20.11.2013 Aufrufe

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4<br />

Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />

Knappheit ist eine politisch<br />

bedingte, vorhersehbare<br />

Konsequenz unendlicher<br />

Nachfrage nach einer unter<br />

Wert verkauften Ressource<br />

re Ressource Auslöser von innerstaatlichen<br />

Konflikten und zwischenstaatlichen Wasserkriegen<br />

sein wird.<br />

In <strong>die</strong>sem Kapitel wird zuerst auf <strong>die</strong><br />

Wasserverfügbarkeit eingegangen. Physische<br />

Wasserknappheit, definiert als unzureichende<br />

Ressourcen zur Deckung des Bedarfs, ist in<br />

manchen Ländern ein Aspekt einer trotzdem<br />

sicheren Wasserversorgung. Absolute Wasserknappheit<br />

ist jedoch <strong>die</strong> Ausnahme und nicht<br />

<strong>die</strong> Regel. Die meisten Länder verfügen <strong>über</strong><br />

genügend Wasser, um den Bedarf von Haushalten,<br />

Industrie, Landwirtschaft und Umwelt zu<br />

decken. Das Problem liegt in der Bewirtschaftung.<br />

Bis in <strong>die</strong> jüngste Vergangenheit galt<br />

Wasser als eine unbegrenzt verfügbare Ressource,<br />

<strong>die</strong> bei der Erzeugung von Wohlstand umgeleitet,<br />

entnommen oder verschmutzt werden<br />

konnte. Knappheit ist eine politisch bedingte<br />

Folge <strong>die</strong>ses zutiefst falschen Ansatzes, <strong>die</strong> vorhersehbare<br />

Konsequenz unendlicher Nachfrage<br />

nach einer unter Wert verkauften Ressource.<br />

Ein Kommentator merkt dazu ironisch an:<br />

„Wenn jemand Porsche-Fahrzeuge für 3.000<br />

Dollar das Stück verkaufen würde, bestände<br />

auch daran Knappheit.“ 4<br />

Eine sichere Wasserversorgung ist aber<br />

nicht nur eine Frage von Knappheit, sondern<br />

auch von Risiko und Anfälligkeit – Aspekte,<br />

auf <strong>die</strong> im zweiten Teil <strong>die</strong>ses Kapitels eingegangen<br />

wird. Von den ersten Zivilisationen bis<br />

zur immer stärker globalisierten Welt von heute<br />

hat der Erfolg – oder Misserfolg – von Gesellschaften<br />

bei der Nutzung des Produktivpotenzials<br />

von Wasser bei gleichzeitiger Beschränkung<br />

seines Zerstörungspotenzials den <strong>menschliche</strong>n<br />

Fortschritt bestimmt. Die Prognostizierbarkeit<br />

und Zuverlässigkeit des Zugangs zu<br />

Wasser sowie der Schutz vor wasserbezogenen<br />

Risiken sind Voraussetzungen für das <strong>menschliche</strong><br />

Wohlergehen. Wie <strong>die</strong> Bilder leidender<br />

Menschen bei Überschwemmungen in Mosambik<br />

und New Orleans oder bei Dürren in Nordkenia<br />

eindrucksvoll beweisen, kann zu wenig<br />

oder zu viel von etwas Gutem wie Wasser zer-<br />

störerische Kraft entfalten. Der Fortschritt ist<br />

zum Teil davon abhängig, wie und wo <strong>die</strong><br />

Natur uns Wasser spendet, maßgeblicher<br />

jedoch von den Institutionen und der Infrastruktur,<br />

durch <strong>die</strong> Menschen und Gesellschaften<br />

den Zugang zu kalkulierbarer Wasserversorgung<br />

und <strong>die</strong> Widerstandsfähigkeit gegen<br />

Krisen sicherstellen.<br />

Manche Krisen lassen sich leichter vorhersagen<br />

als andere. Dieses Kapitel schließt mit<br />

der Erörterung der Folgen einer drohenden<br />

Krise , <strong>die</strong> bei schlechtem Management <strong>die</strong> bei<br />

der <strong>menschliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> <strong>über</strong> Generationen<br />

erzielten Fortschritte für einen großen Teil<br />

der Menschheit zunichte machen könnte. Der<br />

Klimawandel stellt eine ernsthafte und sehr<br />

gut prognostizierbare Bedrohung der sicheren<br />

Wasserversorgung für viele der ärmsten Länder<br />

auf der Welt und Millionen ihrer ärmsten<br />

Haushalte dar. Natürlich ist <strong>die</strong> Bedrohung<br />

nicht auf arme Länder beschränkt. Reiche<br />

Länder werden <strong>die</strong> Auswirkungen sich ändernder<br />

Niederschlagsmuster, extremer Wetterereignisse<br />

und eines steigenden Meeresspiegels<br />

spüren. Aber armen Ländern – und den armen<br />

Menschen in jenen Ländern – fehlen <strong>die</strong> finanziellen<br />

Mittel, <strong>die</strong> den reichen Ländern zur<br />

Risikominderung im benötigten Umfang zur<br />

Verfügung stehen. Internationale Maßnahmen<br />

zur Begrenzung der Kohlenstoffemissionen<br />

sind wichtig, weil sie den durch den Klimawandel<br />

verursachten zukünftigen Schaden begrenzen<br />

werden. Weil <strong>die</strong> derzeitigen Schadstoffmengen<br />

in der Atmosphäre zu einer zukünftigen<br />

globalen Erwärmung führen werden, wird<br />

unabhängig davon ein gefährlicher Klimawandel<br />

Realität werden. Millionen armer Menschen,<br />

<strong>die</strong> an der Freisetzung der derzeitigen<br />

Emissionen nur einen minimalen Anteil hatten,<br />

müssen in erster Linie ihre Anpassungsfähigkeit<br />

verbessern. Unglücklicherweise sind<br />

auf nationaler wie internationaler Ebene <strong>die</strong><br />

Anpassungsstrategien wesentlich weniger gut<br />

entwickelt als <strong>die</strong> Strategien zur Schadensminderung.<br />

170<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!