20.11.2013 Aufrufe

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1<br />

Sonderbeitrag:<br />

Die Finanzierung zur Erreichung des Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziels<br />

im Bereich Wasser- und Sanitärversorgung jetzt angehen<br />

Die Krise der Wasser- und Sanitärversorgung beenden<br />

Von Japan <strong>über</strong> <strong>die</strong> Europäische Union bis hin zu den Vereinigten<br />

Staaten sehen <strong>die</strong> Menschen in der entwickelten Welt sauberes Wasser<br />

und grundlegende Sanitärversorgung als Selbstverständlichkeit<br />

an. Doch weltweit wird einer zu großen Anzahl von Menschen noch<br />

immer der Zugang zu <strong>die</strong>sen grundlegenden Menschenrechten vorenthalten.<br />

Dieser <strong>Bericht</strong> dokumentiert auf eindrucksvolle Weise <strong>die</strong><br />

gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kosten einer Krise im Bereich<br />

der Wasser- und Sanitärversorgung.<br />

Die Wasser- und <strong>die</strong> Sanitärversorgung sind nicht nur für das<br />

<strong>menschliche</strong> Leben unentbehrlich, sie sind auch in jedem Land Bausteine<br />

für <strong>Entwicklung</strong>. Deshalb enthält eines der acht Millenniums-<br />

<strong>Entwicklung</strong>sziele eine spezielle Zielvorgabe, den Anteil der Menschen<br />

ohne nachhaltigen Zugang zu sicherer Trinkwasser- und<br />

Sanitärversorgung bis 2015 zu halbieren.<br />

Der Mangel an Wasser- und Sanitärversorgung betrifft <strong>über</strong>proportional<br />

Frauen und Mädchen, <strong>die</strong> traditionell dafür verantwortlich<br />

sind, für <strong>die</strong> Familie Wasser zu holen. Für Mädchen im Schulalter ist<br />

<strong>die</strong> Zeit – manchmal Stunden –, <strong>die</strong> sie auf dem Weg zur nächsten<br />

Wasserquelle verbringen, Zeit, <strong>die</strong> für ihre Schulbildung verloren geht.<br />

Dies nimmt ihnen <strong>die</strong> Chance, Arbeit zu bekommen und <strong>die</strong> Gesundheit<br />

und den Lebensstandard ihrer Familien sowie ihre eigene<br />

Gesundheit und ihren Lebensstandard zu verbessern. Schulen ohne<br />

Zugang zu sauberem Wasser oder Sanitärversorgung beweisen<br />

nachdrücklich, wie <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> und <strong>die</strong> Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziele<br />

miteinander in Zusammenhang stehen.<br />

Man kann keine wirksamen Bildungssysteme aufbauen, wenn <strong>die</strong><br />

Kinder ständig krank sind und der Schule fernbleiben. Und man kann<br />

keine Bildung für alle erreichen, wenn Mädchen zu Hause bleiben<br />

müssen, weil ihre Eltern sich dar<strong>über</strong> Sorgen machen, dass es keine<br />

separaten Toiletten gibt.<br />

Heute verstehen wir sehr gut den Zusammenhang zwischen sauberem<br />

Wasser, verbesserter Gesundheit und mehr Wohlstand. Wir<br />

haben das Wissen, <strong>die</strong> Technologie und <strong>die</strong> finanziellen Ressourcen,<br />

um <strong>die</strong> Versorgung mit sauberem Wasser und Sanitärinfrastruktur für<br />

alle Realität werden zu lassen. Nur brauchen wir zu <strong>die</strong>sen Ressourcen<br />

noch den entsprechenden politischen Willen zum Handeln.<br />

Um <strong>die</strong> Infrastruktur für ein effektives landesweites Wasser- und<br />

Sanitärversorgungssystem – von Wasserleitungen <strong>über</strong> Pumpstationen<br />

bis hin zu Klärwerken – aufzubauen, braucht man Investitionen<br />

in einem Umfang, der <strong>über</strong> das hinausgeht, was sich <strong>die</strong> ärmsten<br />

Länder zu leisten beginnen können. Außerdem sind vorab große<br />

Investitionen erforderlich, und es fallen längerfristige Instandhaltungskosten<br />

an. Angesichts des hohen Anteils der Bevölkerung, <strong>die</strong><br />

in <strong>Entwicklung</strong>sländern keinen ausreichenden Zugang zu Wasserund<br />

Sanitärversorgung hat und <strong>die</strong> mit weniger als einem US-Dollar<br />

pro Person pro Tag <strong>über</strong>lebt, ist es nicht möglich, <strong>die</strong>se vorgelagerten<br />

Kosten <strong>über</strong> Verbrauchsgebühren zu decken.<br />

Im Jahr 2005 haben <strong>die</strong> Regierungen der entwickelten Länder<br />

versprochen, <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>shilfe insgesamt zu erhöhen. Die Europäische<br />

Union hat sich verpflichtet, <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>shilfe bis 2015<br />

auf 0,7 Prozent ihres Einkommens zu erhöhen. Die G-8-Staaten<br />

haben sich verpflichtet, <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>shilfe für Afrika bis 2010 zu<br />

verdoppeln. Als <strong>die</strong> G-8-Staaten <strong>die</strong>se Zusage machten, erkannten<br />

sie an, dass <strong>die</strong>se <strong>Entwicklung</strong>shilfe auch dazu <strong>die</strong>nt, sicherzustellen,<br />

dass <strong>die</strong> Bevölkerung der <strong>Entwicklung</strong>sländer Zugang zu sicherer<br />

Wasser- und Sanitärversorgung bekommt. Die traditionellen Erhöhungen<br />

der <strong>Entwicklung</strong>shilfebudgets der Geber werden jedoch nicht<br />

ausreichen, um <strong>die</strong> zusätzlichen Mittel aufzubringen und <strong>die</strong> festgelegten<br />

Zielvorgaben im Bereich der <strong>Entwicklung</strong>shilfe einzuhalten. Es<br />

sind innovative Finanzierungsmechanismen nötig, um <strong>die</strong> Leistungen<br />

zu erbringen und um <strong>die</strong> Finanzierung aufzubringen, <strong>die</strong> dringend<br />

benötigt wird, um <strong>die</strong> Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziele zu erreichen –<br />

und nirgendwo ist <strong>die</strong>s deutlicher, als bei der Wasser- und Sanitärversorgung.<br />

Ganz offen gesagt kann <strong>die</strong> Welt nicht darauf warten, bis <strong>die</strong> sich<br />

schrittweise erhöhenden <strong>Entwicklung</strong>shilfezahlungen verfügbar sind,<br />

und dann erst <strong>die</strong> Krise im Bereich Wasser- und Sanitärversorgung<br />

angehen. Diese Krise tötet heute Kinder und bremst <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

– und wir müssen jetzt handeln. Deshalb sind eine Reihe innovativer<br />

Finanzierungsmechanismen in Betracht gezogen und umgesetzt<br />

worden, um finanzielle Mittel für <strong>Entwicklung</strong> im Voraus zu mobilisieren.<br />

Ein Beispiel dafür ist <strong>die</strong> Internationale Finanzfaziliät (IFF).<br />

Die IFF mobilisiert Ressourcen auf den internationalen Kapitalmärkten,<br />

indem langfristige Staatsanleihen ausgegeben werden, <strong>die</strong><br />

von den Geberländern <strong>über</strong> 20 bis 30 Jahre zurückgezahlt werden.<br />

Eine kritische Menge an Mitteln kann so unmittelbar für Investitionen<br />

in <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong> verfügbar gemacht werden, während <strong>die</strong> Rückzahlungen<br />

<strong>über</strong> einen längeren Zeitraum aus den <strong>Entwicklung</strong>shilfebudgets<br />

der entwickelten Länder geleistet werden.<br />

Die Prinzipien der Verlagerung in <strong>die</strong> Gegenwart sind bereits auf<br />

<strong>die</strong> IFF für Immunisierungen angewendet worden. Durch sofortige<br />

Investitionen von zusätzlichen vier Milliarden US-Dollar in Impfungen<br />

gegen vermeidbare Krankheiten wird <strong>die</strong> <strong>über</strong>raschende Anzahl von<br />

fünf Millionen Menschenleben bis 2015 gerettet, und weitere fünf<br />

Millionen dar<strong>über</strong> hinaus.<br />

Diese Prinzipien können auch für den Wasserbereich hochgradig<br />

relevant sein. Die Renditen von Vorab-Investitionen in <strong>die</strong> Wasserund<br />

Sanitärversorgung würden <strong>die</strong> Kosten der Geldbeschaffung auf<br />

den Rentenmärkten deutlich <strong>über</strong>treffen, selbst wenn man <strong>die</strong><br />

Zinskosten berücksichtigt. Tatsächlich hat <strong>die</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) geschätzt, dass der Ertrag einer Investition von einem<br />

US-Dollar in <strong>die</strong> Sanitärversorgung und Hygiene in Ländern mit<br />

niedrigem Einkommen im Durchschnitt bei ca. acht US-Dollar liegt.<br />

Das ist nach jedem Buchhaltungssystem eine gute Investition.<br />

Es ist nicht neu, Ressourcen auf den Kapitalmärkten zu mobilisieren,<br />

um in <strong>die</strong> Wasser- und Sanitärversorgung zu investieren. Zu<br />

Beginn des vergangenen Jahrhunderts gaben <strong>die</strong> Industrieländer<br />

Staatsanleihen aus und nutzten <strong>die</strong> Kapitalmärkte, um <strong>die</strong> finanziellen<br />

Mittel für Investitionen in <strong>die</strong> Wasser- und Sanitärinfrastruktur<br />

aufzubringen. Und kürzlich gaben Länder wie Südafrika Kommunalobligationen<br />

aus, um schnell eine kritische Menge an Ressourcen<br />

aufzubringen, um solche Investitionen zu tätigen.<br />

Natürlich müssen wir anerkennen, dass <strong>die</strong> neuen <strong>Entwicklung</strong>spartnerschaften<br />

zur Unterstützung der Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>s-<br />

94<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!