Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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wo <strong>die</strong> demokratische Rechenschaftslegung nur<br />
schwach entwickelt ist, durch fehlenden Druck<br />
auf Regierungen und Unternehmen, Informationen<br />
offen zu legen, <strong>die</strong> Position der Regulierungsbehörde<br />
geschwächt.<br />
In Ländern, denen <strong>die</strong> administrative Kapazität<br />
und <strong>die</strong> Institutionen fehlen, <strong>die</strong> erforderlich<br />
wären, um eine wirkungsvolle Regulierung<br />
zu gewährleisten, können Transparenz und öffentliche<br />
Aktionen von Bürgern für einen regulierenden<br />
Anstoß von der Basis her sorgen. Soziale<br />
Aktionen gut organisierter Bevölkerungsgruppen<br />
vor Ort haben eine wichtige Rolle dabei<br />
gespielt, <strong>die</strong> von Unternehmen verursachten<br />
Umweltschäden in <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />
zu reduzieren und <strong>die</strong> Einhaltung entsprechender<br />
Standards und <strong>die</strong> Offenlegung von Informationen<br />
zu erzwingen. Auch <strong>die</strong> Zivilgesellschaft<br />
hat sich engagiert, mehr Informationen<br />
verlangt und Informationen <strong>über</strong> mangelhafte<br />
Leistungen von Wasserversorgungsunternehmen<br />
veröffentlicht. Durch <strong>die</strong> Verwendung<br />
von Bürger-<strong>Bericht</strong>skarten bekamen Anliegerverbände<br />
und lokale Bevölkerungsgruppen in<br />
Bangalore, In<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> Gelegenheit, bei der<br />
Reform des Wasserversorgungsunternehmens<br />
mitzubestimmen, und <strong>die</strong> Rechenschaftslegung<br />
wurde durch Überprüfung und Veröffentlichung<br />
von Bewertungen <strong>über</strong> <strong>die</strong> Leistungen<br />
des Versorgungsunternehmens verbessert (Kasten<br />
2.8). Dieses Modell wurde in vielen Ländern<br />
nachgeahmt. Dort, wo <strong>die</strong> Manager der Versorgungsunternehmen<br />
und <strong>die</strong> kommunalen Führungspersönlichkeiten<br />
mit Dialogangeboten<br />
reagiert haben, hat es spürbare Verbesserungen<br />
im Dienstleistungsangebot gegeben.<br />
Diese Initiativen an der Basis sind wichtig,<br />
sie haben jedoch Grenzen. Bürgergruppen, Zivilgesellschaft<br />
und Wassernutzer-Verbände<br />
operieren nicht in einem Vakuum. Ihre Aktivitäten<br />
und ihr Handlungsspielraum, Veränderungen<br />
zu bewirken, werden von den politischen<br />
Maßnahmen und Institutionen der Regierung<br />
beeinflusst, insbesondere vom normativen<br />
und gesetzgeberischen Rahmen und vom<br />
politischen Spielraum, den <strong>die</strong> Regierung<br />
schafft. In Südafrika nach der Apartheid schuf<br />
<strong>die</strong> Verfolgung eines auf Rechten basierenden<br />
Ansatzes bei der Wasserversorgung einen klaren<br />
gesetzgeberischen Rahmen für <strong>die</strong> Versorgungsunternehmen.<br />
Genauso wichtig war, dass<br />
dadurch bei den Bürgern ein Gefühl der Erwartung<br />
und des Anspruchs auf Wasser erzeugt<br />
wurde, wodurch lokale Gemeinschaften ermutigt<br />
wurden, von den Kommunalbehörden, privaten<br />
Versorgungsunternehmen und der Regierung<br />
Rechenschaftslegung zu verlangen. Unweigerlich<br />
bleibt das Menschenrecht auf Wasser<br />
in Südafrika ein umstrittenes politisches<br />
Thema, wie man anhand des hohen Stellenwerts<br />
der Debatten <strong>über</strong> Versorgung, Preisgestaltung<br />
und <strong>die</strong> angemessene Grenze für <strong>die</strong><br />
kostenlose Wasserbelieferung beobachten<br />
kann. Es ist jedoch sehr wichtig festzuhalten,<br />
dass <strong>die</strong> Menschenrechtsgesetzgebung den Bürgern<br />
ein tatsächliches Mitspracherecht in der<br />
Wasserversorgungspolitik gegeben hat. Ob<br />
Druck seitens der Basis erfolgreich ist, hängt<br />
Kasten 2.8<br />
Bürger-<strong>Bericht</strong>skarten – ein Stimmrecht für Veränderungen<br />
Wasserversorgungsunternehmen, sowohl öffentliche als auch private, sind oft abgehoben<br />
und nicht rechenschaftspflichtig, es fehlt ihnen an Transparenz, und sie<br />
ignorieren <strong>die</strong> Anliegen der Öffentlichkeit. Wenn <strong>die</strong> Stimme der Nutzer in den Verwaltungsstrukturen<br />
berücksichtigt wird, kann man <strong>die</strong>ses Bild ändern.<br />
Vor zehn Jahren hat das Public Affairs Centre, eine indische Nichtregierungsorganisation<br />
aus Bangalore, eine neue Herangehensweise an regulative Kontrolle eingeführt.<br />
Mit öffentlichen Veranstaltungen und einer Fragebogenuntersuchung führte es<br />
eine großangelegte Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Wahrnehmung der<br />
öffentlichen Dienstleistungen durch, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Stadtverwaltung bereitstellt, darunter<br />
auch das Bangalore Water Supply and Sewerage Board. In der Untersuchung, <strong>die</strong> in<br />
einer Bürger-<strong>Bericht</strong>skarte zusammengefasst wurde, wurden eine schwach ausgeprägte<br />
Kundenorientierung und ein hoher Korruptionsgrad konstatiert sowie <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />
der Bürger, dass sie teure, qualitativ schlechte Dienstleistungen erhielten.<br />
Nach einer zweiten derartigen Untersuchung 1999 führten <strong>die</strong> Landesregierung<br />
und <strong>die</strong> Kommunalbehörden einen strukturierten Konsultationsprozess ein. Das<br />
Bangalore Water Supply and Sewerage Board initiierte gemeinsame Programme mit<br />
lokalen Bürgergruppen und Anwohnerverbänden zur Verbesserung der Dienstleistungen,<br />
zur Ausweitung der Wasseranschlüsse auf arme Haushalte und zur Diskussion<br />
von Reformoptionen. Zur Bekämpfung der Korruption wurden neue Beschwerdeverfahren<br />
eingerichtet. Bis 2003 verzeichnete <strong>die</strong>se Untersuchung echte Verbesserungen,<br />
wobei arme Haushalte <strong>über</strong> eine deutliche Verringerung der Bestechungsgelder<br />
für Anschlüsse und <strong>über</strong> Effizienzverbesserungen berichteten.<br />
Seit ihrer Einführung wurde <strong>die</strong>se Untersuchung auf ländliche und städtische Gebiete<br />
in 23 indischen Bundesstaaten ausgeweitet. Sie wurde auch in <strong>die</strong> Philippinen<br />
und <strong>die</strong> Ukraine sowie nach Tansania und Vietnam exportiert. Mitte 2005 begannen<br />
drei Städte in Kenia – Kisumu, Mombasa und Nairobi – eine Untersuchung bei der<br />
Wasser- und Sanitärversorgung, bei der Bürgervereinigungen, Nichtregierungsorganisationen<br />
und Dienstleistungsanbieter an einen Tisch gebracht wurden.<br />
Quelle: Paul 2005; Adikeshavalu 2004.<br />
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Wasser für den <strong>menschliche</strong>n Verbrauch<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 131