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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Kasten 6.2<br />

Wasserrechte in den besetzten palästinensischen Gebieten<br />

6<br />

Die Bewirtschaftung grenz<strong>über</strong>schreitender Gewässer<br />

272<br />

Nirgendwo offenbaren sich <strong>die</strong> Probleme des Wassermanagements<br />

so krass wie in den besetzten palästinensischen Gebieten. Die Palästinenser<br />

sind wie wenige andere Menschen auf der Welt von extremer<br />

Wasserknappheit betroffen. Dazu tragen sowohl <strong>die</strong> eingeschränkte<br />

physische Verfügbarkeit als auch <strong>die</strong> politischen Rahmenbedingungen<br />

bei.<br />

Die Bewohner der besetzten palästinensischen Gebiete haben<br />

Zugang zu 320 Kubikmeter Wasser pro Kopf und Jahr. Dies ist einer<br />

der niedrigsten Werte für <strong>die</strong> Wasserverfügbarkeit auf der Welt und<br />

deutlich unter dem Schwellenwert für absoluten Wassermangel. Die<br />

ungleiche Verteilung von Wasser aus gemeinsam mit Israel genutzten<br />

Grundwasserleitern, in der sich <strong>die</strong> asymmetrischen Machtbeziehungen<br />

in der Gewässerbewirtschaftung widerspiegeln, macht einen<br />

Teil des Problems aus. Angesichts des raschen Bevölkerungswachstums<br />

werden <strong>die</strong> Nutzungsmöglichkeiten für <strong>die</strong> Landwirtschaft<br />

und für den <strong>menschliche</strong>n Genuss durch <strong>die</strong> rückläufige Wasserverfügbarkeit<br />

immer weiter eingeschränkt.<br />

Die ungleiche Verteilung schlägt sich in sehr großen Unterschieden<br />

der Wassernutzung zwischen Israelis und Palästinensern nieder.<br />

Die israelische Bevölkerung ist knapp doppelt so groß wie <strong>die</strong> palästinensische<br />

Bevölkerung, verbraucht jedoch siebeneinhalbmal so viel<br />

Wasser (Grafik 1). Die israelischen Siedler im Westjordanland verbrauchen<br />

wesentlich mehr Wasser pro Kopf als <strong>die</strong> Palästinenser<br />

und mehr als <strong>die</strong> Israelis in Israel (Grafik 2): fast neunmal so viel Wasser<br />

pro Kopf wie <strong>die</strong> Palästinenser. Unabhängig vom angelegten<br />

Maßstab sind das große Disparitäten.<br />

Was erklärt <strong>die</strong> Ungleichheiten? Die Palästinenser haben keine<br />

etablierten Rechte auf das Wasser des Flusses Jordan, der wichtigsten<br />

oberirdischen Wasserquelle. Dies bedeutet, dass fast der gesamte<br />

Wasserbedarf in den besetzten palästinensischen Gebieten aus<br />

Grundwasserleitern gedeckt wird. Die Bestimmungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Entnahme<br />

aus <strong>die</strong>sen Grundwasserleitern regeln, haben einen großen<br />

Einfluss auf den Zugang zu Wasser.<br />

Die Bewirtschaftung des westlichen und des Küstengrundwasserleiters<br />

illustriert das Problem. Der westliche Grundwasserleiter ist<br />

Teil des Wassereinzugsgebiets des Jordan und <strong>die</strong> wichtigste Quelle<br />

erneuerbaren Wassers für <strong>die</strong> Besetzten Palästinensischen Gebiete.<br />

Der Grundwasserleiter wird zu drei Vierteln innerhalb des<br />

Westjordanlands wiederaufgefüllt und fließt von dort zur israelischen<br />

Küste. Ein Großteil <strong>die</strong>ses Wasser wird von den Palästinensern nicht<br />

genutzt. Ein Grund dafür ist, dass <strong>die</strong> israelischen Vertreter im gemeinsamen<br />

Wasserausschuss Zahl und Tiefe der von Palästinensern<br />

betriebenen Brunnen streng regulieren. Auf <strong>die</strong> israelischen Siedler<br />

werden <strong>die</strong> Regeln großzügiger angewendet, sodass sie tiefere Brunnen<br />

bohren können. Aus nur 13 Prozent aller Brunnen im Westjordanland<br />

entnehmen <strong>die</strong> Siedler etwa 53 Prozent des Grundwassers.<br />

Nicht in den besetzten palästinensischen Gebieten genutztes Wasser<br />

fließt letztlich unter israelisches Territorium und wird aus Brunnen<br />

auf der israelischen Seite entnommen (siehe Karte).<br />

Ähnliche Probleme bestehen beim Wasser im Küsteneinzugsgebiet.<br />

Aufgrund der hohen Entnahmeraten auf der israelischen Seite<br />

erreicht <strong>die</strong>ses kaum den Gaza-Streifen. Dies führt dazu, dass <strong>die</strong><br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong><br />

Grafik 1<br />

2.200<br />

2.000<br />

1.800<br />

1.600<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Ungleicher Wasserverbrauch<br />

in Israel<br />

und den besetzten<br />

palästinensischen<br />

Gebieten<br />

Gesamtverbrauch, 2005<br />

(Millionen Kubikmeter pro Jahr)<br />

2.400<br />

Israel<br />

Palästinensische<br />

Gebiete<br />

Jägerskog und Quelle: Phillips <strong>2006</strong>.<br />

Grafik 2 Manche können<br />

mehr Wasser verbrauchen<br />

als andere<br />

Pro-Kopf-Wasserverbrauch, 2005<br />

(Kubikmeter pro Jahr)<br />

1.100<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Israelische Siedler (Gaza)<br />

Israelische Siedler<br />

(Westjordanland)<br />

Israel<br />

Besetzte<br />

palästinensische<br />

Gebiete<br />

Nach Bevölkerung gewichteter gleitender<br />

Durchschnitt; <strong>die</strong> israelischen Siedlungen im<br />

Hinweis:<br />

Gaza-Streifen wurden im August und September<br />

2005 geräumt.<br />

Jägerskog und Phillips <strong>2006</strong>.<br />

Quelle:

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