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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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KAPITEL<br />

Konkurrenz um Wasser<br />

5 in der Landwirtschaft<br />

Während der nächsten<br />

Jahrzehnte werden sich<br />

zahlreiche <strong>Entwicklung</strong>sländer<br />

mit einem verstärkten<br />

Wettbewerb um Wasser<br />

konfrontiert sehen<br />

Vor hundert Jahren machte William Mulholland, der Leiter der Wasserbehörde<br />

von Los Angeles, Kalifornien mit einem neuen Konzept staatlicher Politik bekannt:<br />

dem Griff nach Wasser. Mit dem Problem konfrontiert, in einer kleinen, rasch<br />

wachsenden Wüstenstadt <strong>die</strong> Nachfrage nach Wasser decken zu müssen, kaufte<br />

Mulholland in aller Stille Wasserrechte im mehr als 200 Meilen nördlich gelegenen<br />

Owens Valley, baute ein Aquädukt quer durch <strong>die</strong> glutheiße Mojave-Wüste und<br />

versorgte so das Stadtzentrum von Los Angeles mit Wasser. Heftige Proteste waren<br />

<strong>die</strong> Folge. Viehzüchter im Owens Valley versuchten das Aquädukt zu sprengen, worauf<br />

<strong>die</strong> Wasserbehörde mit einem massiven Polizeieinsatz reagierte. Dieser Wassertransfer<br />

ebnete den Weg für das Wachstum von Los Angeles. Die Stadtbewohner<br />

erhielten Wasser in unbegrenzter Menge und <strong>die</strong> großen kommerziellen Farmen<br />

erhielten Bewässerungswasser, mit dessen Hilfe <strong>die</strong> Wüste zum Blühen gebracht<br />

und Baumwolle und andere wasserintensive Kulturen angebaut wurden. Verlierer<br />

waren <strong>die</strong> Farmer im Owens Valley.<br />

Die Zeiten haben sich geändert – aber manches<br />

ist gleich geblieben. Heutzutage legen <strong>die</strong> Bewohner<br />

Südkaliforniens ihre Wasserstreitigkeiten<br />

auf dem Gerichtsweg anstatt mit Dynamit<br />

und Gewehren bei. Aber <strong>die</strong> Mulholland-Episode<br />

illustriert zwei auch heute noch geltende<br />

Merkmale des Wassermanagements. Erstens:<br />

Wasser ist Macht – und wenn Wasser knapp<br />

ist, spielen Machtverhältnisse bei der Entscheidung,<br />

wer Zugang zu Wasser erhält und zu welchen<br />

Bedingungen, eine wichtige Rolle. Zweitens:<br />

Bei zunehmender Wasserknappheit sind<br />

<strong>die</strong>jenigen, deren Stimme bei den Zuteilungsentscheidungen<br />

kein Gehör findet, in der Regel<br />

<strong>die</strong> ersten, <strong>die</strong> sich auf eine Reduzierung der<br />

Versorgung einstellen müssen.<br />

Während der nächsten Jahrzehnte werden<br />

sich zahlreiche <strong>Entwicklung</strong>sländer mit einem<br />

verstärkten Wettbewerb um Wasser konfrontiert<br />

sehen. Bevölkerungswachstum, steigende<br />

Einkommen, veränderte Ernährungsgewohnheiten,<br />

Verstädterung und industrielle <strong>Entwicklung</strong><br />

werden <strong>die</strong> Nachfrage nach einem<br />

letztlich begrenzten Wasserangebot erhöhen.<br />

Wo Wassereinzugsgebiete bereits <strong>über</strong>nutzt<br />

sind, wird <strong>die</strong>s trotz Effizienzsteigerungen zu einem<br />

akuten Anpassungsdruck führen. Dieser<br />

wird sich vor allem auf <strong>die</strong> Landwirtschaft konzentrieren,<br />

<strong>die</strong> der größte Wasserverbraucher<br />

und <strong>die</strong> Ernährungsquelle für eine wachsende<br />

Bevölkerung ist. Macht und Mitsprache werden<br />

in starkem Maß dar<strong>über</strong> entscheiden, wie<br />

sich <strong>die</strong>ser Anpassungsprozess auf <strong>die</strong> Armen<br />

auswirkt.<br />

Angesichts der wachsenden Sorge <strong>über</strong><br />

Wasserknappheit steht heute <strong>die</strong> Sicherung der<br />

Ernährung im Brennpunkt der globalen Debatte<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Bewirtschaftung der Wasserressourcen.<br />

Die häufig gestellte Frage lautet, ob <strong>die</strong><br />

Welt <strong>über</strong> genügend Wasser verfügt, um den<br />

5<br />

Konkurrenz um Wasser in der Landwirtschaft<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 219

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