Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />
Wenn Länder virtuelles<br />
Wasser importieren,<br />
importieren sie zugleich<br />
virtuelle und tatsächliche<br />
Subventionen<br />
Importländer und aufgrund der unterschiedlichen<br />
Wasserproduktivität von Exporteuren<br />
und Importeuren auch zu weltweiten Wassereinsparungen.<br />
Der Handel mit virtuellem Wasser hat mit<br />
dem Nahrungsmittelhandel exponentiell zugenommen.<br />
Schätzungen zufolge belief er sich im<br />
Jahr 2000 auf etwa 1,34 Billionen Kubikmeter<br />
oder dreimal so viel wie 1960. Dies entspricht<br />
etwa einem Viertel des Wassers, das weltweit<br />
für den Anbau von Nahrungsmitteln benötigt<br />
wird. Manche Beobachter sehen im virtuellen<br />
Wasserhandel eine Möglichkeit für Länder mit<br />
Wasserknappheit, Wasser zu sparen, indem sie<br />
es aus Ländern mit niedrigen Opportunitätskosten<br />
beim Wasserverbrauch und höherer<br />
Produktivität importieren. Aus <strong>die</strong>sem Blickwinkel<br />
gilt der virtuelle Wasserhandel als ein<br />
Verfahren zur Sicherung eines komparativen<br />
Vorteils, das <strong>die</strong> Einschränkungen des Handels<br />
mit Wasser an sich <strong>über</strong>windet. 49<br />
Bietet der Agrarhandel einen Ausweg aus<br />
der Wasserknappheit? Für manche Länder, insbesondere<br />
im Nahen Osten und in Nordafrika,<br />
ist der virtuelle Wasserhandel bereits ein integraler<br />
Bestandteil nationaler Strategien für eine<br />
sichere Nahrungsmittelversorgung. 50 Würde<br />
Ägypten Getreide in gleicher Menge wie <strong>die</strong><br />
Importe des Landes selbst anbauen, wäre dazu<br />
ein Sechstel des Wassers im Nasser-Stausee,<br />
dem Hauptspeicherbecken des Assuan-Hochdamms,<br />
erforderlich. Für <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>sländer<br />
als Gruppe entsprechen <strong>die</strong> virtuellen<br />
Wasserimporte 2005 Prognosen zufolge<br />
12 Prozent des Wasserverbrauchs für Bewässerung.<br />
Die Argumente zugunsten der Verringerung<br />
der Wasserknappheit durch Ausweitung<br />
des virtuellen Wasserhandels wurden jedoch<br />
<strong>über</strong>bewertet, nicht zuletzt aus dem Blickwinkel<br />
der <strong>menschliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />
Zuerst soll auf das Argument eingegangen<br />
werden, laut dem der virtuelle Wasserhandel<br />
ein Verfahren zur Sicherung eines komparativen<br />
Vorteils darstellt. Auf <strong>die</strong> reichen Länder<br />
entfallen mehr als 60 Prozent der weltweiten<br />
Agrarexporte. Berücksichtigt man, dass <strong>die</strong>se<br />
Länder 2005 mehr als 280 Milliarden Dollar<br />
landwirtschaftliche Unterstützung bereitstellten,<br />
folgt, dass <strong>die</strong> Märkte für den virtuellen<br />
Wasserhandel unter den gleichen Verzerrungen<br />
leiden wie <strong>die</strong> Märkte für <strong>die</strong> Produkte, <strong>die</strong> den<br />
Wasseraustausch ermöglichen. 51 Was <strong>die</strong><br />
Opportunitätskosten im Zusammenhang mit<br />
dem Wasserverbrauch betrifft, so ist nicht<br />
sicher, dass <strong>die</strong> großen Exporteure wasserintensiver<br />
Erzeugnisse wie Baumwolle und Reis<br />
– Australien und <strong>die</strong> Vereinigten Staaten<br />
beispielsweise – <strong>die</strong> Umweltschäden (oder <strong>die</strong><br />
virtuellen Wassersubventionen) in ihre Exportpreise<br />
einrechnen.<br />
Die komplexe Wechselwirkung zwischen<br />
Nahrungsmittelimporten und sicherer Nahrungsmittelversorgung<br />
ist ein weiteres Problem.<br />
Wenn wie in großen Teilen Afrikas südlich der<br />
Sahara Nahrungsmittelimporte das Resultat<br />
langsamen Wachstums und rückläufiger landwirtschaftlicher<br />
Produktivität sind, kann <strong>die</strong><br />
sichere Nahrungsmittelversorgung ernsthaft in<br />
Gefahr geraten. Beispielsweise werden sich <strong>die</strong><br />
Getreideimporteder afrikanischen Länder südlich<br />
der Sahara Prognosen zufolge bis 2025 auf<br />
35 Millionen Tonnen verdreifachen. 52 Die<br />
Region wird kaum in der Lage sein, <strong>die</strong>se<br />
Importe kalkulierbar und nachhaltig zu finanzieren,<br />
sodass sie zunehmend von Nahrungsmittelhilfe<br />
abhängig werden dürfte. Wenn Länder<br />
virtuelles Wasser importieren, importieren<br />
sie außerdem zugleich virtuelle und tatsächliche<br />
Subventionen, gegen <strong>die</strong> ihre eigenen Bauern in<br />
den örtlichen Märkten konkurrieren müssen.<br />
Diese Subventionen können <strong>die</strong> Preise senken<br />
und Marktanteile verringern, was sich schädlich<br />
auf <strong>die</strong> Bemühungen zur Armutsbekämpfung<br />
im ländlichen Raum auswirkt.<br />
Abwasseraufbereitung<br />
In Verbindung mit geeigneter Technologie<br />
können bestimmte einfache Wasserbewirtschaftungsmaßnahmen<br />
helfen, das Missverhältnis<br />
zwischen Wasserangebot und Wasserbedarf<br />
zu mildern. Ein Beispiel ist <strong>die</strong> Wiederverwendung<br />
von Abwasser nach seiner Aufbereitung,<br />
sodass es sicher wieder in Flüsse eingeleitet und<br />
zur Bewässerung oder für industrielle Zwecke<br />
verwendet werden kann.<br />
Für <strong>die</strong> stadtnahe Landwirtschaft wird<br />
Abwasser bereits in großem Maßstab aufbereitet.<br />
Weltweit werden schätzungsweise etwa<br />
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BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>