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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Gegenseitige Abhängigkeit beim Wasser<br />

Weil Wasser nicht statisch<br />

ist wird seine Nutzung an<br />

einem Ort von der Nutzung<br />

Wasser unterscheidet sich in wichtigen Beziehungen<br />

von anderen knappen Ressourcen. Es<br />

stützt alle Aspekte der <strong>menschliche</strong>n Gesellschaft<br />

von der Umwelt bis zu Landwirtschaft<br />

und Industrie, und es gibt keinen bekannten<br />

Ersatz dafür. Wie <strong>die</strong> Luft ist es lebensnotwendig.<br />

Es ist auch ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

der Produktionssysteme, <strong>die</strong> für Wohlstand<br />

und Wohlergehen sorgen. Weil Wasser nicht<br />

statisch ist, sondern es sich dabei um eine fließende<br />

Ressource handelt, wird seine Nutzung<br />

an einem Ort von der Nutzung an anderen<br />

Orten beeinflusst. Diese anderen Orte können<br />

auch jenseits der Grenzen eines Landes liegen.<br />

Im Gegensatz zu Erdöl oder Kohle kann Wasser<br />

nie zu einem einzigen Zweck oder – im Fall<br />

grenz<strong>über</strong>schreitender Gewässer – zum Nutzen<br />

eines einzelnen Landes bewirtschaftet werden.<br />

Die Art und Weise der Wassernutzung<br />

durch ein Land <strong>über</strong>trägt Wirkungen an andere<br />

Länder, und zwar gewöhnlich durch einen von<br />

drei Aspekten:<br />

• Konkurrenz um einen begrenzten Wasservorrat.<br />

Wenn Länder zur Bewahrung ihrer<br />

Umwelt, zur Unterstützung der Lebensgrundlagen<br />

und zur Erzeugung von Wachstum<br />

auf <strong>die</strong>selbe Wasserquelle angewiesen<br />

sind, entsteht durch grenz<strong>über</strong>schreitende<br />

Gewässer eine Verbindung zwischen ihren<br />

Bürgern und ihren Ökosystemen. Die Nutzung<br />

an einem Ort schränkt <strong>die</strong> Verfügbarkeit<br />

an einem anderen ein. Wird beispielsweise<br />

Wasser in einem Land am Oberlauf<br />

zur Bewässerung oder Stromerzeugung zurückgehalten,<br />

verringert <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Abflüsse<br />

für <strong>die</strong> Bauern und <strong>die</strong> Umwelt am Unterlauf.<br />

• Einflussnahme auf <strong>die</strong> Wasserqualität. Die<br />

Art und Weise der Wassernutzung in einem<br />

oberliegenden Land hat Auswirkungen auf<br />

<strong>die</strong> Umwelt und <strong>die</strong> Qualität des Wassers,<br />

das bei einem Unterlieger ankommt. Der<br />

unkoordinierte Staudammbau kann zur<br />

Verlandung von Stauseen führen, sodass <strong>die</strong><br />

nährstoffreichen Sedimente nicht mehr bis<br />

in <strong>die</strong> tiefer gelegenen Ebenen gelangen<br />

können. In ähnlicher Weise können industrielle<br />

oder <strong>menschliche</strong> Schadstoffeinträge<br />

durch Flüsse zu Menschen in anderen Ländern<br />

geleitet werden. Im November 2005<br />

verursachte ein Störfall in einer Chemiefabrik<br />

in China einen 80 Kilometer langen<br />

Benzolteppich auf dem Fluss Songhua. Er<br />

bedrohte nicht nur <strong>die</strong> drei Millionen<br />

Einwohner der chinesischen Großstadt<br />

Harbin, sondern auch <strong>die</strong> Menschen in der<br />

russischen Großstadt Chabarowsk jenseits<br />

der Grenze.<br />

• Zeitliche Verteilung der Abflüsse. Wann und<br />

wie viel Wasser weiter oben in einem Einzugsgebiet<br />

abgelassen wird, hat wichtige<br />

Implikationen weiter unten. Beispielsweise<br />

kann <strong>die</strong> Landwirtschaft in einem weiter<br />

unten gelegenen Land Wasser für <strong>die</strong><br />

Bewässerung brauchen, während ein weiter<br />

oben gelegenes Land es für <strong>die</strong> Stromerzeugung<br />

aus Wasserkraft benötigt – ein in<br />

Zentralasien heute vielfach anzutreffendes<br />

Problem (siehe unten).<br />

Genauso, wie Spannungen in Bezug auf<br />

jeden <strong>die</strong>ser Aspekte zu Konkurrenz und Konflikten<br />

innerhalb von Ländern führen können<br />

(siehe Kapitel 5), wirken <strong>die</strong> Konsequenzen unterschiedlicher<br />

Muster der Wassernutzung aufgrund<br />

der Interpendenz auch <strong>über</strong> Grenzen<br />

hinweg.<br />

Grenz<strong>über</strong>schreitende<br />

Gewässer auf der Welt<br />

Grenz<strong>über</strong>schreitende Gewässer sind ein zunehmend<br />

wichtiger Teil der Anthropogeographie<br />

und der politischen Agenda. Internationale<br />

Flüsse, Seen, Grundwasserleiter und<br />

Feuchtgebiete verbinden Menschen, <strong>die</strong> durch<br />

internationale Grenzen getrennt sind, <strong>die</strong> zum<br />

Teil dem Verlauf von Wasserläufen folgen.<br />

Diese grenz<strong>über</strong>schreitenden Gewässer verstärken<br />

<strong>die</strong> gegenseitige Abhängigkeit beim Wasser<br />

von Millionen Menschen.<br />

an anderen Orten beeinflusst<br />

6<br />

Die Bewirtschaftung grenz<strong>über</strong>schreitender Gewässer<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 259

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