Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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zent. 50 Künftige Erfolge werden davon abhängen,<br />
ob man Strategien zur Überwindung <strong>die</strong>ser<br />
Ungleichheiten entwickeln kann.<br />
Die Geberländer werde auch ihre <strong>Entwicklung</strong>shilfestrategien<br />
<strong>über</strong>prüfen müssen. In<br />
Tansania ist <strong>die</strong> Ausweitung der Wasserversorgung<br />
auf dem Land eine klar definierte Priorität<br />
bei der Armutsbekämpfung. In den Jahren<br />
2002/03 flossen jedoch mehr als 60 Prozent des<br />
<strong>Entwicklung</strong>shaushalts in städtische Gebiete.<br />
Ein Grund dafür ist, dass mehr als <strong>die</strong> Hälfte<br />
des Haushalts im Bereich der Wasserversorgung<br />
durch <strong>Entwicklung</strong>shilfe finanziert wird –<br />
und es gibt eine klare Präferenz der Geberländer<br />
für Wasserrehabilitationsprogramme in<br />
den Städten, da man dort von einem höheren<br />
Kostendeckungs- und Eigenfinanzierungspotenzial<br />
ausgehen kann. 51 Hinzu kommt, dass <strong>die</strong><br />
finanzielle Dezentralisierung mit der politischen<br />
Dezentralisierung nicht Schritt halten<br />
konnte und daher <strong>die</strong> Kommunalbehörden in<br />
ländlichen Gebieten nur <strong>über</strong> sehr eingeschränkte<br />
Mittel verfügen. Die <strong>Entwicklung</strong>shilfe-Geberländer<br />
kritisieren zwar sehr häufig<br />
eine ihrer Ansicht nach politische Bevorzugung<br />
der Städte, oft wird aber gerade <strong>die</strong>se Bevorzugung<br />
in ihren Programmen reflektiert und verstärkt.<br />
Einige Länder haben sich beeindruckende<br />
Ziele im Hinblick auf <strong>die</strong> Ausweitung der Wasserversorgung<br />
auf dem Land gesetzt, haben es<br />
jedoch nicht geschafft, politische Maßnahmen<br />
zu ihrer Umsetzung zu entwickeln. Die Bereitstellung<br />
von Finanzmitteln konnte allerdings<br />
mit den Zielvorgaben nicht Schritt halten. Die<br />
Wasserversorgung wird ohnehin ständig unter-<br />
2<br />
Wasser für den <strong>menschliche</strong>n Verbrauch<br />
Kasten 2.10<br />
„Etwas für alle, nicht alles für einige“ in Uganda<br />
Uganda ist weltweit führend bei der Reform des Wassersektors.<br />
Kohärente Politik und finanzielle Rahmenbedingungen wurden seit<br />
Mitte der neunziger Jahre entwickelt, wobei Wasser als Priorität der<br />
nationalen Armutsbekämpfungsstrategie festgelegt wurde. Die Wasserpolitik<br />
von 1999 definiert eine Strategie und einen Investitionsplan,<br />
der bis 2015 auf einen Versorgungsgrad von 100 Prozent abzielt. Das<br />
Organisationsprinzip lautet: „Etwas für alle, nicht alles für einige.“<br />
Politisches Engagement bedeutete natürlich auch Finanzierung.<br />
Die Haushaltsbewilligungen für Wasser haben sich von 0,5 Prozent<br />
der öffentlichen Ausgaben im Jahr 1997 auf 2,8 Prozent im Jahr 2002<br />
erhöht. <strong>Entwicklung</strong>shilfeunterstützung aus dem allgemeinen Staatshaushalt<br />
hat zu <strong>die</strong>sem Zuwachs beigetragen. Management und<br />
Ressourcen wurden dezentralisiert und auf <strong>die</strong> Kommunalverwaltungen<br />
<strong>über</strong>tragen. Die Versorgungsraten stiegen von 39 Prozent im<br />
Jahr 1996 auf 51 Prozent im Jahr 2003. Dies bedeutet, dass im Jahr<br />
2003 5,3 Millionen Menschen mehr Zugang zu sauberem Wasser<br />
hatten, <strong>die</strong> meisten in ländlichen Gebieten.<br />
Wasser und Sanitärversorgung sind in Ugandas Armutsbekämpfungs-Aktionsplan<br />
als prioritäre Bereiche festgelegt. Als<br />
Zwischenziel wurde festgesetzt, bis 2009 <strong>die</strong> Zahl der Menschen<br />
mit Zugang zu sauberem Wasser um 3,9 Millionen und <strong>die</strong> Zahl<br />
derer mit Sanitärversorgung um 4,4 Millionen zu erhöhen. Pläne für<br />
einzelne Distrikte beinhalten Maßnahmen, 75 Prozent der Schulen<br />
bis zum selben Termin mit einer angemessenen Sanitär- und<br />
Wasserversorgung auszustatten, bei gleichzeitiger Verbesserung<br />
des Verhältnisses von Latrinen pro Schüler in ländlichen Gebieten.<br />
Zurzeit werden Wassernutzerverbände, deren Mitglieder zur Hälfte<br />
aus Frauen bestehen, als zentrale Anlaufstellen für Training und<br />
Management etabliert.<br />
Uganda wird zu Recht als führend bei Wasser und Sanitärversorgung<br />
angesehen. Das Land hat einen leistungsfähigen Planungsprozess<br />
entwickelt, der gut definierte Koordinierungsmechanismen mit<br />
sektor<strong>über</strong>greifendem Ansatz, Zielvorgaben mit mittelfristigen Finanzierungszusagen<br />
und jährlichen Fortschritts<strong>über</strong>prüfungen beinhaltet.<br />
Bisher erzielter Fortschritt bedeutet jedoch nicht, dass Uganda das<br />
Wasser- und Sanitärdefizit bereits <strong>über</strong>wunden hat, und <strong>die</strong> politische<br />
Umsetzung steht vor einer Reihe von Herausforderungen. In ländlichen<br />
Gebieten hängt der Versorgungsgrad eng mit dem sozioökonomischen<br />
Status zusammen. Die nationale Wasserpolitik legt fest, dass jede<br />
Wasserstelle 300 Menschen versorgen soll, was 3,3 Wasserstellen pro<br />
1.000 Menschen bedeutet. Aber im Bezirk Tororo in Ost-Uganda liegt<br />
<strong>die</strong> Verfügbarkeit von Wasserstellen zwischen weniger als einer pro<br />
1.000 Menschen in zwei Unterbezirken und mehr als drei in den beiden<br />
am besten versorgten Unterbezirken. Der Versorgungsgrad hängt eng<br />
mit dem sozioökonomischen Status der Gemeinschaften zusammen,<br />
wobei <strong>die</strong> Armen meist das Nachsehen haben.<br />
Durch <strong>die</strong>se Ungleichheit lässt sich unter anderem erklären, warum<br />
sich <strong>die</strong> durchschnittliche Zeit für das Wasserholen bei den ländlichen<br />
Armen nicht spürbar reduziert hat, obwohl der Versorgungsgrad<br />
gestiegen ist. Gemeinsam mit den langsamen Fortschritten bei der<br />
Sanitärversorgung trägt <strong>die</strong>s zur Erklärung einer der Anomalien in der<br />
<strong>menschliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>sbilanz Ugandas bei: der nicht sinkenden<br />
Kindersterblichkeitsrate trotz sinkender Einkommensarmut und hohem<br />
Wirtschaftswachstum. Die schlechte Koordination zwischen lokalen<br />
Planungsbehörden in einigen der ärmsten ländlichen Regionen wurde<br />
als wichtiges Hindernis identifiziert. Mehr Kompetenzen für Kommunalverwaltungen<br />
und mehr Gewicht für ärmere Gebiete sind Schlüsselfaktoren<br />
für <strong>die</strong> Beseitigung <strong>die</strong>ses Hindernisses.<br />
Quelle: Slaymaker und Newborne 2004; Uganda 2004; AfDB 2005a,b.<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 135