20.11.2013 Aufrufe

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Arbeitsstellen in den Bewässerungssystemen<br />

verloren: ihre Armutsquote stieg von 15 auf<br />

34 Prozent. 23<br />

Gewohnheitsrechte und formelle<br />

Rechte – Belege aus Afrika südlich<br />

der Sahara<br />

Formelle Wasserrechte haben einen wichtigen<br />

Einfluss darauf, welche Ergebnisse durch den<br />

intersektoralen Wassertransfer erzielt werden.<br />

Gleichzeitig wird <strong>die</strong> Wassernutzung in zahlreichen<br />

Ländern durch ein komplexes Zusammenspiel<br />

zwischen Gewohnheitsrechten und<br />

formellen Rechten bestimmt. Diese Interaktion<br />

ist nicht nur für den Wassertransfer zwischen<br />

Sektoren, sondern auch für <strong>die</strong> Zuteilung<br />

von Wasserrechten innerhalb der Landwirtschaft<br />

von großer Bedeutung. Die Erschließung<br />

des Bewässerungspotenzials in Afrika südlich<br />

der Sahara veranschaulicht, wie <strong>die</strong> Interaktion<br />

zwischen formellen Wasserrechten und Gewohnheitsrechten<br />

<strong>die</strong> Aussichten auf <strong>menschliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> beeinflussen kann. Welche<br />

Rechte von wem und in Bezug auf welche Normen<br />

und Gesetze anerkannt werden – <strong>die</strong>se<br />

Fragen spielen für <strong>die</strong> Erzielung ausgewogener<br />

Ergebnisse eine entscheidende Rolle.<br />

Wettbewerb um Bewässerung<br />

kann <strong>die</strong> Armen marginalisieren –<br />

Erfahrungen aus dem Sahel<br />

Die Pläne für den Ausbau der Bewässerungskapazität<br />

in Afrikas südlich der Sahara gehen in<br />

zahlreichen Ländern zügig voran. Dabei wird<br />

vor allem <strong>die</strong> Steigerung der Produktivität und<br />

<strong>die</strong> Verringerung der Abhängigkeit von unberechenbaren<br />

Regenfällen angestrebt. Wird jedoch<br />

ein so kostbares Gut wie Bewässerungswasser<br />

in ein unter Wasserknappheit leidendes<br />

Umfeld eingebracht, dann wird es zwangsläufig<br />

zum Gegenstand konkurrierender Ansprüche.<br />

Dies birgt <strong>die</strong> Gefahr, dass <strong>die</strong> Ansprüche der<br />

politisch und wirtschaftlich Mächtigen Vorrang<br />

vor denen der Armen und Marginalisierten<br />

erhalten.<br />

Die <strong>Entwicklung</strong>en in der Sahelzone veranschaulichen<br />

das Problem. Große Bewässerungssysteme<br />

sind hier eher selten, werden aber in<br />

Zukunft wohl zunehmen. Der Aufbau großer<br />

Systeme ging häufig mit der Einführung<br />

formeller Bodenrechte einher. Eines der großen<br />

Bewässerungsprogramme wird durch das<br />

„Office du Niger“ in Mali betrieben. Hier wurden<br />

auf Gewohnheitsrecht basierende Systeme<br />

durch eine staatliche Regulierung ersetzt. Da<br />

<strong>die</strong> öffentlichen Investitionskosten für den Bau<br />

von Bewässerungsanlagen hoch sind – <strong>die</strong> unmittelbaren<br />

Kosten pro Hektar sind in Afrika<br />

südlich der Sahara mehr als dreimal so hoch wie<br />

in Südasien 24 – kommt der Erzielung hoher<br />

Renditen eine große Bedeutung zu. Um Privatkapital<br />

anzuziehen, stärkten <strong>die</strong> aufeinander<br />

folgenden Regierungen Malis <strong>die</strong> Sicherheit<br />

von Pacht- und Besitzverhältnissen und schufen<br />

private Eigentumsrechte an Grund und Boden.<br />

Eines der ausdrücklichen Ziele war das Anziehen<br />

von Investitionen durch große kommerzielle<br />

Erzeuger. Dabei wurde <strong>die</strong> Sorge laut, dass<br />

<strong>die</strong>s <strong>die</strong> Kleinbauern benachteiligen könnte. Ist<br />

<strong>die</strong>se Sorge gerechtfertigt?<br />

Über große Flächen verfügende Erzeuger<br />

arbeiten in bewässerten Gebieten nicht grundsätzlich<br />

effizienter als Erzeuger auf kleinen<br />

Flächen. In der Tat gibt es in verschiedenen<br />

Ländern Belege dafür, dass Kleinbauern effizienter<br />

wirtschaften können als große kommerzielle<br />

Agrarbetriebe. Allerdings kann eine verstärkte<br />

Marktorientierung <strong>die</strong> großen kommerziellen<br />

Erzeuger erheblich begünstigen. So<br />

beschloss <strong>die</strong> malische Regierung 2004 den<br />

Verkauf von 3.000 Hektar Land des „Office du<br />

Niger“ an private Erzeuger. Weniger als zehn<br />

Prozent <strong>die</strong>ses Landes wurden für Kleinbauern<br />

reserviert. Gleichzeitig erhielten rund 4.000<br />

Kleinbauern, <strong>die</strong> beschuldigt wurden, <strong>die</strong> Wassergebühren<br />

nicht bezahlt zu haben, Räumungsbefehle.<br />

Wie meistens, wenn es um Wasser<br />

geht, liegen <strong>die</strong> Ursachen der Probleme in<br />

der Lokalpolitik. Aber das „Office du Niger“,<br />

eines der effizientesten Bewässerungssysteme in<br />

Afrika südlich der Sahara, sieht sich jetzt der<br />

schwierigen Herausforderung gegen<strong>über</strong>, <strong>die</strong><br />

konkurrierenden Ansprüche von Kleinlandwirten<br />

und politisch einflussreichen Großerzeugern<br />

zu regeln. 25<br />

Ähnliche Probleme sind im Senegal entstanden.<br />

Die Zukunft der kleinbäuerlichen Familien-<br />

Über große Flächen<br />

verfügende Erzeuger<br />

arbeiten in bewässerten<br />

Gebieten nicht grundsätzlich<br />

effizienter als Erzeuger auf<br />

kleinen Flächen<br />

5<br />

Konkurrenz um Wasser in der Landwirtschaft<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 233

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!