20.11.2013 Aufrufe

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wo <strong>die</strong> demokratische Rechenschaftslegung nur<br />

schwach entwickelt ist, durch fehlenden Druck<br />

auf Regierungen und Unternehmen, Informationen<br />

offen zu legen, <strong>die</strong> Position der Regulierungsbehörde<br />

geschwächt.<br />

In Ländern, denen <strong>die</strong> administrative Kapazität<br />

und <strong>die</strong> Institutionen fehlen, <strong>die</strong> erforderlich<br />

wären, um eine wirkungsvolle Regulierung<br />

zu gewährleisten, können Transparenz und öffentliche<br />

Aktionen von Bürgern für einen regulierenden<br />

Anstoß von der Basis her sorgen. Soziale<br />

Aktionen gut organisierter Bevölkerungsgruppen<br />

vor Ort haben eine wichtige Rolle dabei<br />

gespielt, <strong>die</strong> von Unternehmen verursachten<br />

Umweltschäden in <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />

zu reduzieren und <strong>die</strong> Einhaltung entsprechender<br />

Standards und <strong>die</strong> Offenlegung von Informationen<br />

zu erzwingen. Auch <strong>die</strong> Zivilgesellschaft<br />

hat sich engagiert, mehr Informationen<br />

verlangt und Informationen <strong>über</strong> mangelhafte<br />

Leistungen von Wasserversorgungsunternehmen<br />

veröffentlicht. Durch <strong>die</strong> Verwendung<br />

von Bürger-<strong>Bericht</strong>skarten bekamen Anliegerverbände<br />

und lokale Bevölkerungsgruppen in<br />

Bangalore, In<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> Gelegenheit, bei der<br />

Reform des Wasserversorgungsunternehmens<br />

mitzubestimmen, und <strong>die</strong> Rechenschaftslegung<br />

wurde durch Überprüfung und Veröffentlichung<br />

von Bewertungen <strong>über</strong> <strong>die</strong> Leistungen<br />

des Versorgungsunternehmens verbessert (Kasten<br />

2.8). Dieses Modell wurde in vielen Ländern<br />

nachgeahmt. Dort, wo <strong>die</strong> Manager der Versorgungsunternehmen<br />

und <strong>die</strong> kommunalen Führungspersönlichkeiten<br />

mit Dialogangeboten<br />

reagiert haben, hat es spürbare Verbesserungen<br />

im Dienstleistungsangebot gegeben.<br />

Diese Initiativen an der Basis sind wichtig,<br />

sie haben jedoch Grenzen. Bürgergruppen, Zivilgesellschaft<br />

und Wassernutzer-Verbände<br />

operieren nicht in einem Vakuum. Ihre Aktivitäten<br />

und ihr Handlungsspielraum, Veränderungen<br />

zu bewirken, werden von den politischen<br />

Maßnahmen und Institutionen der Regierung<br />

beeinflusst, insbesondere vom normativen<br />

und gesetzgeberischen Rahmen und vom<br />

politischen Spielraum, den <strong>die</strong> Regierung<br />

schafft. In Südafrika nach der Apartheid schuf<br />

<strong>die</strong> Verfolgung eines auf Rechten basierenden<br />

Ansatzes bei der Wasserversorgung einen klaren<br />

gesetzgeberischen Rahmen für <strong>die</strong> Versorgungsunternehmen.<br />

Genauso wichtig war, dass<br />

dadurch bei den Bürgern ein Gefühl der Erwartung<br />

und des Anspruchs auf Wasser erzeugt<br />

wurde, wodurch lokale Gemeinschaften ermutigt<br />

wurden, von den Kommunalbehörden, privaten<br />

Versorgungsunternehmen und der Regierung<br />

Rechenschaftslegung zu verlangen. Unweigerlich<br />

bleibt das Menschenrecht auf Wasser<br />

in Südafrika ein umstrittenes politisches<br />

Thema, wie man anhand des hohen Stellenwerts<br />

der Debatten <strong>über</strong> Versorgung, Preisgestaltung<br />

und <strong>die</strong> angemessene Grenze für <strong>die</strong><br />

kostenlose Wasserbelieferung beobachten<br />

kann. Es ist jedoch sehr wichtig festzuhalten,<br />

dass <strong>die</strong> Menschenrechtsgesetzgebung den Bürgern<br />

ein tatsächliches Mitspracherecht in der<br />

Wasserversorgungspolitik gegeben hat. Ob<br />

Druck seitens der Basis erfolgreich ist, hängt<br />

Kasten 2.8<br />

Bürger-<strong>Bericht</strong>skarten – ein Stimmrecht für Veränderungen<br />

Wasserversorgungsunternehmen, sowohl öffentliche als auch private, sind oft abgehoben<br />

und nicht rechenschaftspflichtig, es fehlt ihnen an Transparenz, und sie<br />

ignorieren <strong>die</strong> Anliegen der Öffentlichkeit. Wenn <strong>die</strong> Stimme der Nutzer in den Verwaltungsstrukturen<br />

berücksichtigt wird, kann man <strong>die</strong>ses Bild ändern.<br />

Vor zehn Jahren hat das Public Affairs Centre, eine indische Nichtregierungsorganisation<br />

aus Bangalore, eine neue Herangehensweise an regulative Kontrolle eingeführt.<br />

Mit öffentlichen Veranstaltungen und einer Fragebogenuntersuchung führte es<br />

eine großangelegte Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Wahrnehmung der<br />

öffentlichen Dienstleistungen durch, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Stadtverwaltung bereitstellt, darunter<br />

auch das Bangalore Water Supply and Sewerage Board. In der Untersuchung, <strong>die</strong> in<br />

einer Bürger-<strong>Bericht</strong>skarte zusammengefasst wurde, wurden eine schwach ausgeprägte<br />

Kundenorientierung und ein hoher Korruptionsgrad konstatiert sowie <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />

der Bürger, dass sie teure, qualitativ schlechte Dienstleistungen erhielten.<br />

Nach einer zweiten derartigen Untersuchung 1999 führten <strong>die</strong> Landesregierung<br />

und <strong>die</strong> Kommunalbehörden einen strukturierten Konsultationsprozess ein. Das<br />

Bangalore Water Supply and Sewerage Board initiierte gemeinsame Programme mit<br />

lokalen Bürgergruppen und Anwohnerverbänden zur Verbesserung der Dienstleistungen,<br />

zur Ausweitung der Wasseranschlüsse auf arme Haushalte und zur Diskussion<br />

von Reformoptionen. Zur Bekämpfung der Korruption wurden neue Beschwerdeverfahren<br />

eingerichtet. Bis 2003 verzeichnete <strong>die</strong>se Untersuchung echte Verbesserungen,<br />

wobei arme Haushalte <strong>über</strong> eine deutliche Verringerung der Bestechungsgelder<br />

für Anschlüsse und <strong>über</strong> Effizienzverbesserungen berichteten.<br />

Seit ihrer Einführung wurde <strong>die</strong>se Untersuchung auf ländliche und städtische Gebiete<br />

in 23 indischen Bundesstaaten ausgeweitet. Sie wurde auch in <strong>die</strong> Philippinen<br />

und <strong>die</strong> Ukraine sowie nach Tansania und Vietnam exportiert. Mitte 2005 begannen<br />

drei Städte in Kenia – Kisumu, Mombasa und Nairobi – eine Untersuchung bei der<br />

Wasser- und Sanitärversorgung, bei der Bürgervereinigungen, Nichtregierungsorganisationen<br />

und Dienstleistungsanbieter an einen Tisch gebracht wurden.<br />

Quelle: Paul 2005; Adikeshavalu 2004.<br />

2<br />

Wasser für den <strong>menschliche</strong>n Verbrauch<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 131

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!