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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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1<br />

Die Krise der Wasser- und Sanitärversorgung beenden<br />

Die Preisgestaltung bei<br />

Wasser spiegelt ein<br />

einfaches, widersinniges<br />

Prinzip wider: Je ärmer<br />

man ist, umso mehr<br />

muss man zahlen<br />

dass <strong>die</strong> Kostenteilung und <strong>die</strong> Anwendung von<br />

Marktprinzipien den Zugang der Armen zu billigem<br />

Wasser gefährden könnten. Beide Seiten<br />

bringen wichtige Argumente vor. Doch beide<br />

<strong>über</strong>sehen einige der grundlegenden Realitäten,<br />

wie arme Haushalte sie erleben. Viele <strong>die</strong>ser<br />

Haushalte haben nicht <strong>die</strong> Kapazitäten, kostendeckende<br />

Gebühren auf kommerzieller Basis<br />

zu tragen. Gleichzeitig ist <strong>die</strong> Vorstellung, dass<br />

<strong>die</strong> Armen Zugang zu reichlich billigem Wasser<br />

haben, eine Illusion. Um ihren grundlegenden<br />

Wasserbedarf zu decken, zahlen <strong>die</strong> meisten<br />

bereits sehr viel mehr, als sie sich leisten<br />

können – auf Wassermärkten, <strong>die</strong> sie noch<br />

ärmer machen. Die Preisgestaltung bei Wasser<br />

spiegelt ein einfaches, widersinniges Prinzip<br />

wider: Je ärmer man ist, umso mehr muss man<br />

zahlen.<br />

Es gibt noch nicht ausreichend Untersuchungen<br />

dar<strong>über</strong>, welche Rolle Wasser im<br />

Haushaltsbudget der Armen spielt. Was klar<br />

ist, ist, dass für Millionen von Haushalten der<br />

hohe Preis für Wasser bei bereits <strong>über</strong>strapazierten<br />

Ressourcen eine Belastung darstellt. Für<br />

<strong>die</strong>sen <strong>Bericht</strong> zusammengestellte Daten aus<br />

Lateinamerika zeigen, dass in den ärmsten<br />

20 Prozent der Haushalte in Argentinien,<br />

El Salvador, Jamaika und Nicaragua mehr als<br />

zehn Prozent der Ausgaben auf Wasser entfallen.<br />

53 Rund <strong>die</strong> Hälfte <strong>die</strong>ser Haushalte lebt<br />

Grafik 1.13<br />

Guatemala (2000)<br />

Peru (2003)<br />

Paraguay (2000–01)<br />

Mexiko (2002)<br />

Suriname (1999)<br />

Kolumbien (2003)<br />

Bolivien (2002)<br />

Nicaragua (2001)<br />

Ecuador (1998)<br />

El Salvador (2003)<br />

Argentinien (1996–97)<br />

Den Preis der Armut bezahlen:<br />

Die ärmsten 20% geben einen<br />

großen Teil ihrer Haushaltsausgaben<br />

für Wasser aus<br />

Jamaika (2002)<br />

Quelle: Gasparini und Tornarolli <strong>2006</strong>.<br />

Prozent<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

unterhalb der absoluten Armutsgrenze von<br />

einem US-Dollar pro Tag (Grafik 1.13).<br />

Ähnliche Ausgabenmuster werden für<br />

Haushalte in anderen Regionen gemeldet. In<br />

Uganda machen <strong>die</strong> Wasserausgaben bei den<br />

ärmsten 20 Prozent in der Einkommensverteilung<br />

ganze 22 Prozent des Durchschnittseinkommens<br />

der städtischen Haushalte aus. 54 Bei<br />

einer Hausehaltserhebung in Jakarta wurde<br />

herausgefunden, dass mehr als 40 Prozent der<br />

Haushalte mindestens fünf Prozent ihres Einkommens<br />

für Wasser ausgeben. 55 (Regulierungsbehörden<br />

in Großbritannien definieren<br />

sämtliche Wasserausgaben, <strong>die</strong> bei mehr als drei<br />

Prozent der gesamten Haushaltsausgaben liegen,<br />

als Hinweis darauf, dass ein Härtefall vorliegt.)<br />

Diese Zahlen zu den Haushaltsausgaben<br />

warnen davor, mehr Kostendeckung undifferenziert<br />

als Finanzierungsstrategie zu <strong>über</strong>nehmen.<br />

In den höheren Einkommensgruppen,<br />

von denen viele hohe Subventionen erhalten,<br />

gibt es sehr viel Spielraum für mehr Kostendeckung.<br />

Unterhalb der Armutsgrenze gilt<br />

nicht das gleiche Prinzip. Die derzeitigen hohen<br />

Ausgaben der Armen werden manchmal als<br />

Hinweis fehlinterpretiert, dass <strong>die</strong> Armen zu<br />

zahlen bereit und in der Lage seien. In gewisser<br />

Hinsicht ist <strong>die</strong> Tatsache, dass arme Haushalte<br />

viel Geld für Wasser ausgeben, ein Hinweis auf<br />

ihre Zahlungsbereitschaft. Angesichts der Tatsache,<br />

dass <strong>die</strong> Alternativen von der Nutzung<br />

gesundheitsgefährdender Wasserquellen bis zu<br />

einem hohen Zeitaufwand für das Wasserholen<br />

reichen, werden arme Haushalte unter<br />

Umständen ihre begrenzten Ressourcen eher<br />

für Wasser ausgeben.<br />

Zahlungsbereitschaft ist jedoch nicht das<br />

gleiche wie Zahlungsfähigkeit – zumindest<br />

nicht insoweit sich der Begriff auf <strong>die</strong> <strong>menschliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> bezieht. Wenn <strong>die</strong> Ausgaben<br />

für Wasser einen großen Teil des Budgets der<br />

Haushalte ausmachen, <strong>die</strong> unterhalb oder<br />

knapp oberhalb der Einkommensarmutsgrenze<br />

leben, stehen Ausgaben für andere Dinge –<br />

Gesundheit, Bildung, Ernährung und Produktion<br />

– auf dem Spiel. Dar<strong>über</strong> hinaus können<br />

jährliche Durchschnittszahlen <strong>die</strong> Hochpreisphasen<br />

verschleiern, durch <strong>die</strong> es in der Trockenzeit,<br />

wenn <strong>die</strong> Haushaltsbudgets am stärksten<br />

66<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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