20.11.2013 Aufrufe

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4<br />

Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />

Die Umleitung von<br />

Flüssen bietet eine<br />

kurzfristige<br />

Besserung eines<br />

Langzeitproblems.<br />

Sie ist kein Allheilmittel<br />

gegen Übernutzung<br />

Regulierungsoffensive in Bezug auf das<br />

Grundwasser begonnen. Im Vorfeld von<br />

Maßnahmen auf der Angebotsseite (Regulierung<br />

durch Erteilung von Genehmigungen)<br />

und der Nachfrageseite (Zählerinstallation<br />

und Preiserhöhungen) wurden<br />

detaillierte Untersuchungen der Grundwassereinzugsgebiete<br />

durchgeführt. Diese<br />

Möglichkeiten könnten verbreiteter genutzt<br />

werden. Dabei könnten Strategien<br />

Verwendung finden, nach denen <strong>die</strong><br />

Grundwasserspiegel vor Ort <strong>über</strong>wacht<br />

und flexible Entnahmegrenzen entsprechend<br />

festgelegt werden.<br />

Erweiterung des Angebots –<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

Schon immer haben Regierungen auf Diskrepanzen<br />

zwischen dem Wasserangebot und der<br />

Nachfrage der Menschen nach Wasser als eine<br />

produktive Ressource reagiert, indem sie <strong>die</strong><br />

Angebotsseite der Gleichung änderten. Die<br />

großen Ingenieurbauwerke des 20. Jahrhunderts<br />

sind Zeugnis <strong>die</strong>ses Ansatzes. Bietet <strong>die</strong><br />

Erweiterung des Angebots einen Ausweg aus<br />

den Wasserengpässen des 21. Jahrhunderts?<br />

Umleitung von Flüssen<br />

Manche Regierungen sehen in der Umleitung<br />

von Flüssen, einer der großen hydrologischen<br />

Maßnahmen des 20. Jahrhunderts, weiterhin<br />

eine Teillösung für das Problem der Wasserknappheit.<br />

Das Süd-Nord-Flussumleitungsprogramm<br />

in China ist eines der weltweit größten<br />

geplanten Infrastrukturprogramme. Mit anvisierten<br />

Kosten von 40 bis 60 Milliarden Dollar<br />

stellt es selbst <strong>die</strong> Ausgaben für den Drei-<br />

Schluchten-Staudamm in den Schatten. Sein<br />

Ziel ist <strong>die</strong> Umleitung von mehr als 40 Milliarden<br />

Kubikmeter Wasser pro Jahr – etwa<br />

<strong>die</strong> Abflussmenge eines zweiten Gelben Flusses<br />

– vom Jangtse in <strong>die</strong> unter Wasserknappheit<br />

leidende nordchinesische Ebene und <strong>die</strong><br />

Megastädte im Norden. Der chinesische Plan<br />

ist kein Einzelfall. In In<strong>die</strong>n ist das Flussverbindungsprojekt<br />

ein atemberaubend ehrgeiziges<br />

Unterfangen zur Veränderung der Gewässerkarte<br />

des Landes, bei dem <strong>die</strong> großen ganzjährig<br />

Wasser führenden Monsunflüsse im Norden<br />

wie der Brahmaputra und der Ganges in <strong>die</strong><br />

ganzjährig trockenen und schrumpfenden<br />

Flüsse im Süden wie dem Kaveri und Krishna,<br />

deren Pegel durch zu hohe Entnahme zu landwirtschaftlichen,<br />

industriellen und kommunalen<br />

Zwecken abgesenkt wurden, umgeleitet<br />

werden sollen.<br />

Unter rein quantitativen Gesichtspunkten<br />

bietet <strong>die</strong> Umleitung von Flüssen eine kurzfristige<br />

Besserung eines Langzeitproblems. Sie<br />

ist kein Allheilmittel gegen Übernutzung.<br />

Zudem besteht bei jedem Abflusstransfer das<br />

Risiko großer sozialer und ökologischer Nachteile<br />

und des Entstehens neuer Umweltprobleme.<br />

In Spanien wurde ein Plan zur Umleitung<br />

des Flusses Ebro aus dem Norden in agrarindustrielle<br />

Gebiete im Süden zurückgestellt, weil<br />

einerseits <strong>die</strong> Nachteile politisch neu bewertet<br />

wurden und das Projekt andererseits nicht <strong>die</strong><br />

Bestimmungen der EU-Wasserrichtlinie in<br />

Bezug auf <strong>die</strong> ökologische Nachhaltigkeit<br />

erfüllte. In China ist der ehrgeizigste Aspekt<br />

des Nord-Süd-Programms <strong>die</strong> Ableitung von<br />

Wasser aus den Gletscherquellflüssen des<br />

Jangtse in Tibet in den Gelben Fluss. Wegen<br />

der globalen Erwärmung besteht jedoch<br />

beträchtliche Ungewissheit dar<strong>über</strong>, in welcher<br />

Menge und wann <strong>die</strong> Gletscherabflüsse<br />

anfallen.<br />

Entsalzung<br />

Von dem amerikanischen Präsidenten John F.<br />

Kennedy stammt der Ausspruch: „Wenn es uns<br />

je gelingen würde, konkurrenzfähig und billig<br />

Trinkwasser aus Salzwasser zu gewinnen, wäre<br />

<strong>die</strong>s im langfristigen Interesse der Menschheit<br />

[und] würde jede andere wissenschaftliche Leistung<br />

in den Schatten stellen.“ Die Gewinnung<br />

von Trinkwasser durch den Entzug von Salz aus<br />

Meerwasser wird seit biblischen Zeiten praktiziert<br />

und ist folglich kein neues <strong>menschliche</strong>s<br />

Unterfangen. Aber bietet sie eine Lösung der<br />

Probleme von Wasserknappheit und Wassermangel?<br />

Das Haupthindernis für <strong>die</strong> kommerzielle<br />

Entsalzung waren in der Vergangenheit <strong>die</strong><br />

Energiekosten. Mit der <strong>Entwicklung</strong> technischer<br />

Verfahren unter Verwendung der<br />

188<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!