Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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Fällen große Umweltschäden verursacht, aber<br />
sie haben auch den wirtschaftlichen Wohlstand<br />
und den sozialen Fortschritt unterstützt.<br />
In den Vereinigten Staaten betrafen viele<br />
der größten je getätigten Investitionen der<br />
Bundesregierung <strong>die</strong> Speicherung von Wasser,<br />
seine Nutzung zur Stromerzeugung und <strong>die</strong><br />
Eindämmung seines Überschwemmungspotenzials.<br />
Einer Schätzung zufolge hat das US Army<br />
Corps of Engineers seit 1920 allein 200 Milliarden<br />
Dollar für Hochwassermanagement und<br />
Hochwasserschutz aufgewendet (mit einem<br />
Nutzen von etwa 700 Milliarden Dollar). 64 Die<br />
1933 als Teil des New Deal für den Bau von<br />
Dämmen, Wasserkraftanlagen und Stauseen<br />
eingerichtete Tennessee Valley Authority verwandelte<br />
das Tal des Tennessee-Flusses von<br />
einem <strong>über</strong>schwemmungsgefährdeten verarmten<br />
Teil der so genannten „Staubschüssel“ mit<br />
einigen der schlechtesten Indikatoren für <strong>die</strong><br />
<strong>menschliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> in den Vereinigten<br />
Staaten in ein Gebiet mit einer blühenden<br />
Landwirtschaft. Der Teufelskreis der Armut im<br />
ländlichen Raum, von der in einer der ärmsten<br />
Regionen der Vereinigten Staaten mehr als zwei<br />
Millionen Menschen betroffen waren, konnte<br />
innerhalb einer Generation durchbrochen<br />
werden. 65<br />
Die Risikominderung bei der Wasserbewirtschaftung<br />
durch Hochwasserschutzsysteme<br />
und <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong> einer wirtschaftlichen<br />
Infrastruktur waren in vielen reichen Ländern<br />
wichtige Fortschrittsgrundlagen. Nirgendwo<br />
zeigt sich <strong>die</strong>s deutlicher als in Japan, wo umfassende<br />
Nachkriegsinvestitionen in <strong>die</strong> Infrastruktur<br />
den raschen Ausbau von Wasserkraftanlagen,<br />
Hochwasserschutz und Bewässerungslandwirtschaft<br />
unterstützten. Bis zum Zweiten<br />
Weltkrieg litt <strong>die</strong> japanische Wirtschaft stark<br />
unter den enormen negativen Folgen von Überschwemmungen,<br />
<strong>die</strong> von starken jahreszeitlichen<br />
Niederschlägen und Taifunen ausgelöst<br />
wurden. Die Verluste beliefen sich bisweilen auf<br />
mehr als 20 Prozent des Bruttonationaleinkommens<br />
(BNE). Seit 1970 haben <strong>die</strong> Auswirkungen<br />
von Überschwemmungen in keinem<br />
Jahr mehr als ein Prozent des BNE <strong>über</strong>stiegen.<br />
66 60 Prozent des Produktivvermögens<br />
des Landes befinden sich in tiefgelegenen <strong>über</strong>schwemmungsgefährdeten<br />
Ebenen, in denen<br />
auch der größte Teil der japanischen Bevölkerung<br />
lebt. Mit einem durchschnittlichen Aufwand<br />
von neun Milliarden US-Dollar jährlich<br />
konnte das Risiko jedoch durch Infrastruktur<br />
und Wassermanagement verringert werden.<br />
Unzureichende Infrastruktur<br />
in armen Ländern<br />
Die globale Verteilung der Wasserinfrastruktur<br />
steht in einem umgekehrten Verhältnis zur<br />
globalen Verteilung der Risiken für <strong>die</strong> Sicherheit<br />
der Wasserversorgung. Saisonale Klimaschwankungen,<br />
unbeständige Niederschläge<br />
und <strong>die</strong> Gefahr von Überschwemmungen und<br />
Dürren stellen in den <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />
eine viele größere Bedrohung dar als in reichen<br />
Ländern. Gleichzeitig sind in den Erstgenannten<br />
<strong>die</strong> Institutionen und <strong>die</strong> Infrastruktur zur<br />
Gewährleistung einer sicheren Wasserversorgung<br />
wesentlich schwächer ausgeprägt. 67<br />
Dürren belegen nachdrücklich <strong>die</strong> negativen<br />
Folgen schwacher Infrastruktur. Ausbleibende<br />
Niederschläge führen zur Erschöpfung<br />
von Wassereinzugsgebieten, Agrarland<br />
und Weiden, schädigen den Boden und zerstören<br />
Ernten. Von der Staubschüssel der<br />
Vereinigten Staaten in den 1930er Jahren <strong>über</strong><br />
<strong>die</strong> Sahelzone in den 1970ern und Ostafrika<br />
heute hat sich gezeigt, dass Dürren eine enorme<br />
Zerstörungskraft und ein sehr großes Potenzial<br />
für <strong>die</strong> Aushöhlung mühsam erzielter Fortschritte<br />
bei der <strong>menschliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> aufweisen.<br />
Dürren treffen <strong>die</strong> Armen im ländlichen<br />
Raum in Form von Produktionseinbußen,<br />
Verlusten von Vieh und Bodenfruchtbarkeit<br />
sowie extremem Trinkwassermangel.<br />
Wenn Vieh verendet und Ernten ausbleiben,<br />
verlieren arme Haushalte Einkommen und ihre<br />
Ernährungssituation verschlechtert sich. Die<br />
Verluste wettzumachen, kann Jahre dauern.<br />
Afrika südlich der Sahara ist <strong>die</strong> am stärksten<br />
betroffene Region. 2005 waren allein am<br />
Horn von Afrika 20 Millionen Menschen von<br />
Dürren bedroht. In weiten Teilen der Sahelzone,<br />
Ostafrikas und des südlichen Afrika sind<br />
Dürren endemisch und es kommt alle drei<br />
bis fünf Jahre zu einem signifikanten Dürreereignis.<br />
Afrika südlich der Sahara ist jedoch<br />
Saisonale<br />
Klimaschwankungen,<br />
unbeständige<br />
Niederschläge,<br />
Überschwemmungen<br />
und Dürren stellen in<br />
<strong>Entwicklung</strong>sländern<br />
eine viele größere<br />
Bedrohung dar<br />
4<br />
Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 197