Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />
Für <strong>die</strong> Zeit nach 2012<br />
werden ehrgeizige und<br />
wohldefinierte Zielvorgaben<br />
benötigt, <strong>die</strong> klare<br />
Marktsignale und einen<br />
Handlungsrahmen für<br />
nationale Regierungen,<br />
Unternehmen und<br />
Haushalte setzen<br />
fasst flexible Mechanismen, <strong>die</strong> einen Emissionshandel<br />
zwischen Ländern zulassen, und<br />
den Mechanismus für umweltverträgliche<br />
<strong>Entwicklung</strong> (CDM), der Industrieländern<br />
ermöglicht, durch <strong>die</strong> Finanzierung von Projekten<br />
in <strong>Entwicklung</strong>sländern, <strong>die</strong> Treibhausgasemissionen<br />
verringern, Emissionsgutschriften<br />
zu erhalten. Obwohl <strong>die</strong> Zahl der CDM-Maßnahmen<br />
auf einzelne Projekte beschränkt ist,<br />
hat sie zugenommen. 98 Über das Kyoto-Protokoll<br />
hinaus entwickeln sich wichtige Minderungsstrategien<br />
auf unterschiedlichen Ebenen.<br />
Mit dem Kyoto-Protokoll verknüpft, aber<br />
unabhängig davon ist der Handel zwischen den<br />
25 EU-Mitgliedstaaten im Rahmen des Emissionshandelssystems.<br />
Sieben Bundesstaaten im<br />
Nordosten der USA nehmen ebenfalls an<br />
einem freiwilligen Handelssystem teil, der Ende<br />
2005 auf den Weg gebrachten Regional Greenhouse<br />
Gas Initiative. 28 amerikanische Bundesstaaten<br />
haben Aktionspläne zur Verringerung<br />
der Nettotreibhausgasemissionen ausgearbeitet.<br />
Der Bundesstaat Kalifornien hat eigene<br />
richtungsweisende Zielvorgaben für <strong>die</strong> Emissionsverringerung<br />
aufgestellt.<br />
Nachteile des derzeitigen Kyoto-Protokolls<br />
sind der begrenzte Zeithorizont (der <strong>die</strong> Entstehung<br />
des Emissionshandelsmarktes behindert<br />
hat), <strong>die</strong> Nichtteilnahme wichtiger Industrieländer<br />
und der Ausschluss der <strong>Entwicklung</strong>sländer.<br />
Es bezieht sich in der Praxis nur<br />
noch auf einen kleinen und schrumpfenden<br />
Teil der Emissionen von Kohlendioxid und<br />
anderen Treibhausgasen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> globale Erwärmung<br />
antreiben. Die Ausdehnung des<br />
Geltungsbereichs beschwört wichtige Fragen<br />
unter den Aspekten der Gerechtigkeit und der<br />
Lastenteilung herauf. Die Industrieländer mit<br />
etwa 12 Prozent der Weltbevölkerung sind<br />
für <strong>die</strong> Hälfte der heutigen weltweiten Emissionen<br />
verantwortlich. Ihre Bürger haben auch<br />
einen wesentlich höheren CO2-Ausstoß pro<br />
Person. Die durchschnittlichen Pro-Kopf-<br />
Emissionen reichen von 10 Tonnen Kohlendioxidäquivalent<br />
in der Europäischen Union<br />
bis zu 20 Tonnen in den Vereinigten Staaten.<br />
Demgegen<strong>über</strong> stehen 1,2 Tonnen in In<strong>die</strong>n<br />
und 2,7 Tonnen in China. Hohes Wachstum in<br />
Ländern wie China und In<strong>die</strong>n könnten jedoch<br />
den Anteil der <strong>Entwicklung</strong>sländer an den<br />
Kohlendioxidemissionen von etwa der Hälfte<br />
heute bis 2050 auf etwa zwei Drittel steigen lassen.<br />
Die Festlegung eines Wachstumspfades,<br />
der innerhalb einer globalen Strategie zur<br />
Eindämmung der globalen Erwärmung in den<br />
<strong>Entwicklung</strong>sländern zu einem höheren Lebensstandard<br />
und weniger Armut führt, wird<br />
eine radikale Akzentverschiebung in der Politik<br />
der einzelnen Länder mit dem Ziel erfordern,<br />
mit internationaler Unterstützung <strong>die</strong> Verbreitung<br />
sauberer Technologien zu fördern.<br />
Für <strong>die</strong> Zeit nach 2012 werden ehrgeizige<br />
und wohldefinierte Zielvorgaben benötigt, <strong>die</strong><br />
klare Marktsignale und einen Handlungsrahmen<br />
für nationale Regierungen, Unternehmen<br />
und Haushalte setzen. Es sollte versucht werden,<br />
den Temperaturanstieg auf maximal zwei<br />
Grad Celsius oberhalb der Werte von 1990 zu<br />
begrenzen. Damit <strong>die</strong>s gelingt, müssten <strong>die</strong><br />
Emissionen 2050 unter den Werten von 1990<br />
(und etwa 13 Prozent unter den heutigen Werten)<br />
liegen und <strong>die</strong> Treibhausgaskonzentrationen<br />
(gemessen in Kohlendioxidäquivalenten)<br />
müssten sich bei etwa 450 ppm stabilisieren.<br />
Dieses Ziel kann nur mit grundlegenden Reformen<br />
der globalen Energiepolitik erreicht<br />
werden. Emissionssteuern, <strong>die</strong> Vertiefung von<br />
Märkten für handelbare Emissionsrechte,<br />
Anreize für <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong> sauberer Technologien<br />
und – ganz wichtig – Strategien für den<br />
Technologietransfer in <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong>sländer<br />
zählen zu den Reforminstrumenten, <strong>die</strong> der<br />
Politik zur Verfügung stehen. Entgegen manchen<br />
Behauptungen würde der Anpassungsprozess<br />
<strong>die</strong> Wachstumsaussichten der reichen Länder<br />
nicht schmälern: Die Kosten für <strong>die</strong> Industrieländer,<br />
um <strong>die</strong> Zielvorgabe von 450 ppm zu<br />
erreichen, belaufen sich auf etwa 0,02 bis<br />
0,1 Prozent des BNE jährlich, verglichen mit<br />
jährlichen Wachstumsraten von zwei bis drei<br />
Prozent. 99 Die <strong>Entwicklung</strong>sländer werden das<br />
Wachstum in einem multilateralen Handlungsrahmen<br />
zur Begrenzung des Klimawandels<br />
nur aufrechterhalten können, wenn für den<br />
Technologietransfer wesentlich mehr Geld zur<br />
Verfügung stehen wird, als derzeit laut dem<br />
Mechanismus für umweltverträgliche <strong>Entwicklung</strong><br />
vorgesehen ist.<br />
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BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>