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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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darin, dass es nicht genug hochrangige Konferenzen<br />

oder ehrgeizige Kommuniqués gäbe. Sie<br />

stehen seit <strong>über</strong> drei Jahrzehnten standardmäßig<br />

auf den internationalen Konferenz-Kalendern,<br />

seit der ersten UN-Konferenz zu Wasser,<br />

<strong>die</strong> 1977 in Mar del Plata, Argentinien, stattfand.<br />

Dieses Ereignis führte zur Annahme eines<br />

Aktionsplans, der <strong>die</strong> erste Internationale<br />

Trinkwasser- und Sanitärdekade einleitete.<br />

Diese Konferenz ist, was ihren Einfluss angeht,<br />

bis heute ein Meilenstein. Doch <strong>die</strong> beeindruckende<br />

Zielvorgabe der „Wasser- und Sanitärversorgung<br />

für alle“ bis 1990 und <strong>die</strong> darauf folgende<br />

Bestätigung des gleichen unerreichten<br />

Ziels für 2000 und noch eine weitere hochrangige<br />

Konferenz offenbarten eine große Kluft<br />

zwischen der Festlegung von Zielvorgaben und<br />

der strategischen Planung zur Erreichung <strong>die</strong>ser<br />

Zielvorgaben.<br />

Seit Mitte der 1990er nahm <strong>die</strong> Anzahl der<br />

Wasserkonferenzen stark zu. Zwei große internationale<br />

Partnerschaften – der Weltwasserrat und<br />

<strong>die</strong> Globale Wasserpartnerschaft – sind daraus<br />

hervorgegangen und haben eine beeindruckende<br />

Folge globaler <strong>Bericht</strong>e und Treffen beaufsichtigt,<br />

wie z.B. das alle drei Jahre stattfindende<br />

Weltwasserforum, das <strong>2006</strong> in Mexiko-Stadt<br />

stattfand. Wasser spielte auch auf breiter angelegten<br />

UN-Konferenzen wie dem Weltgipfel für<br />

nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> eine prominente Rolle.<br />

Dennoch lässt sich kaum <strong>die</strong> Schlussfolgerung<br />

vermeiden, dass heute, wie auch in den<br />

1970er Jahren, eine sehr große Lücke zwischen<br />

den Ministererklärungen und Konferenzkommuniqués<br />

und praktischen Strategien zur Erreichung<br />

einer Wasser- und Sanitärversorgung für<br />

alle besteht. All <strong>die</strong>s soll nicht <strong>die</strong> entscheidende<br />

Rolle herabwürdigen, <strong>die</strong> internationale<br />

Konferenzen zur problembezogenen Information,<br />

Meinungs- und Bewusstseinsbildung auf<br />

Seiten politischer Entscheidungsträgern und<br />

der Öffentlichkeit spielen. Doch wenn das Ziel<br />

letztlich darin besteht, den Zugang armer Frauen<br />

und Männer zu Wasser zu verbessern, so<br />

sind <strong>die</strong> Leistungen weniger beeindruckend –<br />

und es gibt nur wenig Argumente für mehr<br />

internationale Konferenzen, denen es an klaren<br />

Aktionsprogrammen fehlt, mit denen tatsächlich<br />

Veränderungen bewirkt werden könnten.<br />

Was <strong>die</strong> Wasser- und Sanitärversorgung<br />

angeht, so leidet <strong>die</strong> Welt offen gesagt an einem<br />

Überschuss an Konferenz-Aktivitäten und<br />

einem Handlungsdefizit. Sie leidet auch unter<br />

Fragmentierung. Es gibt nicht weniger als<br />

23 UN-Organisationen, <strong>die</strong> mit der Wasserund<br />

Sanitärversorgung zu tun haben. Abgesehen<br />

von den Koordinationsproblemen und<br />

Transaktionskosten innerhalb der einzelnen<br />

Länder hat <strong>die</strong> Vielfalt der Akteure einer <strong>Entwicklung</strong><br />

starker internationaler Fürsprecher<br />

für <strong>die</strong> Wasser- und Sanitärversorgung entgegengewirkt.<br />

Die Tagesordnung der G-8-Länder bestätigt<br />

das Problem. Bei ihrem Gipfeltreffen in<br />

Evian, Schweiz, vor drei Jahren haben <strong>die</strong> G-8<br />

einen Aktionsplan zu Wasser angenommen,<br />

um einen breites Spektrum an Zielen zu erreichen<br />

und um in erster Linie <strong>die</strong> Länder zu<br />

unterstützen, <strong>die</strong> sich politisch verpflichten, der<br />

Versorgung mit hygienisch einwandfreiem<br />

Trinkwasser und einfachen Sanitäranlagen<br />

Vorrang zu geben. 70 Seitdem ist nichts entstanden,<br />

was <strong>die</strong> Beschreibung „Aktionsplan“ ver<strong>die</strong>nen<br />

würde. Die <strong>Entwicklung</strong>shilfe stagniert<br />

und es ist kein glaubwürdiger Versuch gemacht<br />

worden, <strong>die</strong> Verpflichtungen, <strong>die</strong> auf internationalen<br />

Konferenzen wie dem dritten und<br />

vierten Weltwasserforum 2003 und <strong>2006</strong> eingegangen<br />

wurden, in praktische globale Strategien<br />

umzusetzen, durch <strong>die</strong> sich Ergebnisse<br />

erzielen lassen würden.<br />

Wenn es Beweise für den geringen Stellenwert<br />

der Wasser- und Sanitärversorgung auf der<br />

Tagesordnung der G-8 braucht, so wurden <strong>die</strong>se<br />

beim Gipfeltreffen von Gleneagles 2005 geliefert.<br />

Es gab nicht nur keinen Verweis auf das,<br />

was in Evian beschlossen worden war, das<br />

Thema wurde auch in der von den G-8-Ländern<br />

entworfenen Strategie für <strong>die</strong> afrikanischen<br />

Länder südlich der Sahara nicht erwähnt.<br />

Es sind nur noch zehn Jahre bis 2015, so<br />

dass es an der Zeit ist, der Verpflichtung Folge<br />

zu leisten, einen globalen Aktionsplan für <strong>die</strong><br />

Wasser- und Sanitärversorgung zu entwerfen.<br />

Das bedeutet nicht, dass komplexe, bürokratische<br />

„top-down“-Planungsprozesse eingeführt<br />

werden müssen. Das Ziel bestünde vielmehr<br />

darin, eine institutionelle Anbindung zu schaf-<br />

Es sind nur noch zehn Jahre<br />

bis 2015, so dass es an der<br />

Zeit ist, der Verpflichtung<br />

Folge zu leisten, einen<br />

globalen Aktionsplan<br />

für <strong>die</strong> Wasser- und<br />

Sanitärversorgung zu<br />

entwerfen<br />

1<br />

Die Krise der Wasser- und Sanitärversorgung beenden<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 91

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