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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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wert einräumt. Diese Denkweise lässt sich häufig<br />

daran ablesen, wo <strong>die</strong> Zuständigkeit für<br />

Sanitärversorgung innerhalb des Staatsapparates<br />

angesiedelt ist. In Afrika südlich der Sahara<br />

ist es am gebräuchlichsten, <strong>die</strong> Zuständigkeit<br />

für Sanitärversorgung einer Abteilung des<br />

Gesundheitsministeriums zu <strong>über</strong>tragen, womit<br />

jedoch der Spielraum für mutige politische<br />

Initiativen eingeschränkt wird. Ein weiteres<br />

Problem ist der herrschende Kompetenzwirrwarr.<br />

In Ghana sind <strong>die</strong> Rollen und Zuständigkeiten<br />

bei der Wasserversorgung innerhalb<br />

eines nationalen Planungsrahmens klar<br />

festgelegt. Bei der Sanitärversorgung ist <strong>die</strong>s<br />

jedoch nicht der Fall – hier ist <strong>die</strong> Zuständigkeit<br />

auf das Ministerium für Wasserressourcen,<br />

Öffentliche Arbeiten und Siedlungswesen<br />

sowie eine Reihe anderer Ministerien verteilt.<br />

Im Niger ist <strong>die</strong> Sanitärversorgung zwar dem<br />

Wasserministerium unterstellt, doch <strong>die</strong> Koordinierung<br />

der Sanitärversorgung wird von<br />

einem nationalen Komitee vorgenommen, das<br />

<strong>über</strong> begrenzte Befugnisse verfügt. In jedem Fall<br />

wäre es der nationalen Planung zuträglich,<br />

wenn sie von einem führenden Ministeriumsvertreter<br />

geleitet würde, der <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

und Umsetzung von Strategien der Sanitärversorgung<br />

koordiniert.<br />

Manche Regierungen können bei der Bereitstellung<br />

von Zugang zu Sanitärversorgung<br />

eine erfolgreiche Bilanz vorweisen. Seit 1990 ist<br />

es Thailand gelungen, den Versorgungsgrad im<br />

Bereich der Sanitärversorgung landesweit von<br />

80 Prozent auf 100 Prozent zu erhöhen. Dabei<br />

wurden in ländlichen Gebieten besonders deutliche<br />

Fortschritte erzielt: Über 13 Millionen<br />

Landbewohner sind im Verlauf zweier Jahrzehnten<br />

in <strong>die</strong> Versorgung einbezogen worden.<br />

Darin kommt der Stellenwert zum Ausdruck,<br />

der der Sanitärversorgung im nationalen Planungsgefüge<br />

eingeräumt wird. 20 Die landesweite<br />

Strategie verlangt von jedem Bezirk, Lücken<br />

in der Versorgung von der Dorfebene aufwärts<br />

zu ermitteln – und dann Strategien zu entwickeln,<br />

wie sich <strong>die</strong>se Lücken schließen lassen.<br />

So haben thailändische Regierungsstellungen<br />

Technologien entwickelt, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Armen<br />

finanzierbar und erreichbar sind, Schulungen in<br />

der Instandhaltung von Sanitäranlagen durchgeführt<br />

und sich erneuernde Mittel – sog.<br />

„revolving funds“ – bereitgestellt, um <strong>die</strong> Kapitalkosten<br />

aufzufangen. Gemeinwesenorientierte<br />

Aufklärungsprogramme erhöhten gleichzeitig<br />

den gesundheitlichen Nutzen der Sanitärversorgung.<br />

Staatliche Erfolge auf einigen Gebieten können<br />

das Versagen der Politik auf anderen<br />

Gebieten noch hervorheben. Sowohl Kolumbien<br />

als auch Marokko haben für einen Teil der<br />

Ärmsten den Zugang zu verbesserter Sanitärversorgung<br />

ausgeweitet. Der Versorgungsgrad<br />

in Kolumbien betrug im Jahr 2005 etwa 86 Prozent<br />

und lag damit weit <strong>über</strong> dem, was das<br />

Nationaleinkommen des Landes vermuten ließe<br />

(Grafik 3.5). In Marokko ist der Versorgungsgrad<br />

der ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung<br />

seit 1992 auf das Vierfache angestiegen.<br />

Doch in beiden Ländern entstand bei allem<br />

Fortschritt eine Schieflage, <strong>die</strong> städtische<br />

Gebiete klar gegen<strong>über</strong> ländlichen Gebieten<br />

bevorteilt und dadurch <strong>die</strong> bestehenden<br />

Ungleichheiten noch verschärft. 21<br />

Diese Bevorteilung ist teilweise auf <strong>die</strong><br />

nationale Politikplanung zurückzuführen. In<br />

Kolumbien wurde <strong>die</strong> Zuständigkeit für <strong>die</strong><br />

Wasser- und Sanitärversorgung an <strong>die</strong> Kommunen<br />

<strong>über</strong>tragen, <strong>die</strong> traditionell Erfahrung in<br />

der Erbringung von Dienstleistungen haben.<br />

Grafik 3.5<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Verbesserter Zugang zu Sanitärversorgung<br />

in Kolumbien und<br />

Marokko, der den Armen gezielt<br />

zugute kommt<br />

Zugang zu Sanitärversorgung (in %)<br />

0<br />

1995 2005<br />

1992 2003<br />

Kolumbien<br />

Marokko<br />

Ärmste 20%<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Landesdurchschnitt<br />

Berechnungen des Büros für den <strong>Bericht</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> Menschliche<br />

<strong>Entwicklung</strong> auf der Grundlage von Measure DHS <strong>2006</strong>.<br />

Quelle:<br />

In jedem Fall wäre es<br />

der nationalen Planung<br />

zuträglich, wenn sie<br />

von einem führenden<br />

Ministeriumsvertreter<br />

geleitet würde<br />

3<br />

Das riesige Defizit bei der Sanitärversorgung<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 159

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