Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
verbesserten Wasserquelle lebt von weniger als<br />
einem US-Dollar am Tag. Ein doppelt so hoher<br />
Anteil lebt von weniger als zwei US-Dollar am<br />
Tag. Diese Zahlen lassen darauf schließen, dass<br />
660 Millionen Menschen ohne Zugang zu<br />
Wasser bestenfalls <strong>über</strong> beschränkte Kapazitäten<br />
verfügen und kaum mehr als nur einen kleinen<br />
Betrag für einen Anschluss an <strong>die</strong> Wasserversorgung<br />
bezahlen können. Von <strong>die</strong>ser Gesamtzahl<br />
fallen 385 Millionen Menschen unter <strong>die</strong><br />
absolute Armutsgrenze von einem US-Dollar<br />
am Tag (Grafik 1.9). Mehr als <strong>die</strong> Hälfte der<br />
1,1 Milliarden Menschen ohne Zugang zu Wasser<br />
gehören in der Einkommensverteilung zu<br />
den ärmsten 40 Prozent.<br />
Diese Zahlen sind kein Beweis für einen<br />
kausalen Zusammenhang. Den Menschen fehlt<br />
es unter Umständen an Wasser, weil sie arm<br />
sind, oder sie sind vielleicht arm, weil es ihnen<br />
an Wasser fehlt. Die Statistiken legen jedoch<br />
sehr stark nahe, dass es eine gegenseitige Beziehung<br />
zwischen Einkommensarmut und Entbehrungen<br />
beim Zugang zu Wasser gibt.<br />
Auch im Bereich Sanitärversorgung gibt es<br />
einen engen Zusammenhang zwischen Armut<br />
und dem Zugang zu Sanitärinfrastruktur. Auf<br />
<strong>die</strong> ärmsten zwei Fünftel aller Haushalte entfällt<br />
mehr als <strong>die</strong> Hälfte des globalen Defizits.<br />
Fast 1,4 Milliarden Menschen ohne Zugang<br />
leben von weniger als zwei US-Dollar pro Tag.<br />
Doch der Versorgungsgrad im Bereich Sanitärinfrastruktur<br />
ist sehr viel geringer als bei der<br />
Wasserversorgung, selbst in höheren Einkommensgruppen.<br />
Ein Viertel der reichsten 20 Prozent<br />
der Bevölkerung in <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />
hat keinen Zugang zu verbesserter Sanitärversorgung.<br />
Unter den zweitreichsten 20 Prozent<br />
hat sogar <strong>die</strong> Hälfte keinen Zugang.<br />
Die Wohlstandsverteilung bei den Menschen<br />
ohne Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung<br />
hat wichtige praktische Implikationen<br />
für <strong>die</strong> Politik – und für <strong>die</strong> Millenniums-<br />
<strong>Entwicklung</strong>sziele. Die wichtigsten inländischen<br />
Finanzierungsquellen für <strong>die</strong> Wasser- und Sanitärversorgung<br />
sind <strong>die</strong> Haushalte (Zahlung von<br />
Gebühren, Anschlusskosten, Arbeitseinsatz<br />
und Kapitalkosten) und der Staat (Steuern oder<br />
<strong>Entwicklung</strong>shilfe). In jedem Land wird <strong>die</strong><br />
richtige Kombination aus Haushaltsbeiträgen<br />
und öffentlichen Geldern von den Umständen<br />
abhängen, z.B. vom Durchschnittseinkommen,<br />
der Armut und den Einkommensprofilen der<br />
Haushalte, <strong>die</strong> keinen Zugang zu den Wasserversorgungssystemen<br />
haben. In Ländern mit<br />
hohem und mittlerem Einkommen haben <strong>die</strong><br />
Haushalte Spielraum, <strong>die</strong> Betriebskosten der<br />
Bereitstellung zu finanzieren, wenngleich der<br />
Staat eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung<br />
der Kapitalkosten zum Bau des Versorgungssystems<br />
spielt. In Ländern mit niedrigem<br />
Einkommen und in Ländern mit mittlerem<br />
Einkommen und niedrigem Versorgungsgrad<br />
unter der armen Bevölkerung sind öffentliche<br />
Finanzmittel der Schlüssel zur Verbesserung<br />
des Zugangs. Die 660 Millionen Menschen, <strong>die</strong><br />
mit weniger als zwei US-Dollar am Tag auskommen<br />
müssen und keinen Zugang zu Wasser<br />
haben, und <strong>die</strong> ebenso armen 1,4 Milliarden<br />
Menschen, <strong>die</strong> keinen Zugang zu Sanitärversorgung<br />
haben, sind nicht in der Lage, durch ihre<br />
Haushaltsausgaben <strong>die</strong> Kosten der öffentlichen<br />
Wasserversorgungsbetriebe zu decken.<br />
Die Ungleichheit ist beim Zugang zu Wasser<br />
ein beherrschendes Thema. In den meisten<br />
reichen Ländern unterscheidet man <strong>die</strong> Menschen<br />
nicht danach, woher sie ihr Wasser beziehen<br />
oder welche Art von Toiletten sie benutzen.<br />
In vielen <strong>Entwicklung</strong>sländern bestimmt<br />
sich durch <strong>die</strong> Position in der Wohlstandsverteilung,<br />
woher man sein Wasser bezieht und wo<br />
man seine Notdurft verrichtet.<br />
Der Zugang zu Leitungswasser ist stark<br />
differenziert. In einer Analyse von 17 Bevölkerungs-<br />
und Gesundheitserhebungen in <strong>Entwicklung</strong>sländern,<br />
<strong>die</strong> für <strong>die</strong>sen <strong>Bericht</strong> durchgeführt<br />
wurden, fand man heraus, dass <strong>die</strong> Verfügbarkeit<br />
in den reichsten 20 Prozent der<br />
Haushalte rund 85 Prozent betrug, verglichen<br />
mit 25 Prozent in den ärmsten 20 Prozent der<br />
Haushalte. In einer großen Gruppe von Ländern<br />
beträgt in Bezug auf Wasseranschlüsse im<br />
Haushalt das Verhältnis des Versorgungsgrads<br />
zwischen dem am besten und dem am schlechtesten<br />
versorgten Fünftel typischerweise vier zu<br />
eins oder fünf zu eins. In Peru haben <strong>die</strong> reichsten<br />
20 Prozent alle Zugang zu Leitungswasser,<br />
während zwei Drittel der ärmsten 20 Prozent<br />
der Haushalte ihr Wasser entweder von Ver-<br />
Grafik 1.9<br />
in Millionen, 2002<br />
2.600<br />
2.400<br />
2.200<br />
2.000<br />
1.800<br />
1.600<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Sanitärversorgung<br />
Die Armen bezahlen<br />
den höchsten<br />
Preis für <strong>die</strong> Defizite<br />
in den Bereichen<br />
Wasserund<br />
Sanitärversorgung<br />
Andere<br />
Menschen mit<br />
weniger als<br />
2 $ pro Tag<br />
Menschen mit<br />
weniger als<br />
1 $ pro Tag<br />
Wasserversorgung<br />
Berechnungen basieren auf Daten von Chen<br />
und Ravallion 2004, WHO und UNICEF 2004b.<br />
Quelle:<br />
1<br />
Die Krise der Wasser- und Sanitärversorgung beenden<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 63