Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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Was war schief gelaufen? Wenn private Unternehmen<br />
als Anbieter in <strong>die</strong> Märkte in den<br />
Industrieländern einsteigen, können sie auf<br />
eine umfangreiche Infrastruktur zurückgreifen<br />
(<strong>die</strong> mit früheren öffentlichen Investitionen bezahlt<br />
wurde), durch <strong>die</strong> auf einem Markt, der<br />
durch ziemlich hohe Durchschnittseinkommen<br />
definiert wird, der Zugang für <strong>die</strong> gesamte<br />
Bevölkerung ermöglicht wird. In den <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />
entsteht durch eine schlecht entwickelte,<br />
oft verfallene Infrastruktur, durch geringe<br />
Anschluss- und hohe Armutsraten eine<br />
immer größere Spannung zwischen der wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit und der Versorgung<br />
aller Menschen mit bezahlbarem Wasser.<br />
Drei sehr häufige Fehlentwicklungen, <strong>die</strong> mit<br />
der Regulierung, der finanziellen Nachhaltigkeit<br />
und der Transparenz der Vertragsabschlüsse<br />
zusammenhängen, können auf <strong>die</strong>se Zwänge<br />
zurückgeführt werden (Kasten 2.4):<br />
• Ausweitung des Leitungsnetzes. Ein primäres<br />
Ziel von Regierungen bei der Konzessionsvergabe<br />
ist <strong>die</strong> Ausweitung des Leitungsnetzes.<br />
Im Rahmen der Konzession in Buenos<br />
Aires stieg zwar <strong>die</strong> Zahl der Anschlüsse,<br />
allerdings in einem geringeren Umfang als<br />
es im Vertrag vorgesehen war. In den ärmsten<br />
Stadtgebieten gab es <strong>die</strong> geringsten Fortschritte.<br />
32 In Jakarta wurden im Rahmen des<br />
Konzessionsvertrags drei Viertel der neuen<br />
Anschlüsse in Haushalten mit mittleren<br />
und höheren Einkommen und in Regierungs-<br />
und kommerziellen Unternehmen<br />
eingerichtet.<br />
• Neuverhandlungen von Tarifen. Wassertarife<br />
sind eine sehr politische Angelegenheit.<br />
Unter kommerziellen Gesichtspunkten<br />
werden durch <strong>die</strong> Tarifeinnahmen Profite<br />
für <strong>die</strong> Aktionäre und Kapital für künftige<br />
Investitionen erwirtschaftet. Aber eine Tarifpolitik,<br />
<strong>die</strong> auf Profitmaximierung ausgerichtet<br />
ist, kann zu einer Verringerung des<br />
sozialen Wohlbefindens führen und politische<br />
Unruhen auslösen. In Cochabamba erhöhte<br />
der Konzessionsinhaber <strong>die</strong> Tarife,<br />
um damit einen Teil der Kosten weiterzugeben,<br />
<strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Ausweitung der Infrastruktur<br />
entstanden waren – mit sehr explosiven<br />
Konsequenzen. In Buenos Aires wurden<br />
<strong>die</strong> Tarife erst reduziert und dann im<br />
Zeitraum von 1993 bis 2002 sechsmal erhöht,<br />
was effektiv fast zu einer Verdoppelung<br />
führte, da der private Betreiber Profitabilität<br />
mit der Umsetzung der Zielvorgaben<br />
kombinieren wollte.<br />
• Finanzierung. Das hohe Mindestvolumen<br />
von Kapitalinvestitionen im Wasserbereich<br />
führt dazu, dass Kredite für <strong>die</strong> Ausweitung<br />
des Netzes von entscheidender Bedeutung<br />
sind. Die Aktivitäten im Rahmen der Konzession<br />
in Manila und Buenos Aires waren<br />
durch eine hohe Auslandsverschuldung belastet.<br />
In Buenos Aires wurden <strong>die</strong> Investitionen<br />
hauptsächlich <strong>über</strong> Anleihen und<br />
angespartes Geld finanziert, wobei der<br />
Eigenkapitalanteil unter fünf Prozent lag.<br />
Da <strong>die</strong> Anleihen im Ausland in Dollar getätigt<br />
wurden, <strong>die</strong> Einnahmen jedoch in lokaler<br />
Währung erfolgten, führte <strong>die</strong>s zu einer<br />
starken Abhängigkeit von den Wechselkursschwankungen<br />
bei der Fremdwährung.<br />
Durch <strong>die</strong> Finanzkrisen in Ostasien und Argentinien<br />
wurden <strong>die</strong> Konzessionen in<br />
West Manila und Buenos Aires mit nicht<br />
mehr tragbaren Schulden belastet. Der Nettoverlust<br />
von 1,6 Milliarden US-Dollar, der<br />
2002 vom Konzessionsinhaber in Buenos<br />
Aires verzeichnet wurde, war fast ausschließlich<br />
auf eine Geldentwertung zurückzuführen,<br />
durch <strong>die</strong> <strong>die</strong> Auslandsschuldenverpflichtungen<br />
des Unternehmens verdreifacht<br />
wurden.<br />
Andere Formen der<br />
Beteiligung des Privatsektors<br />
Private Unternehmen ziehen sich zwar aus<br />
Konzessionen zurück, sie sind jedoch nach wie<br />
vor an einer breiten Palette von Dienstleistungsangeboten<br />
und -aktivitäten im Wasserbereich<br />
beteiligt. Die öffentlich-private Wasserbewirtschaftung<br />
bleibt in den Debatten <strong>über</strong><br />
Wassermanagement ein zentrales Thema.<br />
Pachtverträge (Leasing oder affermage) sind<br />
eine übliche Form von öffentlich-privater Partnerschaft.<br />
Bei <strong>die</strong>sem Modell delegiert <strong>die</strong> Regierung<br />
<strong>die</strong> Durchführung einer öffentlichen<br />
Dienstleistung an ein Unternehmen, das dafür<br />
eine vereinbarte Gebühr zahlt, <strong>die</strong> normaler-<br />
In den <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />
entsteht durch eine schlecht<br />
entwickelte, oft verfallene<br />
Infrastruktur, durch geringe<br />
Anschluss- und hohe<br />
Armutsraten eine immer<br />
größere Spannung zwischen<br />
der wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit und der<br />
Versorgung aller Menschen<br />
mit bezahlbarem Wasser<br />
2<br />
Wasser für den <strong>menschliche</strong>n Verbrauch<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 121