Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />
2025 könnten mehr als drei<br />
Milliarden Menschen in<br />
Ländern mit Wasserknappheit<br />
leben<br />
Mengen transportiert werden kann, besteht<br />
nur ein geringer Spielraum für den Handel<br />
zur Behebung des Ungleichgewichts. Worauf<br />
es ankommt, ist Verfügbarkeit vor Ort und<br />
Zugang für <strong>die</strong> Bevölkerung mittels Wasserinfrastruktur.<br />
Dies gilt auch innerhalb von<br />
Ländern. In Nordchina beispielsweise steht<br />
pro Kopf weniger als Viertel so viel Wasser zur<br />
Verfügung wie im Süden. 8 Nationale Daten für<br />
Brasilien platzieren das Land in der globalen<br />
Spitzengruppe, was <strong>die</strong> Wasserverfügbarkeit<br />
angeht. Trotzdem werden Millionen Menschen<br />
in dem riesigen „Dürrepolygon“, einem<br />
semiariden Gebiet, das neun Bundesstaaten<br />
umfasst und sich <strong>über</strong> 940.000 Quadratkilometer<br />
im Nordosten erstreckt, regelmäßig von<br />
chronischem Wassermangel betroffen. Äthiopien<br />
verfügt <strong>über</strong> eine Reihe großer Seen und<br />
Flüsse, ausreichend Grundwasser sowie hohe<br />
Niederschlagsmengen und liegt gleichwohl<br />
nur wenig oberhalb der Schwelle für Wassermangel.<br />
Unglücklicherweise verteilen sich <strong>die</strong><br />
Niederschläge sehr ungleich auf <strong>die</strong> Jahreszeiten<br />
und variieren außergewöhnlich stark<br />
im Lauf der Zeit sowie von Ort zu Ort. In<br />
Kombination mit einer beschränkten Infrastruktur<br />
zur Wasserspeicherung und unzureichend<br />
geschützten Einzugsgebieten setzt<br />
<strong>die</strong>se Variabilität Millionen Menschen der<br />
Bedrohung durch Dürren und Überschwemmungen<br />
aus.<br />
Die Zeit ist ein anderer wichtiger Bestandteil<br />
der Wasserverfügbarkeitsgleichung.<br />
Bei Ländern, <strong>die</strong> auf den Monsun oder eine<br />
kurze Regenzeit angewiesen sind, liefern <strong>die</strong><br />
nationalen Durchschnittswerte ein verzerrtes<br />
Bild der tatsächlichen Verfügbarkeit. In großen<br />
Teilen Asiens fallen fast 90 Prozent des jährlichen<br />
Niederschlags in weniger als 100 Stunden.<br />
Dieser Umstand ist verbunden mit den Gefahren<br />
kurzer, intensiver Überschwemmungen<br />
während bestimmter Zeiten im Jahr und anhaltender<br />
Dürren in der übrigen Zeit. 9 Die tatsächliche<br />
Verfügbarkeit im Laufe eines Jahres<br />
hängt folglich nicht nur von der Niederschlagsmenge,<br />
sondern auch von der Speicherkapazität<br />
und dem Ausmaß ab, in dem Flussläufe<br />
und Grundwasserleiter wieder aufgefüllt<br />
werden.<br />
Zunahme von Wasserknappheit<br />
und Wassermangel<br />
Gewässerkundler beurteilen Knappheit gewöhnlich,<br />
indem sie sich das Verhältnis zwischen der<br />
Bevölkerung und dem verfügbaren Wasser<br />
anschauen. Wie bereits erwähnt, lautet <strong>die</strong><br />
Vereinbarung, 1.700 Kubikmeter pro Person<br />
als nationale Schwelle zur Deckung des Bedarfs<br />
von Landwirtschaft, Industrie, Energieerzeugung<br />
und Umwelt zu verwenden. Eine verfügbare<br />
Wassermenge von weniger als 1.000 Kubikmeter<br />
gilt als „Wassermangel“ und unter<br />
500 Kubikmeter als „absoluter Wassermangel“. 10<br />
Heute leben etwa 700 Millionen Menschen<br />
in 43 Ländern unterhalb der Schwelle für<br />
Wasserknappheit. Mit einer durchschnittlichen<br />
jährlichen Verfügbarkeit von etwa 1.200<br />
Kubikmetern pro Person ist der Nahe Osten<br />
<strong>die</strong> Weltregion mit der größten Wasserknappheit;<br />
nur der Irak, der Iran, der Libanon und<br />
<strong>die</strong> Türkei liegen oberhalb der Schwelle. Mit<br />
320 Kubikmeter pro Person zählen <strong>die</strong> Palästinenser,<br />
insbesondere im Gaza-Streifen, zu den<br />
Menschen, <strong>die</strong> auf der Welt am stärksten von<br />
Wassermangel betroffen sind. Fast ein Viertel<br />
der Bevölkerung in Afrika südlich der Sahara<br />
lebt heute in einem Land mit Wasserknappheit<br />
– und der Anteil steigt weiter.<br />
Weil viele der am meisten von Wasserknappheit<br />
betroffenen Länder ein hohes Bevölkerungswachstum<br />
aufweisen, wird <strong>die</strong> pro Kopf<br />
verfügbare Menge rasch kleiner. Verwendet<br />
man 1950 als Vergleichsjahr, hat <strong>die</strong> Verteilung<br />
des weltweiten Bevölkerungswachstums <strong>die</strong><br />
Pro-Kopf-Verfügbarkeit von Wasser drastisch<br />
verändert. Während sich <strong>die</strong> Verfügbarkeit in<br />
den reichen Ländern in den 1970er Jahren<br />
stabilisiert hat, hielt der Rückgang in den<br />
<strong>Entwicklung</strong>sländern und insbesondere in den<br />
ariden <strong>Entwicklung</strong>sländern an (Grafik 4.1).<br />
Wie rasch der Rückgang verlaufen ist, wird<br />
deutlich, wenn <strong>die</strong> aktuellen Trends in <strong>die</strong><br />
Zukunft projiziert werden. 2025 könnten mehr<br />
als drei Milliarden Menschen in Ländern mit<br />
Wasserknappheit leben – und 14 Länder werden<br />
von Wasserknappheit in den Wassermangel<br />
abrutschen (Grafiken 4.2 und 4.3). Zu den<br />
<strong>Entwicklung</strong>en bis 2025 zählen unter anderem<br />
<strong>die</strong> folgenden:<br />
172<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>