Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Amu Darja Syr Darja Amu Darja Syr Darja Karte 6.4 Der schrumpfende Aral-See: die negativen Umweltfolgen des Baumwollanbaus 1960: Nahrungsmittelerzeugung und Fischerei Aral Kasachstan 2006: Baumwollmonokultur Aral Kasachstan Kisilorda Kisilorda Aral-See Kleiner See Aral- Aral-See Gro§er Nukus Nukus Usbekistan Taschkent Usbekistan Taschkent Turkmenistan Buchara Turkmenistan Buchara Fischereizone Nahrungsmittelerzeugung, teils mit Bewässerung 1957 Auszug aus einer Karte Ein halbes Jahrhundert des Niedergangs 1982 Auszug aus einem Satellitenfoto Trockenzone und nicht nutzbare Gebiete (Versalzung) Baumwollanbau mit umfassender Bewässerung 1993 Auszug aus einer Karte Staudamm Von Versalzung und Sandstürmen betroffene Gebiete Juli 2006 Auszug aus einem Satellitenfoto 1989/90 wurde der Aral-See in zwei Teile getrennt: den großen Aral-See und den kleinen Aral-See. Zwischen November 2000 und Juni 2001 wurde die Insel der Wiedergeburt (Wosroschdenija) zur Halbinsel. Die in dieser Karte gezeigten Grenzen und Namen und die verwendeten Bezeichnungen beinhalten keine offizielle Billigung oder Anerkennung durch die Vereinten Nationen. Hinweis: Wissenschaftliches Informationszentrum der Internationalen Kommission für Wasserkoordinierung, Internationaler Fonds zur Rettung des Aral-Sees, Weltbank, Bundesbehörde für Luft- und Raumfahrt (NASA) der Vereinigten Staaten, United States Department of the Interior 2001, Europäische Raumfahrtagentur (ESA), Quelle: Rekacewicz 1993. Wasserspiegel ist von 30 auf 38 Meter gestiegen. 21 Wenn diese positive Entwicklung anhält, bestehen gute Aussichten auf die Wiederherstellung der Fischereikommunen und der Nachhaltigkeit. Wenn sich die anderen Länder im Wassereinzugsgebiet des Sees ebenfalls zur Beteiligung entschlössen, würden sich die Chancen für die Sanierung des gesamten Beckens beträchtlich verbessern. Der Tschad-See und der Aral-See veranschaulichen auf extreme Weise, was geschieht, wenn Wasserläufe radikal verändert werden. In beiden Fällen war die Wasserknappheit ein zentraler Aspekt des Problems. Der Umstand, dass sie durch menschliche Eingriffe und Umleitungen verursacht wurde, unterstreicht die Bedeutung von Konzepten zur Förderung nachhaltiger Muster der Wassernutzung. Wie Seen sind auch Flüsse eine Lebensader. Sie können jedoch auch Schadstoffe in andere Länder tragen. Aufgrund der Einleitung von Abwässern aus Metall- und Chemiefabriken in die Flüsse Ili und Irtysch ist das Wasser in weiten Teilen Kasachstans für den Genuss durch den Menschen fast unbrauchbar. Ähnliche Probleme bestehen auch im Kura-Aras- Wassereinzugsgebiet innerhalb der Territorien von Armenien, Aserbaidschan und Georgien. 6 Die Bewirtschaftung grenzüberschreitender Gewässer BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006 269
Kasten 6.1 Die negativen Folgen fehlender Zusammenarbeit in Zentralasien 6 Die Bewirtschaftung grenzüberschreitender Gewässer 270 Die zentralasiatischen Länder sind in einem Geflecht gegenseitiger Abhängigkeit beim Wasser gefangen. Die Einzugsgebiete der Flüsse Syr Darja und Amu Darja verknüpfen Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan in einem für ihre Entwicklungsaussichten lebenswichtigen Wasser-Energie-Verbund. Diese Aussichten werden jedoch durch schlechte Kooperation stark eingeschränkt. Dieser Verbund lässt sich am besten verstehen, wenn man dem Lauf der Flüsse folgt. In den oberen Abschnitten des Syr Darja stürzt das Wasser rasch aus großen Höhen herab. Der riesige Toktogul- Stausee in Kirgisistan diente in den 1970er Jahren zur Wasserspeicherung und zum Ausgleich der Wassermenge für die Bewässerung zwischen den trockenen und feuchten Jahreszeiten in Usbekistan und Südkasachstan. In der Sowjetära wurden etwa drei Viertel der Wassermenge in den Sommermonaten und ein Viertel im Winter abgelassen. Der mit dem abgelassenen Wasser im Sommer erzeugte Strom wurde auch exportiert, und im Gegenzug erhielt Kirgisistan Gas aus Kasachstan und Usbekistan zur Deckung des Energiebedarfs im Winter. Seit der Unabhängigkeit ist diese Kooperationsstruktur zusammengebrochen. Nach der Liberalisierung der Märkte wurde der Energiehandel allgemeinen kommerziellen Spielregeln unterworfen, sodass die kirgisischen Behörden für Brennstoffimporte Weltmarktpreise zahlen mussten. Daraufhin begannen sie, zur Stromerzeugung im Winter mehr Wasser aus dem Toktogul-Stausee abzulassen, wodurch im Sommer weniger für die Bewässerung in Kasachstan und Usbekistan bereitstand. Während der 1990er Jahre verringerte sich die im Sommer verfügbare Wassermenge um die Hälfte, was zu akutem Mangel an Bewässerungswasser führte. 1992 wurden Verhandlungen über die gemeinsame Nutzung von Wasser und Energie aufgenommen, sind aber kaum vorangekommen. Wenngleich sich sowohl Unterlieger- als auch Oberliegerstaaten darüber im Klaren sind, dass die Speicherung von Wasser in den oberen Lagen des Wassereinzugsgebiets eine ökonomische Dienstleistung ist und ein System für den Tausch von Wasser gegen Energie und fossile Brennstoffe entwickelt werden muss, hat sich eine Einigung auf Mengen und Preise als schwierig erwiesen. 2003 und 2004 konnten sich die Regierungen nicht einmal auf Pläne lediglich für das jeweilige Jahr verständigen. Welche Auswirkungen hat die Kooperation auf die nationale Politik gehabt? In Usbekistan verfolgt man die Politik, die Fähigkeit zur eigenständigen Deckung des Bedarfs zu verbessern und die Abhängigkeit vom Toktogul-Stausee zu verringern. Teil dieser Strategie ist der Bau von Stauseen mit einer Speicherkapazität von 2,5 Millionen Kubikmetern Wasser. Kasachstan hat ebenfalls eine nationale Quelle: Greenberg 2006, Micklin 1991, 1992, 2000, Peachey 2004, UNDP 2005a, Weinthal 2002, 2006. BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006 Das Einzugsgebiet versorgt 6,2 Millionen Menschen im Raum mit der höchsten Bevölkerungs- und Industriekonzentration in der Transkaukasusregion. Institutionelle Mängel sind unterentwickelte völkerrechtliche Vereinbarungen auf regionaler Ebene, zersplitterte Gewässerüberwachung und fehlende regionale Reaktion auf ein regionales Problem entwickelt und prüft die Möglichkeit eines Stausees mit einer Kapazität von drei Milliarden Kubikmeter bei Koserai. Angesichts seines Wasserreichtums strebt Kirgisistan die Energieautarkie an. Die Behörden prüfen den Bau von zwei neuen Stauseen und Wasserkraftwerken, die genug Strom für die Deckung des Eigenbedarfs plus einen Überschuss für den Export erzeugen würden. Die Kosten von 2,3 Milliarden Dollar entsprechen jedoch dem 1,2-fachen des Bruttonationaleinkommens des Landes. Eine Alternative wäre der Bau eines kostengünstigeren Wärmekraftwerks zur Deckung des Energiebedarfs im Winter. Dies wäre ökonomisch sinnvoller, entspräche jedoch nicht den nationalen Bestrebungen nach Energieautarkie. Das Kraftwerk würde die Abhängigkeit Kirgisistans von Erdgaslieferungen aus Usbekistan erhöhen, die immer wieder einseitig unterbrochen werden. Mangelnde Kooperation verhindert in diesem Fall verbesserte Effizienz durch Handel. Die Unfähigkeit, sich auf kooperative Lösungen zu verständigen, ist für alle Seiten schädlich. Sie hat die Länder gezwungen, suboptimale Strategien für die Schaffung alternativer Infrastruktur mit potenziell hohen wirtschaftlichen Verlusten zu verfolgen. Nach Weltbankschätzungen würden Usbekistan 36 Millionen und Kasachstan 31 Millionen Dollar einsparen, wenn das Wasser im Toktogul-Stausee für Bewässerungszwecke statt zur Stromerzeugung eingesetzt würde. Die Mehrkosten für Kirgisistan beliefen sich auf 35 Millionen Dollar. Die einfache Kosten-Nutzen-Rechnung ergibt, dass in dem Wassereinzugsgebiet durch Kooperation 32 Millionen Dollar eingespart werden könnten und es für alle Länder vorteilhafter wäre, wenn die Unterliegerstaaten Kirgisistan entschädigen würden. Unmittelbar südlich davon könnte Tadschikistan zum drittgrößten Erzeuger von Strom aus Wasserkraft auf der Welt werden. Die Entwicklung verzögert sich jedoch, weil die internationalen Finanzinstitutionen aufgrund der fehlenden zwischenstaatlichen Kooperation in der Region derzeit nicht bereit sind, Darlehen für Wasserkraftprojekte zu vergeben. Wenn klar ist, dass die Autarkiebestrebungen im gesamten Wassereinzugsgebiet mit großen wirtschaftlichen Nachteilen verbunden sind und der wirtschaftliche Nutzen von Kooperation so beträchtlich ist, was hält dann die zentralasiatischen Länder zurück? Mit einem Wort: Politik. Wirksame grenzüberschreitende Gewässerbewirtschaftung erfordert einen konstruktiven Dialog und Verhandlungen zur Auslotung von für alle Seiten vorteilhaften Szenarien und zur Entwicklung der Finanzierungs- und allgemeineren Kooperationsstrategien, um diese zu verwirklichen. An diesem Dialog hat es in der Region offenkundig gemangelt. Kooperationsmechanismen, die keines der Länder für sich allein beheben kann. Sie machen die Wasserverschmutzung zu einem schwerwiegenden Problem für alle drei Länder. 22 Katastrophen können Länder zur Kooperation bewegen. Mehr als die Hälfte des Staatsgebiets der Ukraine liegt im Dnjepr-Wasserein-
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