieten<br />

ist <strong>die</strong> Macht sehr asymmetrisch verteilt,<br />

und in manchen gibt es einen dominierenden<br />

Akteur: Zu den Beispielen zählen<br />

Ägypten im Nilbecken, In<strong>die</strong>n im Wassereinzugsgebiet<br />

des Ganges, Israel am Jordan,<br />

Südafrika im Wassereinzugsgebiet des Inkomati<br />

und <strong>die</strong> Türkei im Einzugsgebiet von<br />

Euphrat und Tigris. Beziehungen zwischen<br />

Ländern mit ungleicher Macht können zu<br />

einer Untergrabung des Vertrauens führen.<br />

• Nichtteilnahme an Initiativen für ein gesamtes<br />

Wassereinzugsgebiet. Die Vorstellungen<br />

vom Nutzen der Teilnahme an multilateralen<br />

Initiativen für ein gesamtes Wassereinzugsgebiet<br />

werden von den anderen Mitgliedern<br />

beeinflusst. Dass China nicht Mitglied<br />

der Mekong-Fluss-Kommission ist, sehen<br />

manche Mitglieder als Ursache potenzieller<br />

Schwäche der Kommission. Unterlieger wie<br />

Kambodscha und Vietnam betrachten am<br />

Oberlauf von China gebaute Dämme als<br />

eine Bedrohung der natürlichen Dynamik<br />

des Flusses und der Lebensgrundlagen,<br />

<strong>die</strong> davon abhängen. Die Mekong-Fluss-<br />

Kommission ist kein nützliches Form für<br />

Verhandlungen <strong>über</strong> <strong>die</strong>ses Problem, weil<br />

China darin gar nicht vertreten ist.<br />

Eine gerechtere<br />

Bewirtschaftung<br />

grenz<strong>über</strong>schreitender<br />

Gewässer könnte für <strong>die</strong><br />

<strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

in einem Wassereinzugsgebiet<br />

gut sein, bei der<br />

nächsten Wahl jedoch<br />

Stimmenverluste nach<br />

sich ziehen<br />

Kooperation in Flusseinzugsgebieten<br />

zugunsten <strong>menschliche</strong>r <strong>Entwicklung</strong><br />

6<br />

Jedes Flusssystem sollte von seinen Quellflüssen<br />

im Wald bis zu seiner Mündung an der Küste als<br />

eine Einheit betrachtet und als solche behandelt<br />

werden.<br />

—Theodore Roosevelt 32<br />

Angesichts der akuten politischen Empfindlichkeiten<br />

beim Thema Wasser wäre es unrealistisch,<br />

anzunehmen, dass ein neuer internationalistischer<br />

Ethos zu einem Wandel des Wassermanagements<br />

in den nächsten Jahren führen<br />

wird. Die Vorstellungen vom nationalen Interesse<br />

werden weiterhin eine wichtige Rolle spielen.<br />

Das nationale Interesse lässt sich jedoch in<br />

mehr oder weniger aufgeklärter Weise verfolgen.<br />

Mehr Regierungen erkennen heute, dass<br />

<strong>die</strong> Realitäten der gegenseitigen Abhängigkeit<br />

beim Wasser einen umfassenderen multilateralen<br />

Management-Rahmen für gesamte Wassereinzugsgebiete<br />

erfordern. Das grenz<strong>über</strong>schrei-<br />

Die Bewirtschaftung grenz<strong>über</strong>schreitender Gewässer<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 281

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