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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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das bislang im Bewässerungsmanagement vorherrschend<br />

war, vom Kopf auf <strong>die</strong> Füße gestellt<br />

werden. Das Modell, auf das sich <strong>die</strong> staatlichen<br />

Behörden bisher stützten, muss so umgestaltet<br />

werden, dass an <strong>die</strong> Stelle von Versorgung und<br />

Kontrolle <strong>die</strong> Unterstützung und der Ausbau<br />

lokaler Managementkapazitäten treten. Dies<br />

erfordert tiefgreifende institutionelle Reformen,<br />

eine Aufgabe, <strong>die</strong> leichter gesagt als getan<br />

ist.<br />

Entsprechend gilt, dass <strong>die</strong> Übertragung<br />

von Managementverantwortung auf Landwirte<br />

nur dort erfolgreich sein wird, wo <strong>die</strong> Landwirtschaft<br />

gewinnbringend ist. Die Investitionsrenditen<br />

sind nicht nur ein Ergebnis des Bewässerungsmanagements,<br />

sondern auch der Vermarktungsinfrastruktur,<br />

der landwirtschaftlichen<br />

Beratungs<strong>die</strong>nste und des Zugangs zu<br />

Informationen, Krediten und anderen produktiven<br />

Ressourcen. Eines der in ganz Afrika südlich<br />

der Sahara dokumentierten Probleme besteht<br />

darin, dass Transfers des Bewässerungsmanagements<br />

häufig <strong>die</strong> Verantwortung für <strong>die</strong><br />

Instandhaltung der Systeme verlagert haben,<br />

ohne jedoch <strong>die</strong> Probleme der Vermarktung,<br />

des Transports und des Produktionsmitteleinsatzes<br />

anzugehen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Einkommenserzielung<br />

verringern. 42 Als in Madagaskar in den<br />

1980er Jahren eine heruntergekommene Bewässerungsinfrastruktur,<br />

<strong>die</strong> sich in der Hand<br />

der regionalen Behörden befand, ohne weitere<br />

Unterstützung aus dem Staatshaushalt an <strong>die</strong><br />

Wassernutzer <strong>über</strong>geben wurde, führte <strong>die</strong>s zu<br />

einem Zusammenbruch des Bewässerungssystems.<br />

43<br />

Solche Ergebnisse sind nicht unausweichlich.<br />

Unter den richtigen Bedingungen können<br />

Wassernutzervereinigungen ihre Mitglieder dazu<br />

befähigen, an der Konzeption von Kostendeckungssystemen<br />

mitzuwirken, den Gebühreneinzug<br />

zu verbessern und sicherzustellen,<br />

dass <strong>die</strong> eingezogenen Gebühren den Systemen<br />

am Ort zugute kommen. Ein entscheidender<br />

Punkt ist <strong>die</strong> Rechenschaftspflicht der Anbieter.<br />

In der pakistanischen Provinz Sindh betonen<br />

<strong>die</strong> Bauern, <strong>die</strong> nicht bereit sind, für Bewässerung<br />

zu bezahlen, dass es ihnen nicht um <strong>die</strong><br />

Erschwinglichkeit des Wassers geht, sondern<br />

um <strong>die</strong> Korruption im Management und <strong>die</strong><br />

Unfähigkeit, gute Wasser<strong>die</strong>nstleistungen bereitzustellen.<br />

Stärkung der Nutzer –<br />

das fehlende Glied in der Kette<br />

Eine nachhaltige und ausgewogene Finanzierung<br />

ist eine der Voraussetzungen dafür, dass<br />

Anpassungen in Bewässerungssystemen unter<br />

Berücksichtigung der Zugangsgerechtigkeit<br />

stattfinden. Die Stärkung der Position der Nutzer<br />

ist eine andere. Angesichts des sich abzeichnenden<br />

Konsenses <strong>über</strong> ein integriertes Wasserressourcen-Management<br />

gelten Dezentralisierung<br />

und <strong>die</strong> Übertragung von Befugnissen an<br />

Wassernutzervereinigungen als schneller Weg<br />

zu einer Stärkung der Nutzer. Dabei geht es<br />

jedoch nicht nur um Verwaltungsreform, das<br />

Problem ist komplexer.<br />

Die Dezentralisierung ist seit mehr als zehn<br />

Jahren ein zentrales Thema bei der Reform des<br />

Wassermanagements. In einigen Fällen betrafen<br />

<strong>die</strong> Reformen nur Teilbereiche und waren<br />

unvollständig, wobei zunächst der Schwerpunkt<br />

auf <strong>die</strong> bessere Kostendeckung und <strong>die</strong><br />

Verminderung des Drucks auf <strong>die</strong> staatlichen<br />

Haushalte gelegt wurde. In anderen Fällen bewirkten<br />

sie bemerkenswert positive Ergebnisse,<br />

indem sie <strong>die</strong> Bereitschaft der Bewässerungsbürokratien<br />

erhöhten, den Bedürfnissen der Wassernutzer<br />

entgegenzukommen. Die Dezentralisierung<br />

kann neue Anreizmuster schaffen, <strong>die</strong><br />

für eine stärkere Rechenschaftspflicht der<br />

Dienstleistungsanbieter sorgen. Dienstleistungsverträge,<br />

Wirtschaftsprüfung und unabhängige<br />

Wassergerichte gehören zu den Mechanismen,<br />

<strong>die</strong> zur Förderung der Rechenschaftspflicht<br />

der Anbieter ebenso wie der Nutzer eingesetzt<br />

wurden.<br />

In Indonesien erhielten <strong>die</strong> Wassernutzervereinigungen<br />

nach den Reformen von 2001<br />

<strong>die</strong> volle Kontrolle <strong>über</strong> <strong>die</strong> Finanzverwaltung<br />

der Bewässerungsanlagen, einschließlich Haushaltsaufstellung<br />

und Preisfestsetzung. Gewählte<br />

Vertreter der Nutzervereinigungen arbeiten<br />

jetzt in den Bewässerungsgremien der Distriktverwaltung<br />

und in den hochrangigeren Entscheidungsgremien<br />

für das gesamte Flusseinzugsgebiet<br />

mit. Ein noch augenfälligeres Beispiel<br />

Die Dezentralisierung ist<br />

seit mehr als zehn Jahren<br />

ein zentrales Thema<br />

bei der Reform des<br />

Wassermanagements<br />

5<br />

Konkurrenz um Wasser in der Landwirtschaft<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 243

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