Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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• Anwendung des Verursacherprinzips. Sicherzustellen,<br />
dass Unternehmen <strong>die</strong> Kosten für<br />
<strong>die</strong> Beseitigung der von ihnen verursachten<br />
Umweltverschmutzung tragen, würde <strong>die</strong><br />
Belastung der Wasserressourcen verringern.<br />
Dies ist zum Teil eine Frage staatlicher<br />
Regulierung. Durch <strong>die</strong> Integration des Verursacherprinzips<br />
in <strong>die</strong> Steuervorschriften<br />
und <strong>die</strong> Durchsetzung strenger Umweltschutzgesetze<br />
kann <strong>die</strong> staatliche Politik <strong>die</strong><br />
Wasserressourcenbasis verbreitern. Wirksame<br />
Regulierung kann auch Anreize für<br />
neue Technologien und Interventionsmuster<br />
schaffen. Beispielsweise haben in In<strong>die</strong>n<br />
Privatunternehmen Technologien eingeführt,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Wasserverschmutzung verringern<br />
und <strong>die</strong> Verfügbarkeit für Verbraucher<br />
flussabwärts erhöhen (Kasten 4.5)<br />
• Taxierung von Umwelt<strong>die</strong>nstleistungen.<br />
Nicht nur das Verursacherprinzip, sondern<br />
das Prinzip anzuwenden, dass sich <strong>die</strong><br />
Verhütung von Umweltverschmutzung<br />
auszahlt, bietet weitere Vorteile. Weil der<br />
Wert von Wasser als eine produktive Ressource<br />
gestiegen ist, hat sich ausgehend von<br />
Zahlungen für <strong>die</strong> Dienstleistungen von<br />
Wassereinzugsgebieten das Bewusstsein für<br />
<strong>die</strong> wirtschaftlichen Vorteile des Handels<br />
mit Ökosystem<strong>die</strong>nstleistungen entwickelt.<br />
Die costaricanische Stadt Heredia wendet<br />
Wassergebührensätze an, bei deren Kalkulation<br />
<strong>die</strong> Umweltschutzkosten berücksichtigt<br />
wurden, und zahlt Bauern 30 bis 50<br />
US-Dollar für gute Bodenbewirtschaftung.<br />
47 Dieser Ansatz könnte häufiger<br />
genutzt werden.<br />
• Regulierung der Grundwasserentnahme.<br />
Grundwasser ist eine strategische ökologische<br />
Ressource. Die Bewirtschaftung <strong>die</strong>ser<br />
Ressource zur Deckung des Bedarfs der<br />
Menschen und der Umwelt ist eine der<br />
großen Aufgaben im Bereich der sicheren<br />
Wasserversorgung am Anfang des 21. Jahrhunderts.<br />
Länder wie Jordanien haben eine<br />
Kasten 4.5<br />
Erweiterung des Wasserangebots durch weniger Verschmutzung – Märkte und Technologie<br />
Die Festsetzung der Wasserpreise auf einem Niveau, das Knappheit<br />
oder Umweltbelangen nicht Rechnung trägt, kann einen versteckten<br />
Anreiz für Verschwendung und Verschmutzung bewirken. Mit den<br />
richtigen Anreizen kann <strong>die</strong> Wasserverfügbarkeit drastisch verbessert<br />
werden. Das Beispiel In<strong>die</strong>n veranschaulicht sowohl das Problem als<br />
auch potenzielle Lösungen.<br />
Die 2003 erlassenen Gesetze <strong>über</strong> <strong>die</strong> Einführung von Abgaben<br />
zur Eindämmung der Wasserverschmutzung haben sich als unwirksam<br />
erwiesen. Die Abgaben machen in den meisten verschmutzungsintensiven<br />
Industriezweigen nur einen winzigen Bruchteil der<br />
Kosten aus. Für Wärmekraftwerke sowie <strong>die</strong> Papier-, Eisen- und<br />
Stahlindustrie belaufen sie sich auf 0,1 bis 0,5 Prozent der Betriebskosten.<br />
Gebühren blieben ähnlich unwirksam. Viele Unternehmen<br />
versorgen sich selbst durch Abpumpen von Grundwasser. Selbst<br />
dort, wo Gebühren erhoben werden, basieren sie gewöhnlich auf<br />
Durchschnittskosten- und nicht auf Grenzkostenpreisen. Und sie<br />
vernachlässigen Umweltexternalitäten.<br />
Wasserknappheit hat zur Suche nach innovativen technologischen<br />
Lösungen Anlass gegeben. Angesichts der höheren Wasserkosten<br />
in Gebieten mit Wasserknappheit sind <strong>die</strong> Betriebskosten<br />
solcher Technologie konkurrenzfähiger geworden. Beispielsweise<br />
belaufen sich <strong>die</strong> Kosten für <strong>die</strong> Behandlung kommunaler Abwässer<br />
durch Umkehrosmose in Chennai auf 25 bis 50 Rupien pro Kubikmeter<br />
und liegen damit im Bereich der Gebühren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> örtliche<br />
Wasser- und Sanitärversorgungsbehörde für Trinkwasser erhebt.<br />
Quelle: Bhushan 2004.<br />
Einige der besten Beispiele für vorbildlichen Umgang mit Wasser<br />
in In<strong>die</strong>n haben sich in Regionen mit Wasserknappheit entwickelt.<br />
Dies lässt sich exemplarisch an Chennai veranschaulichen, einer<br />
der Großstädte des Landes mit der schlimmsten Wasserknappheit.<br />
Mehrere Unternehmen haben in <strong>die</strong> Wasserbehandlung durch<br />
Umkehrosmose sowie Wiederaufbereitungstechnologien investiert<br />
und können jetzt Abwasser wirksam filtern. Mit einem Kapitaleinsatz<br />
von knapp drei Millionen US-Dollar bereitet Madras Fertilisers mehr<br />
als 80 Prozent des Tagesverbrauchs von 15,12 Millionen Liter Wasser<br />
für <strong>die</strong> Kühltürme der Düngemittelfabrik auf. Das Unternehmen<br />
liefert zudem täglich drei Millionen Liter Trinkwasser an <strong>die</strong> Stadt.<br />
Der Wasserverbrauch konnte auch in anderen Gebieten effizienter<br />
gemacht werden. Eine der effizientesten Zellstoff- und Papierfabriken<br />
im Land, J K Papers, befindet sich in dem von Wasserknappheit betroffenen<br />
Bezirk Rayagada im Bundesstaat Orissa, und Standort der<br />
wassereffizientesten Zuckerfabrik ist der unter Wasserknappheit<br />
leidende Bezirk Latur im Bundesstaat Maharastra. Die erste abwasserfreie<br />
Textilfabrik im Land, Arvind Mills, steht in Santej im Bundesstaat<br />
Gujarat, wo Wasserknappheit immer wieder ein Problem ist.<br />
Diese Erfolgsgeschichten machen deutlich, wie Anreize und<br />
Technologie <strong>die</strong> Parameter für Wasserknappheit verändern können.<br />
Die meisten Neuerungen wurden durch den Privatsektor eingeführt.<br />
Mit einem Ausblick auf <strong>die</strong> Zukunft besteht Raum für steuerliche<br />
und andere Anreize, um im allgemeinen öffentlichen Interesse <strong>die</strong> Verbreitung<br />
wassereffizienter Technologien zu fördern.<br />
4<br />
Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 187