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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Kasten 1<br />

Die Feminisierung von HIV/AIDS in Afrika südlich der Sahara<br />

In einer großen Ländergruppe hat HIV/AIDS zu einer Kehrtwende der<br />

<strong>menschliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> geführt. Mehr als 39 Millionen Menschen<br />

sind mit dem HI-Virus infiziert, der AIDS verursacht, und drei Millionen<br />

starben allein im Jahr 2005 an der Krankheit. Die sinkende Lebenserwartung<br />

war eine der deutlichsten Auswirkungen von HIV/<br />

AIDS auf den Index für <strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> (HDI). Weniger<br />

sichtbar waren <strong>die</strong> Feminisierung der Krankheit und <strong>die</strong> Konsequenzen<br />

für <strong>die</strong> Geschlechtergerechtigkeit.<br />

In Afrika südlich der Sahara, dem Epizentrum der Krise, sind <strong>die</strong><br />

Infektionsraten von Frauen sehr viel schneller gewachsen als <strong>die</strong> von<br />

Männern (Grafik 1). Frauen machen heute 57 Prozent der HIV-Infizierten<br />

in der Region aus, und für junge afrikanische Frauen (in der Altersgruppe<br />

15-24 Jahre) ist <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit einer Infektion heute<br />

dreimal so hoch wie für Männer.<br />

Die Pandemie beeinflusst <strong>die</strong> demografische Struktur vieler afrikanischer<br />

Länder. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist für Frauen<br />

höher – ebenso wie <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit, zu einem früheren<br />

Zeitpunkt ihres Lebens an der Krankheit zu sterben. Im südlichen<br />

Afrika kehrt <strong>die</strong>s das Standardmuster der Lebenserwartung von<br />

Männern und Frauen um (Grafik 2). Nach den gegenwärtigen Trends<br />

werden Frauen in Botswana, Lesotho, Südafrika und Swasiland im<br />

Zeitraum 2005-10 eine um zwei Jahre geringere durchschnittliche<br />

Lebenserwartung haben als Männer; im Zeitraum 1990-95 lag sie<br />

dagegen um sieben Jahre <strong>über</strong> der der Männer. Der hohe Frauenanteil<br />

an den HIV/AIDS-Sterberaten ist zum Teil auf Frühheiraten oder<br />

frühe Sexualpartnerschaften zurückzuführen, <strong>die</strong> junge Frauen und<br />

Mädchen einem erhöhten Risiko aussetzen.<br />

Immerhin ergaben detaillierte Stu<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> das Gemeinsame<br />

HIV/AIDS-Programm der Vereinten Nationen in elf Ländern durchführte,<br />

in acht Ländern einen prozentualen Rückgang der Personen<br />

unter 15 Jahren mit Geschlechtsverkehr sowie einen Anstieg bei der<br />

Benutzung von Kondomen. Auch <strong>die</strong> Behandlungszahlen weisen in<br />

<strong>die</strong> richtige Richtung: Während in Afrika südlich der Sahara 2003 nur<br />

100.000 Personen antiretrovirale Medikamente erhielten, waren es<br />

Ende 2005 schon 810.000. Aber nur ein Sechstel der 4,7 Millionen,<br />

<strong>die</strong> eine Behandlung benötigen, erhalten sie auch. Außerdem sind <strong>die</strong><br />

Erfassungsraten höchst unterschiedlich; sie reichen von mehr als 80<br />

Prozent in Botswana bis zu vier Prozent in Angola. Ein Viertel der Behandelten<br />

entfällt allein auf Südafrika.<br />

Die Frage, ob es auch bei Prävention und Behandlung geschlechtsbedingte<br />

Nachteile gibt, ist nicht eindeutig zu beantworten.<br />

Bei der Prävention können ungleiche Machtverhältnisse Frauen und<br />

Mädchen benachteiligen, weil sie <strong>die</strong> zu treffenden Entscheidungen<br />

weniger beeinflussen können. Auch <strong>die</strong> Benachteiligung bei der Bildung<br />

spielt eine Rolle. Da <strong>die</strong> Schule ein wichtiger Ort für <strong>die</strong> HIV/<br />

AIDS-Aufklärung ist, führen geschlechtsbedingte Disparitäten beim<br />

Schulbesuch zu einer Benachteiligung von Mädchen. Bei der Behandlung<br />

lassen <strong>die</strong> vorhandenen Belege keine systematische Benachteiligung<br />

von Frauen erkennen. In Äthiopien und Ghana ist der<br />

Anteil behandelter Frauen geringer, als auf Grund der Infektionsraten<br />

zu erwarten wäre, aber in Südafrika und Tansania ist ihr Anteil höher.<br />

Ebenso wie Männer leiden Frauen in Afrika südlich der Sahara<br />

unter Stigmatisierung und Angst sowie unter der schwachen politi-<br />

Grafik 1<br />

Anzahl der HIV-positiven Frauen<br />

1985-2005 (Millionen)<br />

Anzahl der HIV-positiven Männer<br />

1985-2005 (Millionen)<br />

16<br />

Hohe 16<br />

Schätzung<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0<br />

1985 1990 1995 2000 2005 1985 1990 1995 2000 2005<br />

Anmerkung: Bezieht sich auf Erwachsene <strong>über</strong> 15 Jahre.<br />

Quelle: UNAIDS <strong>2006</strong>.<br />

Grafik 2<br />

66<br />

64<br />

62<br />

60<br />

58<br />

56<br />

54<br />

52<br />

50<br />

48<br />

46<br />

44<br />

42<br />

Afrika südlich der Sahara – eine zunehmend<br />

weibliche Krise<br />

14<br />

12<br />

Niedrige<br />

Schätzung<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Hohe<br />

Schätzung<br />

Niedrige<br />

Schätzung<br />

Lebenserwartung – <strong>die</strong> große Kehrtwende<br />

zum Nachteil der Frauen im südlichen Afrika<br />

Lebenserwartung<br />

(Jahre)<br />

74<br />

72<br />

70<br />

68<br />

Quelle: UN 2005b.<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Frauen lebten<br />

7 Jahre länger<br />

als Männer...<br />

Hochrechnung<br />

... werden aber<br />

voraussichtlich<br />

2 Jahre weniger<br />

leben als Männer<br />

1988 1993 1998 2003 2008 2013 2018 2023<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 327

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