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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Wie Partnerschaften zwischen<br />

Gemeinwesen und Regierung<br />

etwas bewegen können<br />

Das beängstigende Ausmaß des Defizits bei der<br />

Sanitärversorgung und <strong>die</strong> Langsamkeit des<br />

Fortschritts bei dessen Überwindung werden<br />

manchmal als Beweis dafür gesehen, dass <strong>die</strong><br />

Zielvorgabe des Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziels<br />

unerreichbar geworden sei. Die Bedenken<br />

sind sicher berechtigt, doch <strong>die</strong> Folgerung ist<br />

ein Trugschluss. Denn es gibt auch viele Beispiele<br />

für rasche Fortschritte bei der Sanitärversorgung,<br />

von denen ein Teil von der Basis her<br />

durch örtliche Gemeinwesen bewirkt werden<br />

und andere wiederum von den Regierungen:<br />

• In In<strong>die</strong>n und Pakistan haben durch <strong>die</strong><br />

Zusammenarbeit von Slumbewohnervereinigungen<br />

Millionen von Haushalten eine<br />

Sanitärversorgung erhalten; dabei wurde <strong>die</strong><br />

Stärke der Gemeinschaft genutzt, um Ressourcen<br />

zu mobilisieren. Viele Organisationen<br />

auf Gemeindeebene wie der Nationale<br />

Verband der Slumbewohner in In<strong>die</strong>n und<br />

das Pilotprojekt Orangi in Pakistan, haben<br />

gezeigt, was durch praktisches Handeln alles<br />

bewegt werden kann.<br />

• In Bangladesch entwickelte sich <strong>die</strong> Kampagne<br />

für Umfassende Sanitärversorgung<br />

von einem gemeindenahen Projekt zu<br />

einem landesweiten Programm, das einen<br />

raschen Zuwachs beim Zugang zu Sanitärversorgung<br />

bewirkt. Kambodscha, China,<br />

In<strong>die</strong>n und Sambia haben <strong>die</strong>ses Modell<br />

<strong>über</strong>nommen.<br />

• Durch Regierungsprogramme konnte in<br />

Kolumbien, Lesotho, Marokko und Thailand<br />

der Zugang zu Sanitärversorgung quer<br />

durch alle Einkommensgruppen erweitert<br />

werden. Auch im indischen Bundesstaat<br />

Westbengalen wurde Außerordentliches<br />

geleistet.<br />

• In Brasilien hat der Gemeinschaftsansatz<br />

bei der Abwasserentsorgung Kosten gesenkt<br />

und eine Sanitärversorgung für Millionen<br />

von Haushalten ermöglicht – jetzt wird <strong>die</strong>ser<br />

Ansatz auch anderenorts <strong>über</strong>nommen.<br />

Jede einzelne <strong>die</strong>ser Erfolgsstorys hat ihre<br />

Wurzeln woanders. Um auf örtliche Probleme<br />

zu reagieren, wurden völlig unterschiedliche<br />

politische Maßnahmen entwickelt. In allen<br />

Fällen lag jedoch der Hauptakzent darauf,<br />

<strong>die</strong> Nachfrage nach Sanitärversorgung zu entwickeln<br />

anstatt Versorgungsmodelle anzuwenden,<br />

<strong>die</strong> von der Angebotsseite vorgegeben wurden.<br />

Die Initiative und Mitwirkung der Bevölkerung<br />

vor Ort war dabei ausschlaggebend. Von<br />

gleicher Bedeutung war jedoch auch das Interagieren<br />

von Regierungsbehörden und lokalen<br />

Gemeinwesen.<br />

Der Ausgangspunkt für Veränderungen<br />

kann sein, lokale Lösungen für lokale Probleme<br />

zu finden. Es liegt jedoch an den Regierungen,<br />

<strong>die</strong> Voraussetzungen für <strong>die</strong> Lösung nationaler<br />

Probleme zu schaffen, indem finanzielle Mittel<br />

mobilisiert und <strong>die</strong> Marktbedingungen für<br />

<strong>die</strong> Bereitstellung angepasster Technologie zu<br />

einem bezahlbaren Preis hergestellt werden.<br />

Von der Bevölkerung ausgehende Initiativen<br />

sind von großer, ja sogar entscheidender Bedeutung.<br />

Sie können jedoch staatliches Handeln<br />

nicht ersetzen. Genausowenig kann private<br />

Finanzierung durch arme Haushalte jemals an<br />

<strong>die</strong> Stelle öffentlicher Finanzierung und Dienstleistungen<br />

treten.<br />

Das Tabu im Umgang mit<br />

<strong>menschliche</strong>n Fäkalien <strong>über</strong>winden<br />

Eine der wichtigsten Lehren, <strong>die</strong> wir aus den<br />

Erfolgsgeschichten bei der Sanitärversorgung<br />

ziehen können, ist: Rasche Fortschritte sind<br />

möglich. Mit der Unterstützung durch Geberhilfe<br />

sind selbst <strong>die</strong> ärmsten Länder in der Lage,<br />

<strong>die</strong> Ressourcen zu mobilisieren, <strong>die</strong> für Veränderungen<br />

nötig sind. Das vielleicht größte Hindernis<br />

hierfür kann in einem Wort zusammengefasst<br />

werden: Stigmatisierung.<br />

Zwischen Sanitärversorgung und HIV/AIDS<br />

bestehen einige beunruhigende Parallelen. Bis vor<br />

nicht allzu langer Zeit hemmten <strong>die</strong> kulturellen<br />

und sozialen Tabus, <strong>die</strong> HIV/AIDS umgaben,<br />

<strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong> wirksamer nationaler und internationaler<br />

Gegenmaßnahmen und verursachten<br />

somit gewaltige <strong>menschliche</strong> Kosten. Diese Tabus<br />

sind inzwischen ins Wanken gekommen, was<br />

sicher am zerstörerischen Ausmaß des Problems<br />

liegt, aber auch daran, dass sämtliche Gesellschaftsschichten,<br />

<strong>über</strong> alle Einkommensgruppen<br />

hinweg, von HIV/AIDS betroffen sind.<br />

Von der Bevölkerung<br />

ausgehende Initiativen<br />

sind von großer Bedeutung,<br />

doch sie können staatliches<br />

Handeln nicht ersetzen<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 17

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