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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Kasten 4.3<br />

Subventionen für <strong>die</strong> Grundwasserentnahme in Mexiko<br />

4<br />

Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />

Grundwasserleiter speichern Wasser unter der<br />

Erdoberfläche. Dieses Grundwasser bewahrt<br />

Feuchtgebiete und liefert Trink- und Bewässerungswasser.<br />

In vielen Ländern <strong>über</strong>steigt <strong>die</strong><br />

Entnahme jedoch bei weitem <strong>die</strong> Neubildung,<br />

was mit negativen Auswirkungen auf <strong>die</strong> Aussichten<br />

für <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> verbunden<br />

ist. Diese Übernutzung wurde durch widersinnige<br />

Anreize systematisch gefördert.<br />

In vielen Gebieten Mexikos blickt man auf<br />

eine lange Tradition guter Wasserbewirtschaftung<br />

zurück. In den nördlichen und zentralen Landesteilen<br />

<strong>über</strong>steigt der Bedarf an Wasser für<br />

Bewässerung und Industrie jedoch das Angebot<br />

(siehe Karte). Die Lücke wurde mit Grundwasser<br />

gefüllt.<br />

Etwa 80 Prozent des Wasserverbrauchs in<br />

Mexiko entfallen auf <strong>die</strong> Landwirtschaft. Etwa<br />

<strong>die</strong> Hälfte der gesamten Agrarproduktion und<br />

etwa drei Viertel der Exporte werden unter<br />

Bewässerung erzeugt. Dabei dominieren so wasserintensive<br />

Erzeugnisse wie Obst, Gemüse und<br />

Vieh. Schätzungsweise 40 Prozent des Gesamtwasserverbrauchs<br />

in der Landwirtschaft werden<br />

mittlerweile mit Grundwasser bestritten. Mehr als<br />

100 der 653 Grundwasserleiter des Landes<br />

werden jedoch <strong>über</strong>nutzt, was weitreichende<br />

Umweltschäden verursacht und <strong>die</strong> kleinbäuerliche<br />

Landwirtschaft des Landes untergräbt.<br />

Mexikos schrumpfende Grundwasserleiter<br />

a z i f i s c h e r<br />

O z e a n<br />

P<br />

Große Grundwasserleiter<br />

mit zu hoher Entnahme<br />

Zu hohe Entnahme: eine Entnahme<br />

entsprechend der ein- bis zweifachen<br />

Neubildungsmenge<br />

Wesentlich zu hohe Entnahme:<br />

eine Entnahme von mehr als der<br />

doppelten Neubildungsmenge<br />

Zu hohe Entnahmen, gefördert durch Stromsubventionen, bedrohen langfristig <strong>die</strong> landwirtschaftliche<br />

Produktivität. Im Bundesstaat Sonora lieferte der Küstengrundwasserleiter von Hermosillo in den 1960er<br />

Jahren Wasser in einer Tiefe von etwa 11 Metern. Heute holen Pumpen Wasser aus einer Tiefe von 135<br />

Metern, was ohne Stromsubventionen unwirtschaftlich ist. Die Überpumpung hat zum Eindringen von<br />

Salzwasser und zu Verlusten an Agrarland geführt. Kommerzielle Agrarexportunternehmen verlagern ihre<br />

Standorte von den am stärksten betroffenen Küstengebieten weiter ins Inland und erschließen dort neue<br />

Quellen.<br />

Die jährlichen Kosten der Stromsubventionen belaufen sich auf 700 Millionen Dollar. Weil der Stromverbrauch<br />

von der Betriebsgröße abhängt, sind <strong>die</strong> Transfers höchst regressiv (siehe Grafik). Dies bedeutet,<br />

dass viele der größten Verbraucher im Durchschnitt 1.800 Dollar erhalten, <strong>die</strong> kleinsten dagegen durchschnittlich<br />

94 Dollar. Der Gini-Koeffizient, ein Maß für Ungleichheit, für <strong>die</strong> Subventionsverteilung beträgt<br />

0,91 (1 bedeutet vollständige Ungleichheit), verglichen mit einem nationalen Gini-Koeffizienten von 0,54.<br />

Aufgrund der Subventionierung des Verbrauchs erhalten <strong>die</strong> Stromsubventionen einen künstlich<br />

hohen Wasserbedarf aufrecht. Wie eine ökonometrische Analyse nahelegt, würde <strong>die</strong> Einstellung der<br />

Subventionen dazu führen, dass drei Viertel der Betriebe, <strong>die</strong> bewässern, effizientere Methoden wie<br />

Berieselungsanlagen verwenden würden. Bauern erhielten dann auch einen Anreiz, weniger wasserintensive<br />

Kulturen anzubauen. Die Gesamtwassereinsparungen würden etwa ein Fünftel des derzeitigen<br />

Verbrauchs ausmachen – eine Menge, <strong>die</strong> dem Gesamtverbrauch der Stadtbewohner entspricht.<br />

2<br />

1<br />

Vereinigte Staaten<br />

o l f v o n<br />

M e x i k o<br />

G<br />

1. Hermosillo-Küste. Intensiver Anbau von Agrarexporterzeugnissen und Weizen<br />

Guatemala Honduras<br />

für den einheimischen Markt.<br />

El Salvador<br />

2. Baja California. Großflächiger kommerzieller Anbau von Obst und Gemüse durch Unternehmen<br />

mit Verbindungen zum US-Markt.<br />

3. Coahuila. Einer der am raschesten fallenden Grundwasserleiter in Mexiko und wichtiger Standort für den<br />

Alfalfa-Anbau zur Erzeugung von Futtermitteln für <strong>die</strong> Viehwirtschaft.<br />

4. El Bajio. Anbaugebiet für 90 Prozent der für den Export bestimmten mexikanischen Tiefkühlobst- und<br />

-gemüseerzeugung. Es dominieren kommerzielle Großbetriebe und agrarindustrielle Verarbeitungsbetriebe,<br />

<strong>die</strong> auf den US-Markt liefern.<br />

Hinweis: Die in <strong>die</strong>ser Karte gezeigten Grenzen und Namen und <strong>die</strong> verwendeten Bezeichnungen beinhalten keine offizielle Billigung<br />

oder Anerkennung durch <strong>die</strong> Vereinten Nationen.<br />

Quelle:Guevara-SanginŽs<strong>2006</strong>.<br />

4<br />

3<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Belize<br />

Großbetriebe streichen <strong>die</strong><br />

höchsten Bewässerungssubventionen<br />

ein<br />

Bevölkerung (%) Subventionen (%)<br />

100<br />

100<br />

20% der<br />

90 Verbraucher mit dem<br />

90<br />

höchsten Verbrauch<br />

80<br />

80<br />

70<br />

20% der<br />

Verbraucher mit dem<br />

niedrigsten Verbrauch<br />

Quelle: Guevara-Sanginés <strong>2006</strong>.<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Quelle: CNA 2004, Ezcurra 1998, Guevara-Sanginés <strong>2006</strong>, Ponce 2005, Texas Center for Policy Stu<strong>die</strong>s 2002, Tuinhof und Heederik 2002.<br />

Ölsaaten, Zucker, Weizen und Rindfleisch<br />

schaffen Anreize für Investitionen, Muster, <strong>die</strong><br />

zu Übernutzung führen. Gleichzeitig entstehen<br />

durch <strong>die</strong> zu niedrigen Preise für Bewässerungs-<br />

wasser negative Anreize für Wassereinsparung.<br />

Selbst im Nahen Osten und in Nordafrika, wo<br />

der Knappheitswert von Wasser auf der Hand<br />

liegt, werden <strong>die</strong> Wasserpreise deutlich unter<br />

184<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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