Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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Die Krise der Wasser- und Sanitärversorgung beenden<br />
In großen Teilen der sich<br />
entwickelnden Welt stellt<br />
verunreinigtes Wasser eine<br />
ungleich größere Bedrohung<br />
der <strong>menschliche</strong>n Sicherheit<br />
dar als gewaltsame Konflikte<br />
vorgebracht. Nationalen Regierungen ist sehr<br />
bewusst, wie es sich auf <strong>die</strong> knappen Haushaltmittel<br />
auswirkt, wenn mannigfaltige Forderungen<br />
nach mehr Ausgaben gestellt werden.<br />
Weniger Aufmerksamkeit wurde bislang den<br />
wirtschaftlichen Kosten der Krise im Bereich<br />
Wasser- und Sanitärversorgung gewidmet, und<br />
den Folgen <strong>die</strong>ser Kosten in Bezug auf Wohlstand<br />
oder Armut.<br />
Untersuchungen, <strong>die</strong> von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) für <strong>die</strong>sen <strong>Bericht</strong><br />
durchgeführt wurden, verwendeten ein globales<br />
Modell, um <strong>die</strong> bestmöglichen Schätzungen<br />
bezüglich der Kosten des Defizits in den Bereichen<br />
Wasser- und Sanitärinfrastruktur abzuleiten.<br />
32 Dieses Modell fragt danach, was unterschiedliche<br />
Regionen einsparen könnten, wenn<br />
<strong>die</strong> gesamte Bevölkerung Zugang zu grundlegender<br />
kostengünstiger Technologie im<br />
Bereich Wasser- und Sanitärversorgung hätte.<br />
Einige der Ergebnisse:<br />
• Die Gesamtkosten des derzeitigen Defizits<br />
belaufen sich auf 170 Milliarden US-Dollar,<br />
oder 2,6 Prozent des BIP der <strong>Entwicklung</strong>sländer.<br />
• Die Kosten in den Ländern Afrikas südlich<br />
der Sahara belaufen sich auf insgesamt<br />
23,5 Milliarden US-Dollar, oder fünf Prozent<br />
des BIP – eine Zahl, <strong>die</strong> größer ist als<br />
<strong>die</strong> gesamte <strong>Entwicklung</strong>shilfe und Entschuldung<br />
im Jahr 2003.<br />
• Die Verluste nach Regionen betragen<br />
29 Milliarden US-Dollar in Lateinamerika,<br />
34 Milliarden in Südasien und 66 Milliarden<br />
in Ostasien.<br />
Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu behandeln.<br />
Dennoch machen sie zwei wichtige Punkte<br />
deutlich. Der erste ist eine Abwandlung des<br />
Leitmotivs, dass Vorbeugen besser ist als Heilen.<br />
Die Zielvorgabe des Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziels,<br />
den Anteil der Bevölkerung ohne<br />
Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung zu<br />
halbieren, würde, wenn man in kostengünstige,<br />
nachhaltige Technologien investiert, jährlich<br />
ca. zehn Milliarden US-Dollar kosten. Der allgemeine<br />
Zugang würde <strong>die</strong>se Zahl in Abhängigkeit<br />
von der jeweiligen Technologie auf 20 bis<br />
30 Milliarden US-Dollar erhöhen. 33 Konservativ,<br />
am unteren Ende des Kostenspektrums,<br />
geschätzt würde es rund neun Mal mehr kosten,<br />
wenn man zulässt, dass <strong>die</strong> Defizite bei der<br />
Wasser- und Sanitärversorgung fortbestehen,<br />
als wenn man sie beseitigt. Letztendlich sind <strong>die</strong><br />
Argumente für staatliches Handeln im Bereich<br />
der Wasser- und Sanitärversorgung in den<br />
Menschenrechten und moralischen Imperativen<br />
verwurzelt. Gleichzeitig weist <strong>die</strong> Kosten-<br />
Nutzen-Analyse darauf hin, dass der gesunde<br />
wirtschaftliche Menschenverstand <strong>die</strong>se Argumente<br />
wirksam stützt.<br />
Der zweite Punkt bezieht sich auf <strong>die</strong> Verteilung.<br />
Die Schätzungen der wirtschaftlichen<br />
Verluste im Zusammenhang mit den Defiziten<br />
im Bereich Wasser- und Sanitärversorgung<br />
basieren auf regionalen Daten. Der größte Teil<br />
der Verluste wird jedoch von Menschen getragen,<br />
<strong>die</strong> unter oder knapp <strong>über</strong> der Armutsgrenze<br />
leben. Die Verluste werden <strong>über</strong>proportional<br />
von den Armen getragen, denn <strong>die</strong><br />
Armen machen einen großen Teil der Bevölkerung<br />
aus, <strong>die</strong> keinen Zugang zu Wasserund<br />
Sanitärversorgung hat. Dies lässt darauf<br />
schließen, dass <strong>die</strong> Anstrengungen einiger der<br />
ärmsten Haushalte der Welt, Ressourcen für<br />
Nahrung, Gesundheit, Bildung und – was entscheidend<br />
ist – Produktion zu mobilisieren,<br />
durch unzureichende Investitionen in <strong>die</strong><br />
Wasser- und Sanitärversorgung untergraben<br />
werden. Daraus folgt, dass <strong>die</strong> Armen aus Investitionen<br />
in <strong>die</strong>se Bereiche mit Sicherheit <strong>über</strong>proportional<br />
Nutzen ziehen werden, was auch<br />
den Anstrengungen zur Minderung der Armut<br />
zu Gute kommt.<br />
Verzögerungen bei der<br />
Senkung der Kindersterblichkeit –<br />
der tödliche Zusammenhang zum<br />
Zeitpunkt der Geburt<br />
In großen Teilen der sich entwickelnden Welt<br />
stellt verunreinigtes Wasser eine ungleich<br />
größere Bedrohung der <strong>menschliche</strong>n Sicherheit<br />
dar, als gewaltsame Konflikte. Diese Bedrohung<br />
beginnt bei der Geburt. Unsauberes Wasser<br />
und fehlende Sanitärversorgung stehen in<br />
direktem Zusammenhang mit der riesigen<br />
Kluft bei den Lebenschancen zum Zeitpunkt<br />
der Geburt, welche <strong>die</strong> Kinder, <strong>die</strong> in reichen<br />
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BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>