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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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5<br />

Konkurrenz um Wasser in der Landwirtschaft<br />

Die Kombination von<br />

Mikrobewässerung und<br />

neuer Technologie bietet <strong>die</strong><br />

Möglichkeit, <strong>die</strong> Vorteile der<br />

Bewässerung wesentlich<br />

breiter zu verteilen<br />

trägen zu beobachten sind. In Frankreich werden<br />

auf 90 Prozent der bewässerten Flächen<br />

Sprinkler und Tröpfchenbewässerung eingesetzt,<br />

in China und In<strong>die</strong>n dagegen nur auf ein<br />

bis drei Prozent der Flächen. 58<br />

Bis vor kurzem waren <strong>die</strong> Märkte für Mikrobewässerungstechnologie<br />

auf große kapitalintensive<br />

Erzeuger ausgerichtet. Das hat sich<br />

geändert, seit <strong>die</strong> Preise für <strong>die</strong>se Technologie<br />

zurückgegangen sind und ihre Verfügbarkeit gestiegen<br />

ist. Tröpfchenbewässerungstechniken,<br />

zu denen auch arme Bauern Zugang haben, gibt<br />

es inzwischen in unterschiedlicher Form. Für<br />

den Gemüseanbau in Haushaltsgärten wurden<br />

preiswerte kleine Selbstbauanlagen mit Eimern<br />

und Tropfvorrichtung entwickelt. International<br />

Development Enterprises, eine internationale<br />

nichtsstaatliche Organisation, spielte bei der<br />

Überwindung der Kostenbarriere eine wichtige<br />

Rolle. Eines der von ihr entwickelten Modelle<br />

verwendet im Handel erhältliche Tuchfilter<br />

und Plastikbehälter anstelle empfindlicher<br />

Tropfvorrichtungen aus Metall. Damit wurden<br />

<strong>die</strong> Kosten für <strong>die</strong> Bewässerung auf 250 US-<br />

Dollar pro Hektar gesenkt. Feldergebnisse in<br />

Andhra Pradesh (In<strong>die</strong>n) und in Nepal zeigen,<br />

dass mit der gleichen Wassermenge <strong>die</strong> angepflanzte<br />

Fläche verdoppelt werden konnte. 59<br />

Forschungsarbeiten des Internationalen<br />

Instituts für Wassermanagement in Kenia und<br />

Nepal lieferten Hinweise auf Produktivitätszuwächse:<br />

Jeder investierte US-Dollar erbrachte<br />

nach Abzug aller Kosten außer den Arbeitskosten<br />

zwei Dollar. In In<strong>die</strong>n wurden preiswerte<br />

Mikrobewässerungs-Selbstbauanlagen, sogenannte<br />

„Pepsee Kits“, entwickelt. Die Bauern in<br />

den semi-ariden Gebieten von Madhya Pradesh<br />

und Maharashtra, <strong>die</strong> sie in großem Umfang<br />

einsetzten, steigerten damit ihre Erträge und<br />

vergrößerten ihre Anbauflächen. Stu<strong>die</strong>n zeigen,<br />

dass <strong>die</strong> Tropftechniken den Wasserverbrauch<br />

um 30 bis 60 Prozent senken und <strong>die</strong> Erträge<br />

um 5 bis 50 Prozent steigern. 60 Bauern in<br />

Burkina Faso, Kenia und Sudan berichten <strong>über</strong><br />

eine drei- bis- vierfache Ertragssteigerung durch<br />

den Einsatz von Tröpfchenbewässerung und<br />

Handbewässerung aus Regenauffangbecken. 61<br />

Eine weitere Innovation ist <strong>die</strong> Pedalpumpe.<br />

Diese preiswerte und erschwingliche Tech-<br />

nik (mit Stückkosten von 12 bis 30 US-Dollar)<br />

entnimmt Wasser aus nahe an der Oberfläche<br />

gelegenen Grundwasservorkommen zur Bewässerung<br />

von Flächen bis zu einem halben Hektar.<br />

In Bangladesch und im Osten In<strong>die</strong>ns, wo<br />

der Grundwasserspiegel sehr hoch ist, ist sie inzwischen<br />

weit verbreitet. Mehr als eine Million<br />

solcher Pumpen sind heute in Asien im Einsatz.<br />

Auch in Afrika südlich der Sahara hat sich <strong>die</strong>se<br />

Pumpentechnik schnell ausgebreitet. 62 Zwar<br />

liegen <strong>die</strong> Produktionskosten in Afrika südlich<br />

der Sahara mit 50 bis 150 US-Dollar pro Stück<br />

immer noch höher als in Südasien. Da jedoch<br />

im Verbund mit einer marktorientierten Produktion<br />

nachweislich eine jährliche Investitionsrendite<br />

von 130 bis 850 Prozent zu erzielen<br />

ist, bietet sich hier ein enormes Potenzial für <strong>die</strong><br />

Verringerung der Armut. 63<br />

Die Kombination von Mikrobewässerung<br />

und neuer Technologie bietet <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

<strong>die</strong> Vorteile der Bewässerung wesentlich breiter<br />

zu verteilen. Sie verspricht auch, Kleinbauern<br />

den Eintritt in Inlands- und Exportmärkte mit<br />

höherer Wertschöpfung zu erleichtern. Die Realisierung<br />

<strong>die</strong>ses Versprechens erfordert jedoch<br />

öffentliche Investitionen, um <strong>die</strong> Ausbreitung<br />

der neuen Bewässerungstechniken zu unterstützen<br />

und – was noch wichtiger ist – Marktinfrastrukturen<br />

in randständigen Gebieten aufzubauen.<br />

Aber viele Länder werden zunächst<br />

ihre derzeitigen Ansätze für landwirtschaftliches<br />

Wachstum <strong>über</strong>prüfen müssen. Während<br />

zahlreiche Regierungen das Loblied der<br />

kleinbäuerlichen Landwirtschaft singen, konzentrieren<br />

<strong>die</strong> meisten <strong>die</strong> knappen öffentlichen<br />

Investitionen auf Gebiete mit relativ<br />

großflächiger, kapitalintensiver kommerzieller<br />

Landwirtschaft. Ein solcher Ansatz könnte im<br />

Hinblick auf ein dauerhaftes Wachstum und<br />

<strong>die</strong> Verringerung der Armut von Nachteil sein.<br />

Das unerschlossene Potenzial für eine umfangreiche<br />

Ausweitung ist beträchtlich. Zwar<br />

dehnt sich <strong>die</strong> Mikrobewässerung rasch aus,<br />

aber sie kommt immer noch auf nur rund einem<br />

Prozent der Bewässerungsflächen der Welt zum<br />

Einsatz. Wenn auch <strong>die</strong> erzielten Ergebnisse je<br />

nach Standort und eingesetzter Technologie<br />

unterschiedlich sind, wird in der Regel <strong>die</strong> Wasserproduktivität<br />

landwirtschaftlicher Betriebe<br />

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BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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