Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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gelmäßig, und während der Trockenzeiten wird<br />
das Wasser oft rationiert. Wasserverkäufer sind<br />
ein wichtiges Bindeglied zwischen armen Haushalten<br />
und dem Versorgungsnetz. Einige Verkäufer<br />
operieren von Kiosks aus und verkaufen<br />
Wasser weiter, das sie von Tankwagenfahrern<br />
gekauft haben, <strong>die</strong> Zugang zu Wasser aus Wasserleitungen<br />
oder aus Standrohren bzw. Zapfstellen<br />
von Versorgungsunternehmen haben. In<br />
Accra, der Hauptstadt von Ghana, und in<br />
Guayaquil in Ecuador machen sich jeden Morgen<br />
große Tankwagen-Verbände auf den Weg<br />
in Siedlungen mit niedrigem Einkommen und<br />
verkaufen dort Wasser an Haushalte und Zwischenhändler.<br />
Andere Verkäufer liefern Wasser<br />
per Fahrrad oder Eselskarren in Gebiete, in denen<br />
keine Anschlüsse zum Versorgungsnetz<br />
existieren. Verlässliche Daten sind kaum zu<br />
bekommen; man schätzt jedoch, dass in den<br />
Städten in Afrika südlich der Sahara etwa 10 bis<br />
30 Prozent der Haushalte mit geringem Einkommen<br />
Wasser von Nachbarn und Wasser-<br />
Kiosks kaufen. 8<br />
Zusammengefasst kann man sagen, dass<br />
arme städtische Haushalte, <strong>die</strong> nur eingeschränkten<br />
oder gar keinen Zugang zum formellen<br />
Netz haben, ihr Wasser aus mehreren<br />
Quellen beziehen. Neben Flüssen und Bächen<br />
kommen auch eine Reihe anderer Bezugsquellen<br />
als Verkäufer infrage, wie zum Beispiel Wassertankwagenfahrer,<br />
private Standrohr-Betreiber,<br />
Wasserkiosk-Betreiber und Wasserlieferanten.<br />
Während <strong>die</strong> Debatte <strong>über</strong> öffentliche<br />
oder private Wasserversorgung fortgesetzt<br />
wird, agieren arme Haushalte im wirklichen<br />
Leben längst auf hoch kommerzialisierten<br />
privaten Wassermärkten – Märkten, <strong>die</strong> (oft<br />
qualitativ schlechtes) Wasser zu außerordentlich<br />
hohen Preisen anbieten.<br />
Die Preisleiter in städtischen<br />
Slums erklimmen<br />
Händler, <strong>die</strong> Wasser weiterverkaufen, erweitern<br />
auf <strong>die</strong>se Weise <strong>die</strong> Reichweite des Wasserleitungsnetzes.<br />
Indem sie den Menschen Wasser<br />
liefern, bieten sie eine Dienstleistung an, <strong>die</strong><br />
für <strong>die</strong> Haushalte wichtige Vorteile mit sich<br />
bringt – <strong>die</strong>se Dienstleistung hat jedoch ihren<br />
Preis. Der Preis steigt mit der Entfernung vom<br />
Versorgungsunternehmen und wird durch <strong>die</strong><br />
Anzahl der Zwischenhändler zwischen Netz<br />
und Endverbraucher definiert.<br />
Für <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist <strong>die</strong> optimale<br />
Art, Wasser zu beziehen, wenn ein<br />
Haushalt regelmäßig mit sauberem Leitungswasser<br />
versorgt wird. Aufgrund von Erfahrungen<br />
in verschiedenen Ländern kann man davon<br />
ausgehen, dass Haushalte, <strong>die</strong> auf ihrem Grundstück<br />
(oder im Umkreis von 100 Metern) mit<br />
Wasser aus einem Wasserhahn versorgt werden,<br />
üblicherweise etwa 50 Liter Wasser täglich<br />
verbrauchen. Bei Haushalten mit mehreren<br />
Wasseranschlüssen erhöht sich <strong>die</strong>se Menge auf<br />
100 Liter oder sogar mehr. 9 Untersuchungen in<br />
städtischen Haushalten in Kenia, Tansania und<br />
Uganda ergaben, dass Familien, <strong>die</strong> einen eigenen<br />
Wasseranschluss in ihrer Wohnung hatten,<br />
durchschnittlich dreimal soviel Wasser verbrauchten<br />
wie Familien ohne Leitungswasser. 10<br />
Ist ein Wasseranschluss in der Wohnung vorhanden,<br />
müssen Frauen und junge Mädchen<br />
auch nicht mehr Wasser holen gehen.<br />
Eine an ein Versorgungsnetz angeschlossene<br />
Wasserleitung im Haushalt bringt auch finanzielle<br />
Vorteile mit sich. In Kosten pro Einheit<br />
betrachtet, ist Wasser aus einem Wasserversorgungsnetz<br />
bei weitem <strong>die</strong> kostengünstigste Lösung.<br />
Wenn das Netz einmal eingerichtet ist,<br />
sinken durch Kostenersparnisse durch Erzielung<br />
von Größenvorteilen <strong>die</strong> Grenzkosten, <strong>die</strong><br />
durch Lieferung einer jeden zusätzlichen Wassereinheit<br />
entstehen, erheblich. Subventionen<br />
sind ein weiterer Mechanismus zur Preisreduzierung:<br />
Versorgungsunternehmen werden normalerweise<br />
subventioniert und erhalten ein<br />
breites Spektrum von direkten und indirekten<br />
Subventionen, <strong>die</strong> dafür sorgen, dass der Wasserpreis<br />
ein ganzes Stück weit unter den tatsächlichen<br />
Kosten bleibt.<br />
Mit jedem Schritt, mit dem man sich von<br />
der Option „Wasseranschluss im Haushalt<br />
selbst“ entfernt, dreht man ein kleines bisschen<br />
an der Preisspirale (Grafik 2.2). Wasserverkäufer<br />
fungieren oft als Bindeglied zwischen Haushalten<br />
ohne Wasseranschluss und dem Versorgungsunternehmen.<br />
In einigen Fällen wird dem<br />
Versorgungsunternehmen Wasser abgekauft<br />
Für <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> ist <strong>die</strong> optimale<br />
Art, Wasser zu beziehen,<br />
wenn ein Haushalt<br />
regelmäßig mit sauberem<br />
Leitungswasser versorgt<br />
wird 2<br />
Wasser für den <strong>menschliche</strong>n Verbrauch<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 107