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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Kasten 5.9<br />

Dezentralisierung des Wassermanagements in Andhra Pradesh<br />

Dezentralisierung des Wassermanagements bedeutet<br />

häufig eine Übertragung von Verantwortung<br />

ohne Ausstattung mit Finanzmitteln. Der indische<br />

Bundesstaat Andhra Pradesh bildet eine eindrucksvolle<br />

Ausnahme.<br />

Das Gesetz <strong>über</strong> Bewässerungslandwirtschaft<br />

von 1997 wurde nach intensiven politischen Debatten<br />

und Konsultationen zwischen nationalen Stellen,<br />

Behörden des Bundesstaats, Bauerngruppen und<br />

Dorfvereinigungen erlassen. Im gesamten Bundesstaat<br />

durchgeführte Wahlen führten zur Schaffung<br />

von mehr als 10.000 Wassernutzervereinigungen.<br />

Die Bewässerungsbehörde von Andhra Pradesh<br />

wurde dezentralisiert, um den Wassernutzervereinigungen<br />

technische Unterstützung zukommen<br />

zu lassen. Den einzelnen Nutzervereinigungen<br />

wurden Entscheidungsbefugnisse für <strong>die</strong> Ausarbeitung<br />

und Durchführung von Dienstleistungsplänen,<br />

<strong>die</strong> Durchsetzung von Regeln und <strong>die</strong> Festlegung<br />

der Instandhaltungsausgaben <strong>über</strong>tragen. Die Finanzkontrolle<br />

und <strong>die</strong> Zuständigkeit für <strong>die</strong> Kostendeckung<br />

wurden ebenfalls an <strong>die</strong> Vereinigungen<br />

<strong>über</strong>tragen, sodass sie Dienstleistungsanbieter beauftragen<br />

und <strong>die</strong> Vertragsabwicklung durchführen<br />

können. Mehr als 90 Prozent der eingezogenen Gebühren<br />

bleiben am Ort. Die bessere Versorgung, <strong>die</strong><br />

mit <strong>die</strong>sen Gebühren finanziert wurde, veranlasste<br />

viele Bauern zu der freiwilligen Entscheidung, <strong>die</strong><br />

Kostendeckung zu erhöhen. Damit wurde der frühere<br />

Kreislauf von Unterfinanzierung und Verfall der<br />

Infrastruktur durchbrochen.<br />

In der Öffentlichkeit stark beachtete Prüfungen,<br />

<strong>die</strong> von den Wassernutzervereinigungen und der<br />

Bewässerungsbehörde gemeinsam durchgeführt<br />

werden, untersuchen <strong>die</strong> politische Partizipation innerhalb<br />

der Vereinigungen sowie auch Fragen des<br />

Ausbaus der Wasserversorgung. Die Dezentralisierung<br />

bewirkte eine spürbare Veränderung des<br />

Machtgleichgewichts zwischen Wassernutzern und<br />

staatlichen Bewässerungsanbietern, da <strong>die</strong>se Anbieter<br />

jetzt stärker auf <strong>die</strong> Bedürfnisse der lokalen<br />

Gemeinschaften eingehen müssen und ihnen gegen<strong>über</strong><br />

stärker rechenschaftspflichtig sind.<br />

Allerdings sind innerhalb der lokalen Bevölkerung<br />

<strong>die</strong> Mitsprachemöglichkeiten bei der Festlegung<br />

der Prioritäten ungleich verteilt. Forschungsarbeiten<br />

auf Dorfebene zeigten, dass bei der formellen<br />

Partizipation erhebliche Unterschiede bestehen.<br />

Noch größer sind <strong>die</strong> Abweichungen, wenn es um<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit der Armen und der Frauen geht, ihren<br />

Einfluss geltend zu machen. Eine Prüfung in 102<br />

Dörfern in zwei repräsentativen Unterdistrikten –<br />

Dhone und Kalyandurg – ergab starke Abweichungen<br />

bei der Teilnahme an Dorfversammlungen <strong>über</strong><br />

Wasser (siehe Grafik). In Kalyandurg, wo eine nichtstaatliche<br />

Organisation seit 25 Jahren mit den Bauern<br />

zusammenarbeitet, waren in zwei Dritteln der<br />

geprüften Dörfer <strong>die</strong> Armen der Meinung, sie hätten<br />

Einfluss auf <strong>die</strong> sie betreffenden Entscheidungen.<br />

In Dhone lagen <strong>die</strong> Anteile für Partizipation und<br />

Einflussnahme sehr viel niedriger; hier wurde nur für<br />

16 Prozent der Dörfer eine aktive Einflussnahme<br />

seitens der Armen registriert (siehe Grafik).<br />

Bei der Berücksichtigung der Anliegen von<br />

Frauen war <strong>die</strong> Dezentralisierung sehr viel weniger<br />

erfolgreich. In nur vier bis fünf Prozent der Dörfer<br />

waren <strong>die</strong> Frauen der Meinung, sie könnten <strong>die</strong><br />

Entscheidungen in den Dorfversammlungen beeinflussen.<br />

In dem Prüfbericht heißt es: „Frauen, insbesondere<br />

arme Frauen, nehmen selten an den<br />

Versammlungen teil ... Trotz beeindruckender Fortschritte<br />

bei der Stärkung ihrer Position .... werden<br />

Frauen immer noch nicht wirksam an der Entscheidungsfindung<br />

auf Gemeinschaftsebene beteiligt.“<br />

Wassermanagement – manche haben<br />

eine stärkere Stimme als andere<br />

Einflussnahme und Partizipation von Armen und Frauen<br />

in Wassernutzervereinigungen in zwei Unterdistrikten in<br />

Andhra Pradesh, 2000 (% der Dörfer)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Partizipation<br />

der Armen<br />

Kalyandurg<br />

Einflussnahme<br />

der<br />

Armen<br />

Quelle: Rao und andere 2003.<br />

Partizipation<br />

der Frauen<br />

Dhone<br />

Einflussnahme<br />

der<br />

Frauen<br />

5<br />

Konkurrenz um Wasser in der Landwirtschaft<br />

Quelle: Rao und andere 2003; Vermillion 2005; Sivamohan und Scott 2005.<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 245

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