Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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Sonderbeitrag:<br />
Die Finanzierung zur Erreichung des Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziels<br />
im Bereich Wasser- und Sanitärversorgung jetzt angehen<br />
Die Krise der Wasser- und Sanitärversorgung beenden<br />
Von Japan <strong>über</strong> <strong>die</strong> Europäische Union bis hin zu den Vereinigten<br />
Staaten sehen <strong>die</strong> Menschen in der entwickelten Welt sauberes Wasser<br />
und grundlegende Sanitärversorgung als Selbstverständlichkeit<br />
an. Doch weltweit wird einer zu großen Anzahl von Menschen noch<br />
immer der Zugang zu <strong>die</strong>sen grundlegenden Menschenrechten vorenthalten.<br />
Dieser <strong>Bericht</strong> dokumentiert auf eindrucksvolle Weise <strong>die</strong><br />
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kosten einer Krise im Bereich<br />
der Wasser- und Sanitärversorgung.<br />
Die Wasser- und <strong>die</strong> Sanitärversorgung sind nicht nur für das<br />
<strong>menschliche</strong> Leben unentbehrlich, sie sind auch in jedem Land Bausteine<br />
für <strong>Entwicklung</strong>. Deshalb enthält eines der acht Millenniums-<br />
<strong>Entwicklung</strong>sziele eine spezielle Zielvorgabe, den Anteil der Menschen<br />
ohne nachhaltigen Zugang zu sicherer Trinkwasser- und<br />
Sanitärversorgung bis 2015 zu halbieren.<br />
Der Mangel an Wasser- und Sanitärversorgung betrifft <strong>über</strong>proportional<br />
Frauen und Mädchen, <strong>die</strong> traditionell dafür verantwortlich<br />
sind, für <strong>die</strong> Familie Wasser zu holen. Für Mädchen im Schulalter ist<br />
<strong>die</strong> Zeit – manchmal Stunden –, <strong>die</strong> sie auf dem Weg zur nächsten<br />
Wasserquelle verbringen, Zeit, <strong>die</strong> für ihre Schulbildung verloren geht.<br />
Dies nimmt ihnen <strong>die</strong> Chance, Arbeit zu bekommen und <strong>die</strong> Gesundheit<br />
und den Lebensstandard ihrer Familien sowie ihre eigene<br />
Gesundheit und ihren Lebensstandard zu verbessern. Schulen ohne<br />
Zugang zu sauberem Wasser oder Sanitärversorgung beweisen<br />
nachdrücklich, wie <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> und <strong>die</strong> Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziele<br />
miteinander in Zusammenhang stehen.<br />
Man kann keine wirksamen Bildungssysteme aufbauen, wenn <strong>die</strong><br />
Kinder ständig krank sind und der Schule fernbleiben. Und man kann<br />
keine Bildung für alle erreichen, wenn Mädchen zu Hause bleiben<br />
müssen, weil ihre Eltern sich dar<strong>über</strong> Sorgen machen, dass es keine<br />
separaten Toiletten gibt.<br />
Heute verstehen wir sehr gut den Zusammenhang zwischen sauberem<br />
Wasser, verbesserter Gesundheit und mehr Wohlstand. Wir<br />
haben das Wissen, <strong>die</strong> Technologie und <strong>die</strong> finanziellen Ressourcen,<br />
um <strong>die</strong> Versorgung mit sauberem Wasser und Sanitärinfrastruktur für<br />
alle Realität werden zu lassen. Nur brauchen wir zu <strong>die</strong>sen Ressourcen<br />
noch den entsprechenden politischen Willen zum Handeln.<br />
Um <strong>die</strong> Infrastruktur für ein effektives landesweites Wasser- und<br />
Sanitärversorgungssystem – von Wasserleitungen <strong>über</strong> Pumpstationen<br />
bis hin zu Klärwerken – aufzubauen, braucht man Investitionen<br />
in einem Umfang, der <strong>über</strong> das hinausgeht, was sich <strong>die</strong> ärmsten<br />
Länder zu leisten beginnen können. Außerdem sind vorab große<br />
Investitionen erforderlich, und es fallen längerfristige Instandhaltungskosten<br />
an. Angesichts des hohen Anteils der Bevölkerung, <strong>die</strong><br />
in <strong>Entwicklung</strong>sländern keinen ausreichenden Zugang zu Wasserund<br />
Sanitärversorgung hat und <strong>die</strong> mit weniger als einem US-Dollar<br />
pro Person pro Tag <strong>über</strong>lebt, ist es nicht möglich, <strong>die</strong>se vorgelagerten<br />
Kosten <strong>über</strong> Verbrauchsgebühren zu decken.<br />
Im Jahr 2005 haben <strong>die</strong> Regierungen der entwickelten Länder<br />
versprochen, <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>shilfe insgesamt zu erhöhen. Die Europäische<br />
Union hat sich verpflichtet, <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>shilfe bis 2015<br />
auf 0,7 Prozent ihres Einkommens zu erhöhen. Die G-8-Staaten<br />
haben sich verpflichtet, <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>shilfe für Afrika bis 2010 zu<br />
verdoppeln. Als <strong>die</strong> G-8-Staaten <strong>die</strong>se Zusage machten, erkannten<br />
sie an, dass <strong>die</strong>se <strong>Entwicklung</strong>shilfe auch dazu <strong>die</strong>nt, sicherzustellen,<br />
dass <strong>die</strong> Bevölkerung der <strong>Entwicklung</strong>sländer Zugang zu sicherer<br />
Wasser- und Sanitärversorgung bekommt. Die traditionellen Erhöhungen<br />
der <strong>Entwicklung</strong>shilfebudgets der Geber werden jedoch nicht<br />
ausreichen, um <strong>die</strong> zusätzlichen Mittel aufzubringen und <strong>die</strong> festgelegten<br />
Zielvorgaben im Bereich der <strong>Entwicklung</strong>shilfe einzuhalten. Es<br />
sind innovative Finanzierungsmechanismen nötig, um <strong>die</strong> Leistungen<br />
zu erbringen und um <strong>die</strong> Finanzierung aufzubringen, <strong>die</strong> dringend<br />
benötigt wird, um <strong>die</strong> Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziele zu erreichen –<br />
und nirgendwo ist <strong>die</strong>s deutlicher, als bei der Wasser- und Sanitärversorgung.<br />
Ganz offen gesagt kann <strong>die</strong> Welt nicht darauf warten, bis <strong>die</strong> sich<br />
schrittweise erhöhenden <strong>Entwicklung</strong>shilfezahlungen verfügbar sind,<br />
und dann erst <strong>die</strong> Krise im Bereich Wasser- und Sanitärversorgung<br />
angehen. Diese Krise tötet heute Kinder und bremst <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
– und wir müssen jetzt handeln. Deshalb sind eine Reihe innovativer<br />
Finanzierungsmechanismen in Betracht gezogen und umgesetzt<br />
worden, um finanzielle Mittel für <strong>Entwicklung</strong> im Voraus zu mobilisieren.<br />
Ein Beispiel dafür ist <strong>die</strong> Internationale Finanzfaziliät (IFF).<br />
Die IFF mobilisiert Ressourcen auf den internationalen Kapitalmärkten,<br />
indem langfristige Staatsanleihen ausgegeben werden, <strong>die</strong><br />
von den Geberländern <strong>über</strong> 20 bis 30 Jahre zurückgezahlt werden.<br />
Eine kritische Menge an Mitteln kann so unmittelbar für Investitionen<br />
in <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong> verfügbar gemacht werden, während <strong>die</strong> Rückzahlungen<br />
<strong>über</strong> einen längeren Zeitraum aus den <strong>Entwicklung</strong>shilfebudgets<br />
der entwickelten Länder geleistet werden.<br />
Die Prinzipien der Verlagerung in <strong>die</strong> Gegenwart sind bereits auf<br />
<strong>die</strong> IFF für Immunisierungen angewendet worden. Durch sofortige<br />
Investitionen von zusätzlichen vier Milliarden US-Dollar in Impfungen<br />
gegen vermeidbare Krankheiten wird <strong>die</strong> <strong>über</strong>raschende Anzahl von<br />
fünf Millionen Menschenleben bis 2015 gerettet, und weitere fünf<br />
Millionen dar<strong>über</strong> hinaus.<br />
Diese Prinzipien können auch für den Wasserbereich hochgradig<br />
relevant sein. Die Renditen von Vorab-Investitionen in <strong>die</strong> Wasserund<br />
Sanitärversorgung würden <strong>die</strong> Kosten der Geldbeschaffung auf<br />
den Rentenmärkten deutlich <strong>über</strong>treffen, selbst wenn man <strong>die</strong><br />
Zinskosten berücksichtigt. Tatsächlich hat <strong>die</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) geschätzt, dass der Ertrag einer Investition von einem<br />
US-Dollar in <strong>die</strong> Sanitärversorgung und Hygiene in Ländern mit<br />
niedrigem Einkommen im Durchschnitt bei ca. acht US-Dollar liegt.<br />
Das ist nach jedem Buchhaltungssystem eine gute Investition.<br />
Es ist nicht neu, Ressourcen auf den Kapitalmärkten zu mobilisieren,<br />
um in <strong>die</strong> Wasser- und Sanitärversorgung zu investieren. Zu<br />
Beginn des vergangenen Jahrhunderts gaben <strong>die</strong> Industrieländer<br />
Staatsanleihen aus und nutzten <strong>die</strong> Kapitalmärkte, um <strong>die</strong> finanziellen<br />
Mittel für Investitionen in <strong>die</strong> Wasser- und Sanitärinfrastruktur<br />
aufzubringen. Und kürzlich gaben Länder wie Südafrika Kommunalobligationen<br />
aus, um schnell eine kritische Menge an Ressourcen<br />
aufzubringen, um solche Investitionen zu tätigen.<br />
Natürlich müssen wir anerkennen, dass <strong>die</strong> neuen <strong>Entwicklung</strong>spartnerschaften<br />
zur Unterstützung der Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>s-<br />
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BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>