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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Gnadenloser Wettbewerb,<br />

Umweltbelastungen und<br />

Unwägbarkeiten beim<br />

Zugang zu Wasser sind <strong>die</strong><br />

Hauptgründe, warum<br />

ein erheblicher Teil der<br />

Weltbevölkerung <strong>über</strong><br />

keine gesicherte<br />

Wasserversorgung<br />

verfügt<br />

Bei der Sanitärversorgung halten sich <strong>die</strong><br />

Tabus jedoch hartnäckig. Auch dadurch erklärt<br />

sich, warum das Thema von der Politik kaum<br />

aufgegriffen wird und in Wahlkampagnen oder<br />

öffentlichen Debatten nur selten zur Sprache<br />

kommt. Grund dafür, warum das Stigma sich so<br />

lange gehalten hat, ist wohl auch, dass <strong>die</strong> Krise<br />

bei der Sanitärversorgung im Vergleich zur<br />

HIV/AIDS-Krise stärker diskriminierend wirkt<br />

– denn betroffen sind in erster Linie <strong>die</strong> Armen,<br />

nicht <strong>die</strong> Bessergestellten. Wenn man <strong>die</strong>ses<br />

Problem angehen will, muss man sich des Ausmaßes<br />

der Kosten, <strong>die</strong> durch das Defizit bei der<br />

Sanitärversorgung verursacht werden, stärker<br />

bewusst sein. Es gilt außerdem, Sanitärversorgung<br />

auf breiterer Ebene als Grundrecht anzuerkennen.<br />

Zu den vordringlichsten politischen Aufgaben<br />

im Zusammenhang mit Sanitärversorgung<br />

zählen:<br />

• Die <strong>Entwicklung</strong> politischer Institutionen<br />

auf nationaler und lokaler Ebene, <strong>die</strong> den<br />

Stellenwert von Sanitärversorgung in sozialen<br />

und wirtschaftlichen Fortschritt umsetzen.<br />

• Die Stärkung von Initiativen auf Gemeindeebene<br />

durch staatliche Maßnahmen, <strong>die</strong><br />

auf <strong>die</strong> Förderung von Erfolgsmethoden<br />

gerichtet sind.<br />

• Das Investieren in bedarfsgesteuerte Herangehensweisen,<br />

mit denen Versorgungsträger<br />

den Bedürfnissen der Bevölkerung begegnen,<br />

wobei Frauen ein Mitspracherecht bei<br />

der Festlegung der Prioritäten einzuräumen<br />

ist.<br />

• Finanzielle Unterstützung gerade auch für<br />

<strong>die</strong> ärmsten Haushalte, um dafür zu sorgen,<br />

dass auch sie sich Sanitärversorgung leisten<br />

können.<br />

Mit Wasserknappheit, Risiken<br />

und Gefährdung umgehen<br />

Die Wasserdiskussion Anfang des 21. Jahrhundert<br />

wird zunehmend von einer malthusianische<br />

Diagnose des Problems geprägt. Es werden<br />

dringende Warnungen ausgesprochen, <strong>die</strong> auf<br />

<strong>die</strong> „düstere Rechnung“ verweisen, <strong>die</strong> sich<br />

angesichts zunehmenden Bevölkerungswachs-<br />

tums und zurückgehender Wasservorräte auftut.<br />

Geht der Welt das Wasser aus?<br />

Wohl kaum. Doch unsichere Wasserversorgung<br />

stellt durchaus eine Bedrohung für <strong>die</strong><br />

<strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> eines großen – und<br />

weiter wachsenden – Teils der Menschheit dar.<br />

Gnadenloser Wettbewerb, Umweltbelastungen<br />

und Unwägbarkeiten beim Zugang zu Wasser<br />

als produktiver Ressource sind <strong>die</strong> Hauptgründe,<br />

warum ein erheblicher Teil der Weltbevölkerung<br />

<strong>über</strong> keine gesicherte Wasserversorgung<br />

verfügt.<br />

Global betrachtet gibt es mehr als genug<br />

Wasser für alle Menschen und deren Bedürfnisse.<br />

Wieso ist dann Wasserknappheit ein Problem?<br />

Zum Teil liegt das daran, dass Wasser,<br />

genau wie materieller Reichtum, zwischen den<br />

Ländern und innerhalb von ihnen ungleich verteilt<br />

ist. Ländern im Nahen Osten, in denen<br />

Wasserknappheit herrscht, nützt es nichts, dass<br />

Brasilien und Kanada <strong>über</strong> weit mehr Wasser<br />

verfügen als sie jemals verbrauchen könnten.<br />

Genauso wenig nützt es den Menschen in den<br />

Dürregebieten im Nordosten Brasiliens, dass<br />

ihren Landsleuten im Durchschnitt mehr Wasser<br />

zur Verfügung steht als in den meisten Ländern<br />

der Welt. Ein weiteres Problem liegt darin,<br />

dass der Zugang zu Wasser als produktiver Ressource<br />

einen Zugang zur Infrastruktur voraussetzt<br />

– aber auch der ist zwischen den Ländern<br />

und innerhalb der einzelnen Länder höchst<br />

ungleich verteilt.<br />

An konventionellen Indikatoren gemessen<br />

ist <strong>die</strong> Wasserknappheit im Anstieg begriffen.<br />

Heute stehen etwa 700 Millionen Menschen in<br />

43 Ländern weniger als <strong>die</strong> 1.700 Kubikmeter<br />

pro Person und Jahr zur Verfügung, <strong>die</strong> als<br />

Grenzwert für Wasserknappheit gelten – zugegebenermaßen<br />

eine willkürlich gezogene Grenze.<br />

Bis zum Jahr 2025 wird <strong>die</strong>se Zahl drei Milliarden<br />

erreicht haben, weil <strong>die</strong> Wasserknappheit<br />

in China, In<strong>die</strong>n und Afrika südlich der<br />

Sahara ständig zunimmt. Doch Hochrechnungen<br />

wie <strong>die</strong>se, <strong>die</strong> nur den nationalen Landesdurchschnitt<br />

betrachten, geben das ganze Ausmaß<br />

des Problems nicht angemessen wieder.<br />

Die Bewohner Nordchinas – immerhin 538<br />

Millionen Menschen – leben in einer Region,<br />

<strong>die</strong> schon jetzt stark unter Wasserknappheit lei-<br />

18<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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