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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Rolle bei der „Grünen Revolution“ spielten.<br />

Am Senegal-Fluss kooperieren Mali, Mauretanien<br />

und der Senegal zur Regulierung der<br />

Abflüsse und zur Stromerzeugung aus Wasserkraft<br />

durch Infrastruktur im Gemeinschaftsbesitz.<br />

Im südlichen Afrika kooperieren Lesotho<br />

und Südafrika beim Infrastrukturbau am Fluss<br />

Oranje im Rahmen des Lesotho-Hochlandprojekts,<br />

durch das Südafrika kostengünstiges<br />

Wasser und Lesotho auf Dauer Mittel zur<br />

Erhaltung von Wassereinzugsgebieten erhält. 26<br />

In Südasien hat In<strong>die</strong>n das Wasserkraftwerk<br />

Tala in Bhutan finanziert. In<strong>die</strong>n gewann dadurch<br />

eine zusätzliche Energiequelle, während<br />

Bhutan Zugang zum indischen Energiemarkt<br />

bekam.<br />

Brasilien und Paraguay liefern ein Beispiel<br />

für den potenziellen Nutzen, der durch Handel<br />

und Kooperation erschlossen werden kann. Das<br />

Itaipu-Übereinkommen von 1973 beendete<br />

einen hundertjährigen Grenzkonflikt mit einer<br />

Vereinbarung zum Bau des riesigen Wasserkraftkomplexes<br />

von Guairá-Itaipu, das im Wesentlichen<br />

durch Investitionen der öffentlichen<br />

Hand in Brasilien finanziert wurde. Der Itaipu-<br />

Staudamm im Wassereinzugsgebiet von Paraná<br />

und La Plata verfügt <strong>über</strong> 18 Generatoren mit<br />

einer Leistung von je 700 Megawatt, was <strong>die</strong><br />

Anlage zu einem der größten Wasserkraftwerke<br />

auf der Welt macht. Der Betreiber ist Itaipu<br />

Binacional, ein Gemeinschaftsunternehmen<br />

der beiden Länder. Das Kraftwerk deckt fast<br />

den gesamten Energiebedarf von Paraguay,<br />

stützt eine Industrie, <strong>die</strong> heute <strong>die</strong> größte Quelle<br />

von Deviseneinnahmen ist, und liefert ein<br />

Viertel des Stromverbrauchs in Brasilien. 27 Beide<br />

Länder haben von der Kooperation profitiert.<br />

Der Kontrast zu Zentralasien, wo unterlassene<br />

Kooperation große Einbußen zur Folge<br />

hatte, fällt in <strong>die</strong> Augen.<br />

Nutzen aufgrund des Flusses<br />

Kooperationsbedingte Vorteile können <strong>die</strong> abgewendeten<br />

negativen Folgen durch den Abbau<br />

von Spannungen und Konflikten zwischen<br />

Nachbarn sein. Gespannte zwischenstaatliche<br />

Beziehungen beim Gewässermanagement können<br />

<strong>die</strong> regionale Zusammenarbeit auf breiter<br />

Front behindern, etwa bei Handel, Telekommunikation<br />

und Arbeitsmärkten. Zwei Kommentatoren<br />

formulierten es so: „In manchen<br />

internationalen Wassereinzugsgebieten läuft<br />

wenig zwischen den Anliegerstaaten außer dem<br />

Fluss selbst.“ 28 Es ist immer schwierig, <strong>die</strong> Wirkung<br />

des Gewässermanagements von der allgemeineren<br />

Dynamik zu unterscheiden, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

zwischenstaatlichen Beziehungen formt. Aber<br />

in manchen Fällen können <strong>die</strong> negativen Folgen<br />

von Nichtkooperation groß sein. Dies gilt<br />

insbesondere dort, wo sich <strong>die</strong> Bedrohungen<br />

der Wasserknappheit und der nationalen<br />

Sicherheit <strong>über</strong>lappen, wie in den Wassereinzugsgebieten<br />

von Euphrat, Indus oder Jordan.<br />

Kooperationsbedingter Nutzen aufgrund des<br />

Flusses ist von Natur aus schwierig zu quantifizieren,<br />

aber <strong>die</strong> negativen Folgen von Nichtkooperation<br />

für <strong>die</strong> Menschen und in finanzieller<br />

Hinsicht können sehr real sein.<br />

Nutzen <strong>über</strong> den Fluss hinaus<br />

Die Steigerung des Nutzens aus dem Fluss und<br />

<strong>die</strong> Verringerung der negativen Folgen, <strong>die</strong> aufgrund<br />

des Flusses entstehen, können ein allgemeines<br />

Potenzial für <strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>,<br />

Wirtschaftswachstum und regionale Kooperation<br />

erschließen. Bis zu einem gewissen Grad<br />

geschieht <strong>die</strong>s durch Initiativen für gesamte<br />

Wassereinzugsgebiete.<br />

Kooperative Ansätze zu Flusssystemen können<br />

auch weniger greifbaren politischen Nutzen<br />

mit sich bringen. Die Nilbeckeninitiative<br />

verbindet Ägypten politisch und wirtschaftlich<br />

mit ärmeren Ländern in Afrika südlich der<br />

Sahara. Diese Verbindungen können Ausstrahlungseffekte<br />

auslösen. Beispielsweise könnte das<br />

politische Ansehen, das Ägypten durch <strong>die</strong><br />

Nilbeckeninitiative gewonnen hat, seine Position<br />

als Partner und Vertreter afrikanischer<br />

Interessen in der Welthandelsorganisation stärken.<br />

Abgesehen vom wirtschaftlichen und sicherheitsbezogenen<br />

Nutzen von Kooperation<br />

kann das internationale Ansehen von Ländern<br />

durch den Eindruck davon beeinflusst werden,<br />

wie gerecht und fair sie sich im Gewässermanagement<br />

gegen<strong>über</strong> schwächeren Nachbarn verhalten.<br />

Es gibt nicht den einen institutionellen<br />

Rahmen, der den Königsweg zur Erschließung<br />

Die Steigerung des<br />

Nutzens aus dem Fluss<br />

kann ein Potenzial für<br />

<strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>,<br />

Wirtschaftswachstum<br />

und regionale Kooperation<br />

erschließen<br />

6<br />

Die Bewirtschaftung grenz<strong>über</strong>schreitender Gewässer<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 277

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