Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...
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Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />
In den nächsten<br />
50 Jahren könnte sich <strong>die</strong><br />
Gletscherschmelze zu einer<br />
der gravierendsten<br />
Bedrohungen für den<br />
<strong>menschliche</strong>n Fortschritt<br />
und <strong>die</strong> Sicherheit der<br />
Nahrungsmittelversorgung<br />
entwickeln<br />
rungsmitteln, Kaffee und Tee um ein<br />
Drittel zurückgehen. 92<br />
• Südliches Afrika: Szenarien zwischen den<br />
besten und den schlechtesten Annahmen<br />
für <strong>die</strong> globale Erwärmung prognostizieren<br />
einen Anstieg der regionalen Durchschnittstemperatur<br />
zwischen 1,5 und<br />
3,0 Grad Celsius und einen Rückgang der<br />
durchschnittlichen jährlichen Niederschläge<br />
um 10 bis 15 Prozent, zu einem großen<br />
Teil während der Wachstumsperiode. Dem<br />
Sambesi droht ein prognostizierter Rückgang<br />
der Abflüsse um etwa ein Drittel bis<br />
2050, der für das gesamte Einzugsgebiet des<br />
Flusses sogar 40 Prozent oder mehr ausmachen<br />
könnte. Die chronischen Krisen<br />
der Nahrungsmittelversorgung in Malawi,<br />
Mosambik, Sambia und Simbabwe dürften<br />
häufiger werden. Angesichts eines Temperaturanstiegs<br />
um ein bis zwei Grad Celsius<br />
und weniger Wasser werden <strong>die</strong> Maiserträge<br />
drastisch zurückgehen. 93<br />
• Sahel: Im letzten Vierteljahrhundert wurde<br />
im Sahel der stärkste und dauerhafteste je<br />
irgendwo gemessene Niederschlagsrückgang<br />
registriert, der auch in den wiederkehrenden<br />
Dürren in Burkina Faso, Mali und<br />
Niger zum Ausdruck kam. In Westafrika<br />
sind <strong>die</strong> Abflüsse seit den 1970er Jahren um<br />
mehr als 40 Prozent zurückgegangen.<br />
Zukünftig könnte der Niger, der zehn arme<br />
und aride Länder mit Wasser versorgt, ein<br />
Drittel seiner Abflüsse einbüßen. Simulationen<br />
auf der Grundlage von Untersuchungen<br />
im Sudan halten einen Rückgang<br />
der Produktion von Sorghum um<br />
20 bis 76 Prozent und von Hirse um 18 bis<br />
82 Prozent für möglich. 94<br />
Gletscherschmelze<br />
In vielen Teilen der Welt fungieren Gletscher<br />
als Wasserspeicher. Sie lagern im Winter Eis<br />
und Schnee ab und geben sie bei steigenden<br />
Temperaturen langsam wieder ab. Diese Abflüsse<br />
kommen dann den Agrarerzeugern im Tiefland<br />
zugute. Heute schmelzen <strong>die</strong>se Speicher<br />
immer rascher ab. Und schmelzende Gletscher<br />
sind gleichbedeutend mit einer Verringerung<br />
der Wasservorräte in großem Umfang.<br />
In weiten Teilen Zentralasiens, Lateinamerikas<br />
und Südasiens hängt <strong>die</strong> Sicherung der<br />
Lebensgrundlagen in ländlichen Gebieten von<br />
Gletschern ab. Allein <strong>die</strong> Gletscher der Himalaja-Ketten<br />
und Tibets speisen sieben der größten<br />
Flüsse auf der Welt (Brahmaputra, Ganges,<br />
Indus, Irrawaddy, Mekong, Saluen und Jangtse),<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Wasserversorgung von mehr als zwei Milliarden<br />
Menschen sichern. Durch <strong>die</strong> globale<br />
Erwärmung schmelzen <strong>die</strong> Gletscher rascher,<br />
wodurch das Risiko von Überschwemmungen<br />
im Frühjahr steigt, auf <strong>die</strong> dann Wasserknappheit<br />
im Sommer folgt. In den nächsten 50 Jahren<br />
könnte sich <strong>die</strong> Gletscherschmelze zu einer der<br />
gravierendsten Bedrohungen für den <strong>menschliche</strong>n<br />
Fortschritt und <strong>die</strong> Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung<br />
entwickeln (Kasten 4.9).<br />
Extreme Klimaereignisse<br />
Wo und wann extreme Klimaereignisse und<br />
humanitäre Krisen stattfinden, bleibt unvorhersehbar.<br />
Dass sie häufiger werden dürften,<br />
kann heute jedoch mit einer bestimmten<br />
Gewissheit prognostiziert werden. Für viele<br />
Millionen Menschen wird <strong>die</strong> Wasserversorgung<br />
unsicherer und unvorhersehbarer werden.<br />
Abgesehen von den komplexen Schwankungen<br />
individueller Wettersysteme kommt es<br />
zu verschiedenen grundlegenden Veränderungen<br />
der Kräfte, <strong>die</strong> den hydrologischen Kreislauf<br />
steuern. Die globale Erwärmung erhöht <strong>die</strong><br />
Temperatur der Kontinente, während <strong>die</strong><br />
Gletscherschmelze <strong>die</strong> Wassertemperatur der<br />
Weltmeere senkt. Der Unterschied zwischen<br />
<strong>die</strong>sen beiden Temperaturen beeinflusst den<br />
asiatischen Monsun. Ein wärmeres Klima<br />
bedeutet, dass <strong>die</strong> Luft mehr Wasserdampf<br />
speichern kann, sodass <strong>die</strong> Sommermonsunwinde<br />
mehr Feuchtigkeit mit sich tragen.<br />
Die meisten Klimamodelle besagen, dass sich<br />
<strong>die</strong> Monsunniederschlagsmuster um 25 bis<br />
100 Prozent ändern werden. Schwankungen<br />
von gerade einmal zehn Prozent verursachen<br />
jedoch nachgewiesenermaßen bereits schwere<br />
Überschwemmungen oder Dürren. 95 Wie<br />
<strong>die</strong> Überschwemmungen in Mumbai 2005<br />
zeigten, können stärkere Niederschläge verheerende<br />
Konsequenzen haben: Damals starben<br />
500 Menschen.<br />
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BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>