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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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5<br />

Konkurrenz um Wasser in der Landwirtschaft<br />

Positive Diskriminierung<br />

wird vielleicht <strong>die</strong> kulturellen<br />

Barrieren nicht völlig<br />

beseitigen – aber sie<br />

stellt zumindest ihre<br />

Legitimität in Frage<br />

rechten durch <strong>die</strong> Ausführung von Instandhaltungsarbeiten<br />

vor. Häufig hindern jedoch kulturelle<br />

Normen <strong>die</strong> Frauen daran, solche Tätigkeiten<br />

zu <strong>über</strong>nehmen. Und selbst wenn sie es<br />

tun, folgen Wasserrechte nicht automatisch,<br />

wie Forschungen in Kenia und Nepal dokumentieren.<br />

47<br />

Öffentliche Sitzungen <strong>über</strong> Bewässerungsfragen<br />

sind häufig eine Männerdomäne. Die<br />

Ausgrenzung der Frauen kann darauf beruhen,<br />

dass sie von anderen Arbeiten in Anspruch genommen<br />

werden, aber auch auf mangelndem<br />

Selbstvertrauen, das sie daran hindert, das Wort<br />

zu ergreifen oder Forderungen zu stellen. Eine<br />

Stu<strong>die</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> Mitwirkung von Frauen in<br />

Projekten der Bewässerungslandwirtschaft in<br />

Ecuador zitiert eine Frau, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Realität der<br />

informellen Geschlechterungleichheit so zusammenfasst:<br />

„Die Sitzungen [der Bewässerungsvereinigung]<br />

finden am Freitag Abend<br />

statt. Da habe ich immer noch sehr viel im Haus<br />

zu tun, nachdem ich für meinen Mann und <strong>die</strong><br />

Kinder das Essen gekocht habe. .... Selbst wenn<br />

ich zu einer Sitzung gehe, kann ich mir nur anhören,<br />

was <strong>die</strong> Männer zu sagen haben. Die<br />

Männer sind es, <strong>die</strong> reden und diskutieren“. 48<br />

In Andhra Pradesh hat <strong>die</strong> Dezentralisierung<br />

wohl <strong>die</strong> Verhandlungsposition der männlichen<br />

Wassernutzer gegen<strong>über</strong> den staatlichen Stellen<br />

gestärkt, aber sie hat wenig dafür getan, den<br />

Frauen Mitsprachemöglichkeiten auf Managementebene<br />

einzuräumen (siehe Kasten 5.9).<br />

Die Überwindung <strong>die</strong>ser Geschlechterbarrieren<br />

ist schwierig. Frauen spielen bei der Nahrungsmittelerzeugung<br />

in bewässerten und nicht<br />

bewässerten Gebieten eine wichtige Rolle: in<br />

den meisten <strong>Entwicklung</strong>sländern produzieren<br />

sie schätzungsweise zwei Drittel der Nahrungsmittel.<br />

Aber <strong>die</strong> geringe Mitwirkung der Frauen<br />

in den Wassernutzervereinigungen ist ein<br />

systemisches Problem, das sich auch durch<br />

Dezentralisierung und Übertragung von Befugnissen<br />

an <strong>die</strong> Nutzervereinigungen nicht ohne<br />

weiteres lösen lässt. Der Antrieb für Veränderungen<br />

muss von unten kommen. Nichtstaatliche<br />

Organisationen in Bangladesch, In<strong>die</strong>n<br />

und Kenia bemühen sich zusammen mit Dorfgruppen<br />

um <strong>die</strong> stärkere Einbeziehung der<br />

Frauen, aber <strong>die</strong> kulturellen Hindernisse, <strong>die</strong><br />

ihrer Partizipation entgegenstehen, sind nach<br />

wie vor hoch.<br />

Wenn es nicht gelingt, systematisch <strong>die</strong> Position<br />

der Frauen zu stärken und ihren Rat einzuholen,<br />

ist das nicht nur schlecht für <strong>die</strong> soziale<br />

Gerechtigkeit und <strong>die</strong> Zugangsgerechtigkeit.<br />

Es ist auch schlecht für <strong>die</strong> Effizienz, denn als<br />

Erzeugerinnen verfügen <strong>die</strong> Frauen <strong>über</strong> Fähigkeiten<br />

und Kenntnisse, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Wasserbewirtschaftung<br />

entscheidend wichtig sind. Auf<br />

Grund <strong>die</strong>ser Einsicht haben verschiedene Länder<br />

mutige Maßnahmen ergriffen, um kulturelle<br />

Barrieren abzubauen. In Uganda ist für alle<br />

politischen und administrativen Behörden vom<br />

Regierungskabinett bis hinunter zu den dörflichen<br />

Wassernutzervereinigungen eine Frauenquote<br />

von mindestens 30 Prozent gesetzlich<br />

vorgeschrieben. 49 Positive Diskriminierung wird<br />

vielleicht <strong>die</strong> kulturellen Barrieren nicht völlig<br />

beseitigen – aber sie stellt zumindest ihre Legitimität<br />

in Frage.<br />

Höhere Wasserproduktivität für <strong>die</strong> Armen<br />

Fast <strong>die</strong> ganzen letzten hundert Jahre hindurch<br />

wurde dem Wassermangel in der Landwirtschaft<br />

durch den Bau von Staudämmen und großflächigen<br />

Bewässerungsanlagen entgegengewirkt. In<br />

den kommenden Jahren wird sich der Schwerpunkt<br />

klar auf <strong>die</strong> Nachfragesteuerung verlagern.<br />

Das Anliegen, mehr Ertrag pro eingesetzter Wassermenge<br />

zu erzielen, anstatt mehr Wasser auf<br />

<strong>die</strong> Felder zu bringen, rückt in den Mittelpunkt<br />

der öffentlichen politischen Debatte.<br />

246<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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